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Plakatmotiv: Mona Lisa (1983)

Eine Liebesgeschichte aus der Hölle
mit verführerisch schönen Bildern

Titel Mona Lisa
(Mona Lisa)
Drehbuch Neil Jordan & David Leland
Regie Neil Jordan, UK 1986
Darsteller
Bob Hoskins, Cathy Tyson, Michael Caine, Robbie Coltrane, Clarke Peters, Kate Hardie, Zoë Nathenson, Sammi Davis, Rod Bedall, Joe Brown, Pauline Melville, Joseph Karimbeik, John R. Darling, Bryan Coleman, Robert Dorning, Raad Rawi, David Halliwell, Stephen Persaud u.a.
Genre Krimi, Drama
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
11. Dezember 1986
Inhalt

George kommt frisch aus dem Gefängnis. Weil er weder seine Auftraggeber noch seine Kumpane von früher verraten hat, meint er, dass ihm diese etwas schulden. Seine Ex-Frau will nichts mehr von ihm wissen und hält die gemeinsame Tochter von ihm fern. Er kommt in der Garage seines Freundes Thomas unter und findet als Chauffeur im Unternehmen seines ehemaligen Bosses Mortwell einen Job.

Mortwell ist eine Größe in der lokalen Rotlichtszene und gibt George den Auftrag, das Edel-Call-Girl Simone von einem Freier zum nächsten zu fahren. Simone, mit ihren an den feinen Kunden geschulten Manieren, und der gradlinige, etwas schlichte George müssen sich erst zusammenraufen. Doch langsam lernt George den Menschen, der sich hinter der Rolle der Edel-Prostituierten verbirgt, kennen und schätzen.

Simone nutzt Georges Zuneigung, um ihn für einen Auftrag einzuspannen: Seit langer Zeit schon sucht Simone ihre verschollene Freundin Cathy, die wegen ihrer Drogensucht in noch dunklere Ecken der Prostitution abgerutscht ist. George hört sich auf der Straße um und findet heraus, dass sein Chef Mortwell etwas mit Cathys Verschwinden zu tun hat. Als er Cathy findet, gerät er endgültig ins Fadenkreuz der Mafiosi …

Was zu sagen wäre

Eine Geschichte aus dem Milieu der Arschlöcher. Hier leben gnadenlose Zuhälter und alte, reiche Männer ihre Gier auf sehr junge Mädchen mit Drogen und Alkohol aus. Eine Welt zwischen Kellergeschoss, Neonleuchten und Fünf-Sterne-Hotel. In diesem Milieu erwartet man eigentlich keine herzlichen Menschen. Aber Neil Jordan stellt sie hinein in seinem Film in dieses Milieu.

In seinem Film kommt George, ein kleiner, bulliger Kerl, nach sieben Jahren aus dem Knast. Warum er da saß, erfahren wir nicht, können aber von Körperverletzung, Diebstahl und solchen Sachen als -Grund ausgehen. Ein Mörder ist er nicht; nicht bei sieben Jahren Gefängnis. Er legt Wert auf Fairness, möchte von seinem ehemaligen Boss, den er nicht verpfiffen hat, fair behandelt werden, am besten mit einem Jobangebot. Er ist uns gleich sympathisch. Bob Hoskins spielt ihn mit beeindruckendem Langmut bei gleichzeitig kurzer Lunte und Gelassenheit ("Sweet Liberty" – 1986; Brazil – 1985; Cotton Club – 1984; Pink Floyd – The Wall – 1982; "Rififi am Karfreitag" – 1980). Anders als viele seiner Filmbrüder hält er sich nicht für den Größten, in die Welt der Reichen und Eitlen zieht es ihn nicht.

Da geht er nur hin, wenn er Simone von Job zu Job fährt. Die Edelprostituierte, ein kühl elegante Erscheinung, nennt er abschätzig eine Hure, als die sich über Georges Klamotten mokiert, Plakatmotiv: Mona Lisa (1983) aber er akzeptiert, dass er sich nach ihr zu richten hat und sie die dicken Geldbündel in der Tasche hat; sie kleidet ihn sogar neu ein, auf dass er im Ritz mit seinen bunten Lederjacken nicht mehr so auffällt. Sie sind zwei verlorene Herzen auf der Suche nach dem, was sie unter Liebe verstehen, was bei ihnen nichts mit Romantik und Sex zu hat, Vertrauen würde schon reichen. In der kalten Welt des käuflichen Sex und der schnellen Gewalt bilden sie eine warme Insel. Jedenfalls eine Zeit lang.

Neil Jordan ("Die Zeit der Wölfe" – 1984; "Angel – Straße ohne Ende" – 1982) bettet seine Figuren in großartig gefilmtes Panorama, installiert seine Kamera erfrischend unkonventionell in überraschenden Positionen. Als sich die Handlung in einer Fahrstuhlkabine mit Gitterwänden zuspitzt, lässt er seinen Kameramann aus einer parallel zu diesem Fahrstuhl fahrenden Aufzugkabine drehen, was bei der Fahrt durch die Etagen durch den dauernden Wechsel von langen Hausfluren, Böden und Zwischendecken große Irritation und Spannung in die unübersichtliche Szene bringt. Immer wieder passt er seine Charaktere in Bildkompositionen, die die aktuelle Stimmung spiegeln – mal eng umrahmt, mal weitläufig, mal ohne klares Ziel.

Der Film erzählt kein romantisch verklärtes Märchen. Er erzählt von Einsamkeit und dem harten Kampf auf der Straße, bei dem die größte Gefahr darin besteht, zu früh zu vertrauen. Wie gut, dass George wenigstens in Thomas einen wahren Vertrauten hat. Den spielt Robbie Coltrane (Krull – 1983; Flash Gordon – 1980) als kreativen Handwerker, der Kriminalromane liebt und Lampen in Spaghetti-Eis-Form verkauft. Sein Thomas ist im Kinosessel eine Erholung in dieser kalten Welt.

Eine Liebesgeschichte, ein Thriller, ein Drama, eine Tragödie. "Mona Lisa" ist all das in Form eines wunderbar designten Films.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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