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Plakatmotiv: Herr im Haus bin ich (1954)

Vergnügliche Komödie über hilflose
Männer und geschäftstüchtige Frauen

Titel Herr im Haus bin ich
(Hobson's Choice)
Drehbuch Harold Brighouse & David Lean & Norman Spencer
nach der gleichnamigen Bühnenkomödie von Harold Brighouse
Regie David Lean, UK 1954
Darsteller

Charles Laughton, John Mills, Brenda de Banzie, Daphne Anderson, Prunella Scales, Richard Wattis, Derek Blomfield, Helen Haye, Joseph Tomelty, Julien Mitchell, Gibb McLaughlin, Philip Stainton, Dorothy Gordon, Madge Brindley, John Laurie, Raymond Huntley, Jack Howarth, Herbert C. Walton u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 108 Minuten
Deutschlandstart
8. November 1954
Inhalt

England am Ende der Ära von Königin Victoria. Henry Horatio Hobson ist ein erfolgreicher Schuhmacher, Witwer und Vater von drei Töchtern. Die drei Töchter leiten das Schuhgeschäft und führen den Haushalt von Vater Henry, der am liebsten die Zeit in seiner Stammkneipe verbringt. Doch manchmal ist er Herr im Haus.

So entscheidet er, dass die beiden jüngsten Töchter Alice und Vicky, einen Mann seiner Wahl heiraten sollen. Eine Mitgift will er allerdings nicht zahlen. Die älteste Tochter Maggie, bereits 30 Jahre alt, soll ihm weiterhin den Haushalt und das Geschäft führen. Maggie sieht sich lieber an der Seite von Willie Mossop, einem im Geschäft angestellten Gesellen, der durch seine Handwerkskunst auch noch den wesentlichen Anteil am Erfolg des Geschäfts hat.

Willie ist ein einfacher Bursche. Er hat nichts außer seinem Handwerk. Maggie sagt Willie, dass sie ihn heiraten und gemeinsam ein Geschäft mit ihm führen will. Willie ist perplex, Vater Henry empört …

Was zu sagen wäre

Das ist nach 1920 und 1931 schon die dritte Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks, das 1915 geschrieben wurde. Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, wie das eitle Getue erwachsener Männer gegenüber Frauen schon damals aufs Korn genommen werden konnte. Henry Hobson, der wohlhabende Schuster mit den drei Töchtern, spricht über Frauen wie über lästige, aber notwendige Haustiere – und behandelt sie auch so. Gleichzeitig wird aber schnell klar, dass der Mann ohne die Frauen in seinem Haushalt sich kaum die Schuhe zubinden könnte. Plakatmotiv: Herr im Haus bin ich (1954) Die Geschäfte machen die Männer, die Frauen halten ihnen den Haushalt frei – die klassische Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine patente Ehefrau-Szenerie. Will eine Frau unabhängig Geschäfte machen, muss sie reich geboren sein oder einen Mann vorschieben. So wie in diesem Film.

Es ist die älteste Tochter Maggie, die die Ereignisse ins Rollen bringt, als sie ausgerechnet Willie, einen in der hierarchisch streng geordneten Stadtgesellschaft Manchesters tief stehenden Schuhmachergesellen, heiraten will und das aus genau den Gründen macht, aus denen sonst Väter ihre Töchter an die Söhne einflussreicher Nachbarn verheiraten, wie uns das Jane Austen in ihren Gesellschaftsromanen aus dem 19. Jahrhundert blumig zu erzählen weiß. Hier ist Maggie eine enge Verwandte von Laura Jesson, die in Leans Begegnung mit dem Aufeinandertreffen mit einem fremden Mann im Bahnhof einen alternativen Lebensentwurf auskosten durfte. In Leans Filmen sind es Frauen, die in der Mitte des Lebens in Zweifel geraten, ihre Situation hinterfragen und, ein bisschen, ausbrechen.

Maggie hat die Umsatzfördernde Handwerkskunst Willies erkannt. Sie selbst hat viele Jahre den Laden ihres Vaters geschmissen, weiß, wie die Bücher zu führen sind und rechnet sich mit Willie an ihrer -seite eine freies Leben aus, abseits der Tyrannei ihres Vaters. Den spielt Charles Laughton mit Lust am Spiel, wenn auch mit leichter Übertreibung ("Die Thronfolgerin" – 1953; Der Fall Paradin – 1947; "Der Glöckner von Notre Dame" – 1939; Riff-Piraten – 1939). Es ist eine Freude, ihm zuzusehen, wie er als polternder Vater seine Machtposition verteidigt oder als besoffener Torkler Treppen hinaufstolpert. Maggie, im Film 30 Jahre alt, wird gespielt von Brenda de Banzie, die tatsächlich schon 45 Jahre alt ist, dafür aber wirklich in Manchester geboren wurde.

Regisseur David Lean (Begegnung – 1945) gibt sich für seinen Film nicht die Mühe, die Herkunft des Stücks von der Theaterbühne zu verschleiern. Bis auf eine lange Straßenkulissen mit unterschiedlichen Läden spielt sich "Hobson's Choice" in Innenräumen ab – Schuhladen, Kneipe, Maggie neue Wohnung und ein Keller. Es ist eine– nun gut, heute ein wenig angestaubte – vergnügliche Komödie mit gut aufgelegten Schauspielern, die den Herrschaftsanspruch des Mannes gleichzeitig veralbert und bestätigt.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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