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Plakatmotiv: Naked Lunch (1991)

Ein Film, für dessen Genuss jede
Menge Sekundärliteratur nötig ist

Titel Naked Lunch
(Naked Lunch)
Drehbuch David Cronenberg
nach dem gleichnamigen Roman von William S. Burroughs
Regie David Cronenberg, Kan., UK, Jap. 1991
Darsteller

Peter Weller, Judy Davis, Ian Holm, Julian Sands, Roy Scheider, Monique Mercure, Nicholas Campbell, Michael Zelniker, Robert A. Silverman, Joseph Scoren, Peter Boretski, Yuval Daniel, John Friesen, Sean McCann, Howard Jerome u.a.

Genre Drama
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
30. April 1992
Inhalt

New York 1953: Der erfolglose Schriftsteller Bill Lee hält sich als Kammerjäger über Wasser und versucht, seinen Frust mit Drogen zu betäuben. Vollgedröhnt mit Insektengift erschießt er seine Frau Joan beim „Wilhelm-Tell-Spiel“ und flüchtet sich an einen fiktiven Ort namens Interzone. Dort wähnt er sich von skurrilen Kreaturen aus seinem schizoiden Unterbewusstsein verfolgt.

Seine Schreibmaschine mutiert zu einem überdimensionalen Insekt, das ihn zwingt, seine Erlebnisse für eine geheimnisvolle Organisation zu dokumentieren. Die Kreatur fordert mehr und mehr Stoff …

Was zu sagen wäre

Dies ist einer jener Filme, die mir komplett verschlossen bleiben. Vielleicht kann ich ihn einordnen als kafkaesken Drogenrausch, aus dem es über den Abspann hinaus kein Aufwachen gibt. Der Großteil spielt in einer Welt namens Interzone, die so etwas wie das Zwischenreich ist, Videocover (US): Naked Lunch (1991) in dem Schriftsteller ihre Inspirationen holen, bevor sie sich an die Schreibmaschine setzen und ihren Bericht über das in Interzone erlebte als Roman verfassen. Von Bill erfahren wir, dass er, während er im Drogenrausch durch die Kasbah stolpert, einen Roman mit dem Titel "Naked Lunch" bis auf wenige Kapitel fertig gestellt hat.

Darin scheint einer der Schlüssel zu diesem Film verborgen zu sein: Bill schreibt einen Roman, ohne zu wissen, dass er einen Roman schreibt, während er statt dessen doch eigentlich seine Joan zurück haben möchte, die er zu Beginn aus Versehen erschossen hat, die in Interzone aber lebt und mit dem Schriftsteller Tom Frost um die Häuser zieht. Viel später lese ich, dass Tom und Joan Frost sich auf Paul und Jane Bowles beziehen, mit denen Burroughs 1963 im marokkanischen Tanger Freundschaft schloss. Aha. Es gibt viele Schriftsteller in Interzone. Alle haben sie eine sehr intime Beziehung zu ihrer jeweiligen Schreibmaschine. Manchmal bringt die eine Schreibmaschine, die eigentlich eine übergroße Wanze ist, eine andere Schreibmaschinen-Wanze auch um.

Ich kenne die Buchvorlage von William S. Burroughs nicht. Womöglich also sollte ich, bevor ich den Film sehe, Sekundärliteratur über Burroughs und seine Schriftstellerfreunde lesen, um zu verstehen, worum es hier letztlich geht. Habe ich nicht gemacht, deshalb – vermutlich – bleibt mir der Film verschlossen. Unter David Cronenbergs Regie ("Die Unzertrennlichen" – 1988; Die Fliege – 1986; Dead Zone – 1983; "Videodrome" – 1983) tauchen neben den übergroßen Wanzen noch weitere schleimige Kreaturen auf, die das Schicksal in Interzone regeln, letztlich aber auch nur Opfer sind, weil letztendlich Roy Scheider den ganzen Laden schmeißt, der in diesem Film Doctor Benway heißt (Das Russland-Haus – 1990; "Powerplay" – 1990; 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen – 1984; Das fliegende Auge – 1983; Atemlos vor Angst – 1977; Der Marathon-Mann – 1976; Der weiße Hai – 1975; French Connection – Brennpunkt Brooklyn – 1971). Was aber nun er bezweckt, bleibt im Schummrigen. Wie so vieles andere in diesem Film.

Ich hole mir Rat beim Lexikon des Internationalen Films: „Metaphorisch angelegte, schwer zu entschlüsselnde Verfilmung des autobiografisch gefärbten Kultbuchs von William S. Burroughs. Trotz der bizarren und für feinsinnigere Gemüter auch ekelerregenden Beschreibung des Drogenrausch stellen Inszenierung und Bildgestaltung einen eher ruhigen Erzählfluss her, der Horrortrip und Realität untrennbar verwebt und das Geschehen als einen Schwebezustand des Bewusstseins darstellt.“ Also ein Kultbuch. Möglich. Der Film bietet kein Kultpotenzial, er bleibt ein Rätsel.

Wertung: 1 von 10 D-Mark
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