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Plakatmotiv: A Real Pain (2024)

Ein Film mit Momenten, der dabei
jedem Problem aus dem Weg geht

Titel A Real Pain
(A Real Pain)
Drehbuch Jesse Eisenberg
Regie Jesse Eisenberg, USA, Polen 2024
Darsteller

Kieran Culkin, Jesse Eisenberg, Jennifer Grey, Will Sharpe, Kurt Egyiawan, Daniel Oreskes, Liza Sadovy, Olha Bosova, Banner Eisenberg, Jakub Gasowski, Ellora Torchia, Piotr Czarniecki, Krzysztof Jaszczak, Marek Kasprzyk, Jakub Pruski u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 90 Minuten
Deutschlandstart
16. Januar 2025
Inhalt

Die ungleichen Cousins David und Benji reisen gemeinsam nach Polen, um mehr über das Leben ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter zu erfahren.

Der Roadtrip, der als Reise in die Vergangenheit gedacht war, konfrontiert die beiden mit der Gegenwart, in der sie ihre Beziehung zueinander und ihre Familiengeschichte hinterfragen …

Was zu sagen wäre

Zwei Cousins machen eine große Reise. Beide tragen offensichtlich ordentliche Päckchen auf der Seele mit sich herum. Sie sind zwei New Yorker Juden auf der Reise durch Polen, wo sie Plätze mit jüdischer Vergangenheit besuchen sowie das Konzentrationslager Majdanek.

Bei soviel Stoff müssten die Emotionen eigentlich ununterbrochen Purzelbäume schlagen. Tun sie aber nicht. Also, schon. Aber aus unerwarteten Gründen. Der Titel des Films kann sich auf verschiedene Schmerzen beziehen, die die beiden Männer spüren, allerdings ist Benji der am besten geeignete Titelheld. Er und sein Cousin David sind sowas, wie im Zirkus der vernünftige und der alberne Clown, wobei der weiß gekleidete, vernünftige meist einen auf den Deckel kriegt. David, verheiratet, eine kleine Tochter, die gerade alle Hochhäuser in New York nach der Anzahl ihrer Stockwerke sortieren kann – mehr erfahren wir nicht. Ist die Ehe glücklich? Bleibt offen. David wirkt nicht sonderlich glücklich, telefoniert aber zwischendrin mal mit seiner Frau. Jesse Eisenberg (Zack Snyder's Justice League – 2021; "Die Unfassbaren 2" – 2016; Café Society – 2016; Batman v Superman: Dawn of Justice – 2016; Die Unfassbaren – Now You See Me – 2013; To Rome with Love – 2012; The Social Network – 2010; Zombieland – 2009; The Village – Das Dorf – 2004), der Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, spielt David als graugesichtigen, verantwortungsbewussten Mann, der immer schon an Morgen denkt, damit auch ja nichts schief geht.

Benji ist das Gegenteil. Ein Charmebolzen, der im Leben nicht Fuß fasst. Ein großes Drama liegt nur wenige Monate zurück, wir erfahren später im Film, worum es geht, ohne aber zu erfahren, worum es ging. So ist das den ganzen Film über. Er reißt lauter Themen, Dramen, Entwicklungen an, die dann aber nie ausbrechen. Benji geht der jüdischen Reisegruppe, mit der die beiden Cousins unterwegs sind, bald auf die Nerven. Mal beklagt er sich im Erste-Klasse-Waggon, dass es außer ihm niemand merkwürdig findet, dass eine Gruppe Juden mit der Eisenbahn durch Polen fährt, aber keiner an die Geschehnisse vor 80 Jahren denkt, als Juden in Viehwaggons in die KZs verfrachtet wurden. Mal benimmt er sich beim Abendessen daneben. Aber anderntags überredet er alle zu einem fröhlichen Selfie vor einem Kriegerdenkmal. Kieran Culkin ist bei der Oscar-Show am 2. März 2025 für seine Rolle mit dem Nebenrollen-Oscar ausgezeichnet worden. Mit seiner Ich-Bezogenheit und seiner Egal-Haltung, was andere empfinden bringt er einen leicht auf die Palme, aber ernsthaft böse kann man ihm nicht sein.

90 Minuten folgen wir den beiden Cousins, die sich auseinandergelebt haben. Als Kinder waren sie dicke Freunde, aber das Leben hatte andere Pläne. Glücklich sind beide nicht geworden – jeder auf seine Weise nicht. Wobei die Frage, was Glück denn wohl heißt, auch zwischen diesen beiden nicht beantwortet wird. Benji wirft David vor, zu steif zu sein, nie zu lachen. David wirft Benji seine Ziellosigkeit vor.

Jetzt reisen sie mit einer Reisegruppe aus lauter Stichwortgebern durch Polen, ein Land, das sie angeblich interessiert, dem sie aber nicht lauschen. Benji ist sauer, weil der Reiseführer sie an Orten für Touristen mit Fakten zuschüttet, die Gruppe aber keine Polen kennenlernt, aber wenn er dann Zeit hätte, vielleicht Menschen kennenzulernen, zieht er sich lieber auf dem Hoteldach einen Joint rein. Eigentlich sind die beiden Männer nur nach Polen gekommen, um das ehemalige Wohnhaus ihrer geliebten Großmutter zu besuchen, die mehrere KZs überlebt hat und hochbetagt in den USA gestorben ist – sie hatte den beiden im Testament diese Reise zum Geschenk gemacht.

Das Wohnhaus ist umspektakulär, ähnlich wie die umausgespielten Dramen in diesem Film. Ein grauer Bau in einer Seitenstraße, in dem irgendjemand wohnt. Selbst, als sie vor dem Haus stehen, wissen sie nichts damit anzufangen – außer, dass sie je einen Stein vor die Tür legen, wie man das sonst auf dem Friedhof macht, wo Menschen jüdischen Glaubens Steine auf die Grabsteine ihrer Angehörigen legen.

"A Real Pain" ist so ein Film, der seine Momente hat. Kieran Culkin spielt gut, hat wohl am Set ordentlich improvisiert. Es gibt Szenen, die in ihrer einfachen Menschlichkeit anrühren. Aber es entwickelt sich nichts. Sinnbildlich dafür steht das Schlussbild des Films, das identisch ist mit dem ersten Bild des Films. Dazwischen stellen zwei Männer fest, dass sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben und sich nichts mehr zu sagen haben. Und die geliebte Oma kann beim Brückenbau auch nicht mehr helfen.

Wertung: 4 von 8 €uro
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