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Plakatmotiv: Sein letztes Rennen (2013)

Ein Erbauungsfilm
für die wunde Seele

Titel Sein letztes Rennen
Drehbuch Kilian Riedhof + Marc Blöbaum + Peter Hinderthür
Regie Kilian Riedhof, Deutschland 2013
Darsteller

Dieter Hallervorden, Tatja Seibt, Heike Makatsch, Katharina Lorenz, Katrin Saß, Frederick Lau, Otto Mellies, Annekathrin Bürger, Maria Mägdefrau, Heinz W. Krückeberg, Barbara Morawiecz, Mehdi Nebbou, Jörg Hartmann, Reinhold Beckmann, Matthias Opdenhövel u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
10. Oktober 2013
Inhalt

Der einst große Marathonläufer und Gewinner der Goldmedaille in Sydney 1958, Paul Averhoff, zieht jetzt mit über 70 Jahren aus seinem Zuhause aus. Seine Tochter Birgit kann sich nicht länger um ihn und seine Frau Margot kümmern, da sie als Flugbegleiterin um die ganze Welt reist.

Im Altersheim fühlt sich Paul nicht gerade wohl und fragt sich, ob es das gewesen sein soll. Er beschließt, für den Berlin-Marathon zu trainieren und ihn auch zu gewinnen. Die anderen Heimbewohner halten ihn für verrückt, doch mit Hilfe von Margot trainiert der rüstige Rentner wie ein Besessener, immer sein Ziel vor Augen, noch einmal durch die applaudierende und tosende Menge zu laufen.

Als den Heimbewohnern ein altes Bild in die Hände fällt, erinnern sie sich an die vergangenen Siege von Paul und unterstützen ihn nach Leibeskräften – vor allem im Kampf gegen die Heimleitung. Denn der ist Paul mit seiner ungestümen Art ein gewaltiger Dorn im Auge …

Was zu sagen wäre

Was sollst Du an einem Ort, an dem Dir andauernd gesagt wird, dies sei Deine letzte Station? Da kann man ja ernsthaft nur ausbrechen. Das ist die Prämisse, in die uns Dieter Hallervorden unter der Regie von Kilian Riedhof hier sehr schnell einspannt. Und es ist klar, dass Hallervordens Paul sich durchsetzen und es tränenreich wird. Und dass es dann auch tatsächlich so kommt, man kann es dem Film nicht verübeln. Es ist sein Daseinszweck.

Das Leben im Heim, wenn man es vor diesem Film noch nicht wusste, ist auf jeden Fall zu vermeiden. Da laufen Stationsobere rum, die glauben, eine Beruhigungsspritze für den Alten sei allemal besser, als dessen unkontrollierbare Euphorie, die erwächst, wenn er läuft; wie albern ist das denn? Da muss die Pflegerin dem Alten schon mal sagen, warum der nun betrübt sein sollte: „Den Tod. Das Ende. Überall hier. Da kann man schon trübe werden. Das macht Angst“, sagt sie. Und er erwidert: „Sie müssen keine Angst haben. Auf. Ab. Auf. Ab. Auf. So ist das. Sie müssen keine Angst haben. … Oh, ich muss mal duschen.“ Der Film lebt von dem vorhersehbaren Kampf zwischen Effizienz basierter Pflegestufe und der offenbar immer wieder aufs Neue überraschenden Idee, dass auch weißhaarige Menschen noch eigene Interessen und Ideale haben können.

Dauernd muss sich Paul, der Dauerläufer, gegen die Ängste der Altersgenossen behaupten: „Dieses Heim ist das letzte, was ihnen geblieben ist!“ „Das ist ja auch wirklich das Letzte.“ Und er muss gegenüber seiner Frau bestehen, die ihm 50 Jahre lang zur Seite gestanden hat und die das emotionale Zentrum dieses Films ist: „Wir sind nicht aus Zucker, haste gesagt.“ „Das sind doch alles olle Kamellen.“, sagt sie und er ist empört: „Olle Kamellen??“ Tatja Seibt spielt die Ehefrau des alternden Läufers und wir müssen ihr aus dem Kinosessel nur einmal in ihr herbes, liebevolles Gesicht schauen, um zu verstehen, was Paul all die Jahre angetrieben hat: Man(n) möchte von dem Inhaber dieses Gesichts geliebt werden.

Der Rest dieses Films ist 08/15-Dramaturgie – Heike Makatsch (Tatsächlich… Liebe – 2003; Nackt – 2002; Resident Evil – 2002; Gripsholm – 2000; Aimée & Jaguar – 1999; Liebe deine Nächste! – 1998; ¿Bin ich schön? – 1998; Obsession – 1997; Männerpension – 1996) darf sich durchsetzen gegen Marathon-Papa, Frederick Lau entpuppt sich als der beste Kumpel, den man haben kann und Katrin Saß spielt die Stationsobere, die am Ende doch noch versteht, dass das Leben aus mehr besteht, als Effizienzschlüsseln in der Pflege.

Der eigentliche Punkt dieses Films aber ist die ganze Zeit: Und wenn ich mittendrin tot umfalle? Hauptsache, ich bin nicht faul stehen geblieben! Oder?

Wertung: 3 von 8 €uro
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