Sam, Tara, Mindy und Chad reicht’s. Nachdem sie das letzte Massaker von Ghostface in Woodsboro überlebt haben, ziehen die vier kurzerhand nach New York. Dort wollen die beiden Geschwisterpaare ein neues Leben beginnen und die Kleinstadt zusammen mit den traumatischen Erlebnissen hinter sich lassen.
Doch der blutige Killer mit Geistermaske und scharfer Klinge lässt sich offenbar nicht so einfach abschütteln, denn plötzlich taucht er auch im Big Apple auf. Und zwar auf der Straße, in der U-Bahn, im Supermarkt – scheinbar überall nutzt er den Trubel der Großstadt aus, um genauso schnell wieder in den Menschenmengen zu verschwinden, wie er vorher auftauchte. Und obwohl Sam, Tara, Mindy und Chad schon Bekanntschaft mit dem Killer gemacht haben, können sie sich dieses Mal nicht auf ihre Erfahrung verlassen.
Denn wer auch immer hinter der Maske steckt, hat neue Tricks auf Lager …
Wir sind jetzt endlich im Franchise angelangt. Es ist kein Sequel, kein Prequel und auch Requel (eine Art REmake-SeQUEL, wie der direkte Vorgängerfilm). Es ist ein Franchise. Und da lauten die Regeln: Nun kann aber wirklich alles passieren, niemand muss überleben, weil das Franchise nicht mehr seriell erzählt, sondern in abgeschlossenen Kapiteln mit Leuten, die im nächsten Film nicht mehr dabei sein werden, klärt uns Mindy auf, bevor sie die unumstößlichen Regeln für solche Franchises aufzählt. Es muss alles größer und brutaler sein, als im vorherigen Film. Die Erwartungen werden in jedem Teil unterlaufen. Jeder ist nun ein mögliches Opfer, auch Legacy-Charaktere wie die langjährige Verfolgte Sidney oder die Journalistin Gale sind nicht in Sicherheit. Und es passiert immer das Gegenteil: Waren die Killer zuvor picklige Filmnerds, werden es diesmal harte Typen sein.
Damit ist die Stoßrichtung des Films, in dem ich hier sitze, ziemlich klar. Es wird wieder viel mit dem Messer zugestoßen, aber geschossen und aus dem Fenster geworfen wird auch. Und der intime Kill im nächtlichen Wohnzimmer ist auch nicht so das Ding des neuen Ghostface. Einmal randaliert er in "Stream VI" in einem Drugstore am hellichten Tag. Es ist ein bisschen erschreckend, aber die jüngste Folge des Stream-Franchise ist – 27 Jahre nach der Premiere von Teil 1 – schon wieder sehr unterhaltsam.
Als geübter Scream-Gucker beginnt man zeitig mit dem Raten, wer hinter der Maske steckt, scheitere aber schon an der Frage, die die neuen Regeln mit sich bringen: Wenn Erwartungen unterlaufen werden und es bisher, bis auf Teil 3, immer zwei Mörder waren, ist es jetzt dann doch wieder nur einer? Oder: Weil alles größer und schneller sein muss: Sind es am Ende gar drei oder vier Ghostfaces? Das macht das Killerraten einigermaßen komplex und der Eindruck blitzt auf, dass die Autoren ihren Stoff nun langsam gegen eine Wand gefahren haben – ich meine: Greift Ghostface in einem möglichen Teil VII oder VIII zur Atombombe, oder verbirgt sich hinter der Maske eine ganze Großfamilie, die, wasweißich, sich in Film und Fernsehen immer nur als komische Nummer dargestellt sieht und sich dafür rächen will?
Aber eben nur beinahe.
Denn was haben wir erwartet. Dass tatsächlich ..? Nein! Das wäre nicht "Scream"! Die hoch fliegende Meta-Sophistication früherer Tage wird nicht ganz erreicht; es spielten Medien und ihre Rezeption eine große Rolle. Das ist in Zeiten, wo Kino, Fernsehen, Stream, TikTok und Gaming um die Aufmerksamkeit buhlen, wohl auch kein ernsthafter Ansatz mehr. Die – immer noch – neuen Scream-Macher suchen noch nach den sehr eleganten Kill-Motiven vergangener Zeiten, bieten aber mit dem einzigartigen Badass-Schwesternpaar Sam und Tara hochwertigen Spaßcontent im blutigen Reigen immer neuer Killer*innen (hier hat das Sternchen seine Berechtigung), die sich die weiß-schwarze Maske überziehen.