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Plakatmotiv: James Bond 007 – Lizenz zum Töten (1989)

Hart. Brutal. Exotisch. Aber
Dalton bleibt ohne Kontur

Titel James Bond 007 – Lizenz zum Töten
(Licence to Kill)
Drehbuch Richard Maibaum & Michael G. Wilson
nach Motiven und mit Charakteren von Ian Fleming
Regie John Glen, UK, USA 1989
Darsteller

Timothy Dalton, Carey Lowell, Robert Davi, Talisa Soto, Anthony Zerbe, Frank McRae, Everett McGill, Wayne Newton, Benicio Del Toro, Anthony Starke, Pedro Armendáriz Jr., Desmond Llewelyn, David Hedison, Priscilla Barnes, Robert Brown u.a.

Genre Thriller, Action
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
10. August 1989
Website 007.com
Inhalt

Drogenkönig Sanchez tötet die Frau des CIA-Agenten Felix Leiter, einem guten Freund von James Bond. Leiter selbst wird von Sanchez grausam verstümmelt. Der Brite schwört daraufhin Rache – und quittiert seinen Dienst beim Secret Service, nachdem ihm Hilfe von dort verweigert wird.

Bond geht Leiters Akten systematisch durch, um Sanchez aufzuspüren und trifft auf die Söldnerin Pam Bouvier. Zusammen spüren sie Sanchez in einer Bananenrepublik auf, wo er ein weltumspannendes Drogenkartell vorbereitet …

Was zu sagen wäre

007

Seit Timothy Dalton den James Bond spielt, stelle ich mir zum ersten Mal die Frage, was so ein Agent, so ein Killer mit Regierungsauftrag, eigentlich drauf haben muss, um den Job zu leisten. Ich komme in meiner beschränkten Kenntnis dessen, was einen Secret Service Agenten ausmacht, auf Manches. Nichts davon finde ich bei Timothy Dalton, der Mann wirkt für mich, wie ein Teddybär, in einem Film schlimmstenfalls als Ehemann, der aus Verzweiflung, dass seine Frau ihn nicht mehr lässt, fremd geht und zu jedem Date Blumen, die zum Tag passen, mitbringt. Dalton und Bond – das bleiben auch im zweiten Versuch zwei Welten.

Die Story hatte es ähnlich schon mal mit Geheimdienst gegeben. Wieder gibt Bond seine Lizenz ab wegen eines persönlichen Rachefeldzuges. Der Schurke ist kein Weltverbesserer mehr, niemand, der die Welt beherrschen will. Der Schurke ist ein Drogendealer, der die Globalisierung verstanden hat und sein Geschäft trickreich auf die ganz Welt ausdehnt. Robert Davi im Seidenhemd (Stirb langsam – 1988; Action Jackson – 1988; Der City Hai – 1986; Die Goonies – 1985) macht da keine schlechte Figur – er ist kalt, grausam und hat einen schmerzhaften Sinn für jede Form von Vergeltung („Hat er Dir sein Herz versprochen?“ fragt er seine Gespielin, die er mit einem anderen im Bett überrascht hat und, an seine Schergen gewandt: „Gebt ihr sein Herz!“). John Glen inszeniert actionreich und hart, mutet seinen Hauptfiguren (und manchem Zuschauer) allerlei Unappetitliches zu und baut elegant die Sujetrelevanten exotischen Schauplätze ein.

Exotisch sind auch die Bondgirls. Dieser Film bleibt mir in Erinnerung wegen eines fulminanten Showdowns mit drei LKW auf enger Serpentine und wegen der beiden Frauen. Carey Lowell ist als Söldnerin Pam Bouvier eine herbe Schönheit, die im Film alle Tricks am Steuerknüppel kennt, in Schlägereien ordentlich austeilen und im richtigen Moment kleinmädchenhaft eifersüchtig sein kann. Mitten im Film muss sie sich von der Söldnerin in die biedere Assisitentin Bonds verwandeln. Als sie vom Biedere Assistentinnenklamotten Shoppen zurück ist und der Friseur ihr eine modische Kurzhaarfrisur geschenkt hat, ist sie in meiner Bond-Girl-Top-Ten-Liste prompt unter die Top 3 gesprungen. Talisa Soto als Gespielin des Schurken muss gar nicht viel tun; eine Großaufnahme ihres Gesichts und es ist klar, was Drogenmann Sanchez an ihr findet und warum er sie nicht einfach mitsamt ihrem Liebhaber den Haien vorwirft. Sie ist schön, energisch und sehr zielbewusst, wenn es um die Absicherung ihrer Zukunft geht.

Kinoplakat: James Bond 007 – Lizenz zum Töten

"Lizenz zum Töten" ist der erste James-Bond-Film, für den nicht der Titel eines Romans oder einer Kurzgeschichte Ian Flemings verwendet wurde. Der Film sollte ursprünglich den Titel "Licence revoked" ("Lizenz entzogen") tragen, allerdings war sich US-Verleiher Metro-Goldwyn-Mayer unsicher, ob dieser Titel auch in den USA verständlich wäre. Das Drehbuch hat kaum Gemeinsamkeiten mit Ian Flemings Büchern. Die Handlung um Felix Leiters Verletzung durch einen Hai und Bonds anschließende Suche in einer Fischköder-Halle entstammt dem Roman "Leben und sterben lassen" im gleichnamigen Film wurde die Szene nicht verwendet. Außerdem stammt der Name der Figur Milton Krest und sein Schiff Wavekrest aus der James-Bond-Kurzgeschichte The Hildebrand Rarity (dt. Die Hildebrand-Rarität). 

Das hilfreiche und illegale Auftauchen von Waffenmeister Q mit seinen Gadgets im vorliegenden Film ist nicht mehr als eine Reminiszenz an die Serie. Die Produzenten wissen offenbar nicht recht, wie sie Dalton einsetzen sollten. Roger Moore hatte drei Anläufe gebraucht, um sich mit der Rolle, bzw. um die Rolle mit sich anzufreunden. Dalton hat diese Zeit nicht mehr, das Filmgeschäft ist schneller, härter geworden und der gelernte Shakespeare-Mime der Rolle und der Kritik an seiner Person auch überdrüssig.

Dalton hatte sich mit 16 Jahren zur Schauspielerei entschlossen. Seine Filmkarriere begann er in dem preisgekrönten Geschichtsdrama "Ein Löwe im Winter". 1978 gab er sein Hollywood-Debut an der Seite von Mae West in "Sextette". Vor seinem Bond-Engagement stand er als Partner von Brooke Shields für die Comic-Adaption "Brenda Starr" vor der Kamera.

Einen frühen Auftritt hat in "Lizenz zum Töten" Benicio Del Toro, der 2001 für Steven Soderberghs Traffic den Oscar für die beste Nebenrolle erhielt.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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