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Plakatmotiv: Halbblut – Thunderheart (1992)

Eine überraschungsarme Story in
bestechend schöner Landschaft

Titel Halbblut – Thunderheart
(Thunderheart)
Drehbuch John Fusco
Regie Michael Apted, USA 1992
Darsteller
Val Kilmer, Sam Shepard, Graham Greene, Fred Ward, Fred Thompson, Sheila Tousey, Ted Thin Elk, John Trudell, Julius Drum, Sarah Brave, Allan R.J. Joseph, Sylvan Pumpkin Seed, Patrick Massett, Rex Linn, Brian A. O'Meara, Duane Brewer, Lewis C. Bradshaw, Dennis Banks u.a.
Genre Crime
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
10. September 1992
Inhalt

FBI-Agent Ray Levoi wird zusammen mit seinem Kollegen Frank Coutelle von Washington nach South Dakota geschickt, wo im Indianerreservat von Pine Ridge ein Mord geschehen ist. Ray scheint für diesen Fall geradezu prädestiniert zu sein, denn in seinen Adern fließt indianisches Blut.

Als Ratgeber und Ansprechpartner steht ihm vor Ort der indigene Polizist Walter Krähen-Hengst zur Seite. Ray, der sich bisher in keiner Weise mit seinem indigenen Erbe näher auseinandergesetzt hat, kann mit den Stammesstreitigkeiten zunächst wenig anfangen. Doch allmählich beginnt er zu begreifen, was das Leben im Reservat für die amerikanischen Ureinwohner bedeutet. Er versucht, das Verhalten der Indianer, ihre Traditionen und ihre Sicht der Welt zu verstehen.

Nach und nach entwickelt Ray Sympathie und Faszination für dieses ihm so fremde wie eigenartig vertraute Volk und kann sich schließlich der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit nicht länger entziehen. In Visionen holen ihn Kindheitserinnerungen ein. Bei der Aufklärung des rätselhaften Mordfalls entdeckt Ray nicht nur seine indianische Identität wieder, sondern stößt auch auf ein dichtes Geflecht aus Korruption und Kriminalität sowie auf eine komplexe Verschwörung, in die auch hochrangige Staatsbeamte verstrickt sind …

Was zu sagen wäre

Das Besondere an diesem Film ist seine Landschaft. Die Baulands in South Dakota sind eine noch nicht so leer gefilmte Kulisse wie das Monument Valley oder die Straßen von New York. In dieser schonen, felsigen Landschaft wird ein Mann erschossen, wurden im Laufe der Jahrhunderte schon viele Menschen getötet. Aber das ist „Indianergebiet“. Die Stammesfehden genannten Übergriffe haben die Sicherheitsbehörden nie so recht interessiert. Jetzt will das FBI schnell Ruhe ins Reservat bringen. Ein junger FBI-Mann mit einem viertel Indianerblut soll den Fall binnen drei Tagen aufklären

Val Kilmer (The Doors – 1991; Willow – 1988; Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel – 1986; "Was für ein Genie" – 1985; "Top Secret" – 1984) spielt den jungen Agenten, der vor Ort mit Frank Coutell zusammenarbeiten soll. Der Mann wird im FBI als „mächtige Nervensäge“ bezeichnet. Kilmer ist als Ray Levi der ambitionierte, stets korrekt gekleidete Karriere-Agent mit mit betoniertem Scheitelhaar. Je länger er sich in South Dakota aufhält, desto lässiger wird seine Kleidung, bis er schließlich im halboffenen Freizeithemd durch das Reservat stapft. Die Kostümabteilung des Films trägt mehr zur Charakterentwicklung des Agenten bei, als Val Kilmer, der es mit drei Gesichtsausdrücken versucht – neutral, verunsichert, aggressiv.

Die Handlung des Films ist aus dem Setzkasten des Kriminalfilms mit Ethnofaktor. Schnell stellt sich beim Zuschauer der Verdacht ein, dass hinter der Erzählung, es gebe rückwärts gewandte Gruppen im Reservat, die ihr Land von Alaska bis Feuerland zurückhaben wollten und die USA ablehnten und die seien für den Mord verantwortlich, eine Täuschung steckt. Es gibt diese Gruppen, aber die sind dann harmlos; viel harmloser, als eine mit wuchtigen Waffen auftretende Miliz, die im Reservat „für Ordnung“ sorgt mit Billigung des FBI-Mannes Coutelle, der Nervensäge, der, Sam Shepard spielt ihn, unter Ordnung offenbar etwas anderes versteht, als die da in Washington. Shepard, der als Dramatiker auch auf der Bühne Erfolge feiert, spielt gerne zwielichtige Typen, über die er Missstände im Land besser darlegen kann ("Homo Faber" – 1991; Magnolien aus Stahl – 1989; "Der Stoff aus dem die Helden sind" – 1983). Die geschichtsvergessene Arroganz, mit der er über die armseligen Lebensumstände der Indianer im Reservat lästert, geht einem jedenfalls näher, als jedes Referat über die Vertreibung der Native Americans.

Dass es schließlich um Bodenschätze geht, ist nicht so arg überraschend. Zwischen Weißen und Roten ging es auf amerikanischem Boden schließlich immer um kostbares Land, das die einen hatten und die anderen ihnen wegnahmen. Die Siedler verjagten die "Indianer" in Reservate und wenn die Siedler in den Reservaten Gold vermuteten oder Öl, vertrieben sie die Indianer ein weiteres Mal. Der Reiz des Films liegt also in seinen Bildern. Selten bekommen wir Einblick in das Leben im Reservat. Selten kommen Filmkameras in diese wilde, karge Landschaft, die Regisseur Michael Apted (Das Gesetz der Macht – 1991; Gorillas im Nebel – 1988; "Gorky Park" – 1983; "Nashville Lady" – 1980) in wunderschönen Aufnahmen präsentiert.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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