Mit einer Kugel im Kopf wird Lisbeth Salander in die Notaufnahme eingeliefert. Sie hat den Kampf gegen Alexander Zalatschenko, Drahtzieher mafiöser Machenschaften, knapp überlebt. Aber wird sie gegen den schwedischen Geheimdienst bestehen können, der alle Kräfte mobilisiert, um sie ein für alle Mal mundtot zu machen? Zu groß ist die Gefahr, dass sie die Verbindung zwischen Zalatschenko und der schwedischen Regierung aufdeckt.
Mikael Blomkvist arbeitet mit allen Mitteln daran, Salanders Unschuld zu beweisen. Es fehlen nur noch wenige Details, und er wird das Komplott gegen Salander aufdecken. Auch, als seine Ermittlungen von höchster Stelle massiv behindert werden, führt Blomquist seine Arbeit unbeirrt fort.
Er weiß genau, dass er nur noch diese eine Chance hat, um Lisbeth Salander zu retten …
aus dem Klappentext
Es ist nicht die Geschichte. Es sind nicht die Machenschaften von Geheimdienstmännern, die jeden Skrupel verloren haben. Es sind nicht Männer, die Kinder und Frauen missbrauchen. Nichts von alledem hätte mich bis nachts, 4 Uhr, lesen lassen. Sowas habe ich dutzendfach gelesen. Mal mehr, mal weniger authentisch. Nein, es sind die Charaktere, die die Millennium-Trilogie aus der Dutzendware der Bestsellerliste hervorheben.
Das Finale dieser Trilogie ist eigentlich eine 848 Seiten starke Sühnegeschichte. Was der Klappentext behauptet, passt nur oberflächlich. Salander, Blomkvist und ihre Verbündeten geraten in keinem Moment mehr in eine gefährliche Situation. Wir beobachten die Entwicklung einer Verschwörung gegen die Verschwörer. Ledigich Erika Berger, die Chefredakteurin der Monatszeitung „Millennium“ gerät über etwa 100 Seiten in Schwierigkeiten, die aber gar nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben und bei denen man sich fragt, ob dieser Nebenstrang nötig war – offenbar wollte Larsson noch eine Männer-die-Frauen-hassen-Spieltart einbauen. Das hat immerhin zur Folge, dass wir ein wenig rätseln dürfen. Vielleicht sollte dieser Nebenstrang aber auch den Weg zu Buch 4 öffnen, das dann nicht mehr zustande kam, weil Larsson verstarb.
Der Rest ist ein Roman, nicht besonders originell geschrieben, erzählt im Tonfall nüchternen Journalismus', der mich alle paar Seiten die Becker-Faust ballen (Yessss ..!) oder in Freudentränen ausbrechen lässt. Ich habe die Trilogie im Winter 2011 am Stück gelesen, also einen 2.200-Seiten-Kosmos besucht, der mich nicht losgelassen hat, Larssons Haltung ist auf jeder Buchseite präsent, sein Kampf für die Demokratie und für die Rechte der Frau stets spürbar, ohne je lästig zu werden.
Als angenehm empfinde ich die Bodenhaftung. Die Verschwörung, die Larsson erzählt, basiert auf einem Fall, den es ähnlich im Schweden der 1970er Jahre gegeben hat. Larsson dichtet einem der (fiktiven) Drahtzieher ein Kind an und strickt eine Geschichte daraus, die einem, wenn man sie in ihrer ganzen Groteske erfasst hat, den Atem nimmt. Die Entwicklung, die Lisbeth Salander durchmacht, ist sehr spannend, lesenswert und es dauert nur wenige Seiten, da bin ich ihrem spröden, abweisenden Charme komplett verfallen.
Auf den Seiten 276, 277 heißt es: „Schließlich gelangte Blomkvist zu dem Ergebnis, dass die rechtswidrige Behandlung von Lisbeth Salander nicht von der Regierung oder der Führung der Sicherheitspolizei sanktioniert worden sein konnte. Diesem Schluss lag kein übertriebenes Vertrauen in die Staatsmacht zugrunde. Doch eine Operation dieser Art hätte niemals geheim gehalten werden können, wenn sie rein politische Hintergründe gehabt hätte. Irgendjemand hätte doch wieder ein Hühnchen mit irgendjemandem zu rupfen gehabt, und dann hätte er geplaudert, und die Medien wären schon vor Jahren über die Salander-Affäre gestolpert.“ Das ist angenehmer Realismus. Weder tobt sich da ein korrupter Staatschef aus, noch eine über alle Mittel verfügende Geheimorganisation des Gehemdienstes, sondern lediglich ein paar ebenso biedere wie heißgedrehte Beamte, denen vor Jahren eine Aktion aus dem Ruder gelaufen ist und die jetzt Grund zur Panik bekommen.
Mit dieser Qualität hatte ich nicht gerechnet. Der Klappentext hatte mich eine ganz andere Geschichte vermuten lassen. Umso schöner also, dass ich aufs Angenehmste enttäuscht worden bin.
„Das Luftschloss, das gesprengt wurde“, heißt der Roman in der Originalfassung.
Ich habe „Vergebung“ gelesen von Sonntag, 6. Februar bis Sonntag, 13. Februar 2011.
Die Millennium-Trilogie
- 2005: Verblendung
- 2006: Verdammnis
- 2007: Vergebung
Der Autor:
Stieg Larssons Eltern waren beide neunzehn Jahre alt, als er geboren wurde. Er wuchs bei seinen Großeltern in einem kleinen Dorf in der Provinz Västerbotten in Nordschweden auf, das später in seinem ersten Kriminalroman aus der Millennium-Trilogie vorkommt. Erst mit acht Jahren kam Larsson zurück zu seinen Eltern.
Nach Aussage seines Freundes und Biographen Kurdo Baksi sah Larsson im Alter von 14 Jahren zu, wie seine Freunde ein Mädchen vergewaltigten, schritt jedoch nicht dagegen ein. Fortan widmete er, von diesem Schuldgefühl belastet, sein Leben dem Kampf gegen gesellschaftliche Missstände. Auch kann dieses Erlebnis als Motiv für seine Romane gesehen werden.
Nach dem Besuch des Gymnasiums und mehreren Jahren in wechselnden Jobs (u. a. bei der schwedischen Post) wurde Stieg Larsson 1979 bei der schwedischen Nachrichtenagentur TT (Tidningarnas Telegrambyrå) angestellt. Er arbeitete dort die nächsten 19 Jahre hauptsächlich in der graphischen Abteilung, verfasste aber auch Essays, kleinere Artikel und Buchkritiken. Seit 1982 war er als Skandinavienkorrespondent für die britische antifaschistische Zeitung Searchlight Magazine tätig. 1991 veröffentlichte er zusammen mit Anna-Lena Lodenius das Buch „Extremhögern“, das sich mit dem schwedischen Rechtsradikalismus befasst. Im Jahre 1995, als sieben Menschen von Rechtsextremisten ermordet wurden, gründete er die Expo-Stiftung, zu der auch das gleichnamige Magazin gehört. Seitdem war er Herausgeber des antifaschistischen Magazins Expo.
Larsson galt als einer der weltweit führenden Experten für anti-demokratische, rechtsextreme und neonazistische Bewegungen. Auch war er freiberuflich als Kriminalschriftsteller tätig. Kurz vor seinem Tod hat er drei Kriminalromane um den Journalisten Mikael Blomkvist und die skurrile Hackerin Lisbeth Salander fertiggestellt. Für seinen Autorennamen änderte Larsson seinen Vornamen von Stig in Stieg, um Verwechslungen mit dem Drehbuchautor und Regisseur Stig Larsson zu vermeiden.
Stieg Larsson starb 2004 an den Folgen eines Herzinfarktes.
Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt im September 2009 über Stieg Larsson: Das letzte Kapitel