Das junge Paar Patty Palmer und Drake Goodman leistet sich in einem teuren Stadtteil von San Francisco ein Mehrfamilienhaus. Um die Kosten decken zu können, möchten sie die beiden freistehenden Wohnungen vermieten.
Für eine Wohnung findet sich ein älteres asiatisches Ehepaar und in die andere Wohnung möchte Carter Hayes einziehen. Dieser macht bei seiner Anreise mit seinem Porsche einen zahlungsfähigen Eindruck und auch die Vorauszahlung von sechs Monaten in Bar klingt zu verlockend, als dass man ihn ablehnen könnte.
Als die versprochenen Zahlen jedoch ausbleiben und Carter eines Tages unangekündigt in die Wohnung zieht, um sich zu verbarrikadieren, werden die Vermieter unruhig. Als er auch noch anfängt Tag und Nacht zu bohren und das Wohnhaus mit Ungeziefer infiziert wird, reicht es Drake. Er versucht Carter mit allen ihm möglichen Mitteln aus dem Haus zu entfernen.
Ein Vorhaben, das für das Paar unangenehme Folgen haben soll …
Ein Horrorthriller ohne Dämonen, Horror, der sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Sachen wendet; zwar gibt es eine Katze, eine weiße mit viel Fell, aber die springt nicht Horrofilmartig hinter der dunklen Ecke hervor. Das Ungeheuer in diesem Horrorfilm ist ein Mieter. Die Welt, in der dieses Ungeheuer zuhause ist, ist ein sehr eigenwilliges Mietrecht, das dem Film zufolge in Kalifornien gilt: wenn jemand eine Wohnung bezogen hat, egal unter welchen Umständen, gilt er als rechtmäßiger Mieter der Wohnung.
Das mit dem kalifornischen Mietrecht mag stimmen oder nicht, ausschlaggebend ist es nicht. Psychothriller spielen mit dem Subjekt auf der Leinwand, nicht mit der Realität draußen vor dem Kinosaal. Und insofern hat der versierte Spannungsroutinier John Schlesinger ("Der Falke und der Schneemann" – 1985; Der Marathon-Mann – 1976; ”Der Tag der Heuschrecke" – 1975; "Asphalt-Cowboy" – 1969) viel richtig gemacht: ein sympathisches Paar, das sich finanziell ein klein bisschen übernimmt, ein skrupelloser Betrüger, der Kampf um ein Traumhaus, das als Synonym für ein glückliches Leben steht. Je mitgenommener das mit viel Liebe und Leidenschaft renovierte Haus im Laufe des Films wirkt, desto mitgenommener sieht auch die Beziehung der beiden Liebenden aus, inklusive einer Fehlgeburt.
Das Ungeheuer ist in solchen durchkonstruierten Thrillern spielentscheidend. Das spielt hier Michael Keaton (Batman – 1989; "Süchtig" – 1988; Beetlejuice – 1988). Schlesinger inszeniert ihn häufig mit harten Schatten im Gesicht, die Keatons diabolische Augenpartie mit den spitzen Augenbrauen zur Geltung bringen. Dieser Carter Hayes, so nennt sich das Ungeheuer, taucht als charmanter, etwas gehetzter Geschäftsmann auf, der mit lauter interessanten Referenzen und dem Versprechen einer Vorauszahlung von sechs Monatsmieten leichtes Spiel bei seinem künftigen Vermieter Drake hat.
Als der Mann dann unversehens eingezogen ist, nachts mit Hammer und Schlagbohrer lärmt und schließlich Kakerlaken im Haus aussetzt, zappelt Vermieter Drake längst am Haken. Keaton spielt das Ungeheuer schwebend zwischenunheimlich, charmant, brutal und Unschuldsengel, eine Gänsehautperformance. Vermieter Drake ist mit Matthew Modine perfekt besetzt ("Memphis Belle" – 1990; Die Mafiosi-Braut – 1988; Full Metal Jacket – 1987; "Birdy" – 1984). Nicht, weil Modine besonders gut spielen würde; Modine ist einfach der Typ unbedarfter, etwas naiver Yuppie. Ein Yuppie, der über seinen latenten Rassismus stolpert, weil er afroamerikanischen Bewerbern für die Wohnung kritisch gegenüber tritt, einem Typen mit Porsche und hohlen Versprechungen aber sofort die Schlüssel in die Hand drückt. "Pacific Heights" ist so gesehen ein Hororthriller für Yuppies.
Die Kohlen aus dem Feuer holt am Ende nach schweren Schicksalsschlägen die Frau im Dreieck. Melanie Griffith ("Die Waffen der Frauen" – 1988; "Stormy Monday" – 1988; "Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld" – 1988; Cherry 2000 – 1987; Gefährliche Freundin – 1986; Der Tod kommt zweimal – 1984) spielt die Patty Palmer als robuste Figur, die sich zunächst als Meg-Ryan-Lookalike präsentiert und schließlich als knallharte Trickserin das Ungeheuer in die Ecke treibt, in der dann unbedarfter Yuppie und Freundin gleichermaßen zum finalen Schlag ausholen dürfen.
"Fremde Schatten" erweist sich als gut konstruierter Thriller, der sich kaum mit Subtilitäten aufhält, lieber rasch zur Sache kommt und dann Unwahrscheinlichkeit auf Atemlosigkeit auf Nun-das-nicht-auch-noch türmt, dass ich mich im Kinosessel ungefähr nach zwei Dritteln ermattet zurücklehne und nur noch warte, wie das Ungeheuer der Gattung Mieter am Ende erledigt wird. Aber bis dahin ist der Film ganz spannend.