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Plakatmotiv: Gefährliche Freundin (1986)

Ein fröhliches Roadmovie,
das zum Thriller mutiert

Titel Gefährliche Freundin
(Someting Wild)
Drehbuch E. Max Frye
Regie Jonathan Demme, USA 1986
Darsteller
Jeff Daniels, Melanie Griffith, Ray Liotta, Margaret Colin, Gary Goetzman, John Sayles, Leib Lensky, Tracey Walter, Maggie T., Patricia Falkenhain, Sandy McLeod, Robert Ridgely, Buzz Kilman, Kenneth Utt, Adelle Lutz, Charles Napier, Jim Roche u.a.
Genre Komödie, Crime, Romanze
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
6. August 1987
Inhalt

Der eher spießige Finanzfachmann Charles Driggs lernt während der Mittagspause in einem New Yorker Schnellimbiss die geheimnisvolle Femme fatale Lulu kennen. Sie lädt ihn ein, mit ihm mitzufahren. In einem Motel gehen sie ins Bett. Lulu fesselt Charles dabei mit Handschellen ans Bett, entnimmt seiner Visitenkarte die Telefonnummer seines Unternehmens und ruft seinen Chef an. Charles muss mit seinem Chef sprechen, während Lulu ihn verwöhnt.

Am nächsten Tag fahren beide in Lulus Heimatstadt, er trägt immer noch die Handschellen an einem Handgelenk. Unterwegs bringt Lulu ihn dazu, aus einem Restaurant zu flüchten, ohne die Rechnung zu bezahlen, da dort keine Kreditkarten akzeptiert werden. Am Ziel erfährt Charles, dass Lulu eigentlich Audrey heißt. Sie stellt Charles ihrer Mutter als ihren Ehemann vor.

Plakatmotiv: Gefährliche Freundin (1986)Später besuchen Audrey und Charles ein Klassentreffen in ihrer früheren Schule. Dort erfindet Audrey sogar zwei Kinder. Allerdings treffen beide auf dem Fest einen Bekannten Charles'. Dieser erzählt Audrey, dass Charles keineswegs Junggeselle sei. Vielmehr habe seine Frau ihn wegen seines besten Freundes verlassen. Plötzlich taucht Ray Sinclair auf, es handelt sich um Audreys Mann, der wegen mehrerer Straftaten im Gefängnis war, aber eher als erwartet freikam.

Ray verlangt von Audrey, dass sie mit ihm gehe. Um Charles zu demütigen, lädt er ihn ein, mit ihnen gemeinsam wegzufahren. Unterwegs überfällt er eine Tankstelle …

Was zu sagen wäre

Achtung vor schönen Frauen. Vor zwei Jahren zog Michelle Pfeiffer den schlaflosen Jeff Goldblum Kopfüber in die Nacht (1985) in eine turbulente Sause. Jetzt tut es Melanie Griffith ihr gleich (Der Tod kommt zweimal – 1984; Unter Wasser stirbt man nicht – 1975) und zerrt Jeff Daniels in ein mal fröhliches, mal thrilliges, auf jeden Fall buntes Abenteuer.

Die Ausgangssituation ist so wirr, wie sie nur das Kino behaupten kann. Jonathan Demme, der mit der Musikdokumentation "Stop making Sense!" über die Talking Heads 1984 aufgefallen ist, bezeichnet sich als großen Kinofreak – was man dem Film ansieht. Der sympathische Spießer Charles Driggs steht an einem Wendepunkt im Leben. Frau weg, Kinder weg, das Haus scheidungsbedingt halb leer geräumt und in seiner Firma gerade zum Vizepräsidenten befördert worden. Solche Biografien sitzen zuhauf in den Kinosesseln. Auf der Leinwand darf sie ein Leben aber natürlich nicht genügen. Auftritt Lulu, die eigentlich Audrey heißt.

Wo sie herkommt, was sie eigentlich macht, wenn sie nicht gerade naive Männer abschleppt, bleibt ebenso nebulös wie das von Charles, von dem man nicht mehr weiß, als das schon erwähnte; und was die Firma eigentlich macht, bleibt auch offen. Jeff Daniels spielt Charlie als sympathischen Mann ("Sodbrennen" – 1986; "Marie – Eine wahre Geschichte" – 1985; "The Purple Rose of Cairo" – 1985; "Zeit der Zärtlichkeit" – 1983), der sich im Bürodschungel zurecht findet, weniger gut im Leben da draußen, der aber in der Lage ist, sich im Fremden Strategien fürs Überleben zu konstruieren.

Und ums Überleben geht es ganz plötzlich. Eben noch swingt der Film auf einem fröhlichen, filmisch sich etwas ziehenden Klassentreffen. Gerade war noch die Frage, wie es mit den beiden, ob es mit den beiden weitergehen soll. und im nächsten Moment ist Charles Mittäter bei einem Raubüberfall und wird von einem brutalen Mann mit der Waffe bedroht. In der zweiten Filmhälfte muss Charlie sich behaupten. Und tatsächlich erwische ich mich bei der Frage, wie er mit den blutigen Schrammen im Gesicht und der gebrochenen Nase am Montag seinen Vizepräsidentenposten antreten soll? Zumal womöglich die Polizei ihn sucht, die ihn auf der Überwachungskamera erkennen könnte. Dabei hat Charlie zu dem Zeitpunkt wirklich andere Sorgen.

Die Sorgen heißen Ray Sinclair, dem Ray Lotta eine diabolische Aura gibt. Lotta kommt vom Fernsehen, dies ist sein zweiter oder dritter Kinofilm. Er spielt Ray als brutalen Schläger mit kurzem Geduldsfaden, der auch wenn er sitzt vor Energie vibriert. Sein stechender Blick, der in der Großaufnahme Angst machen kann, ist beeindruckend. Der Film drohte gerade, einzusacken, als mit Liottas Auftritt Leben in die Bude zurück kommt. Und aus dem fröhlichen Spaßfilm ein harter Thriller wird.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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