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Plakatmotiv: Dead Zone – Der Attentäter (1983)

Eine Stephen-King-Verfilmung, die
ohne Horror-Elemente auskommt

Titel Dead Zone – Der Attentäter
(The Dead Zone)
Drehbuch Jeffrey Boam
nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King
Regie David Cronenberg, USA 1983
Darsteller
Christopher Walken, Brooke Adams, Tom Skerritt, Herbert Lom, Anthony Zerbe, Colleen Dewhurst, Martin Sheen, Nicholas Campbell, Sean Sullivan, Jackie Burroughs, Géza Kovács, Roberta Weiss, Simon Craig, Peter Dvorsky, Julie-Ann Heathwood u.a.
Genre Drama
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
18. Mai 1984
Inhalt

Der junge Lehrer Johnny Smith unterrichtet zusammen mit seiner Freundin Sarah Bracknell an einer Schule in Castle Rock, Maine. Er lehnt eine Einladung zum Übernachten bei ihr ab und gerät auf dem Heimweg in einen schweren Autounfall. Diesen überlebt er nur knapp und fällt ins Koma. Als Smith nach fünf Jahren aus dem Koma erwacht, muss er feststellen, dass seine frühere Freundin bereits verheiratet ist und ein Kind hat.

Smith realisiert, dass er hellseherische Fähigkeiten hat. Er kann die Zukunft der Personen sehen, die er berührt. Ebenso kann er durch seine Gabe die Zukunft verändern. So rettet er das Leben der Tochter seiner Krankenschwester, informiert seinen Arzt, den Neurologen Dr. Sam Weizak darüber, dass dessen totgeglaubte Mutter noch lebt, und nutzt seine Gabe, um Sheriff Bannerman bei der Jagd nach einem Serienkiller zu helfen, der durch seine Hilfe tatsächlich gefunden wird. Als er einem Jungen die Hand schüttelt, sieht er voraus, wie dieser beim Eishockeyspielen ins Eis einbrechen und ertrinken wird. Er warnt den Jungen, der daraufhin nicht zum Eishockeyspiel geht – zwei seiner Mannschaftskameraden brechen jedoch ein und sterben.

Doch nun werden ihm die schrecklichen Seiten seiner Gabe klar, denn bald sieht er Schlimmes voraus: Als Smith dem Politiker Greg Stillson bei einer Wahlveranstaltung die Hand schüttelt, sieht er, dass Stillson als Präsident der Vereinigten Staaten einen nuklearen Krieg mit der Sowjetunion auslösen wird.

Smith bereitet daraufhin ein Attentat auf Stillson vor 

Was zu sagen wäre

Das Wunderbare an diesem Film, in dem es um einen Mann geht, der in die Zukunft sehen kann, ist, dass es nicht in erster Linie darum geht, wie es ist, in die Zukunft blicken zu können. In erster Linie geht es um einen Mann, der nach fünf Jahren Koma aufwacht und erfährt, dass sein Leben, wie er es – aus seiner Sicht – bis gestern gelebt hat, vorbei ist. Plakatmotiv (US): The Dead Zone (1983) David Cronenberg ("Videodrome" – 1983; "Scanners – Ihre Gedanken können töten" – 1981) verwendet viel Zeit darauf, seinem Protagonisten Johnny dabei zuzusehen, wie er nach dem Koma versucht, in ein Leben zurückzukehren. Dass er irgendwie diese Fähigkeit entwickelt hat, ist zwar für die Welt da draußen ein Thema, angeblich ist er sogar Gesprächsthema Nummer Eins deswegen. Aber das erleben wir nicht.

Cronenberg bleibt die ganze Zeit über bei Johnny. Der ist viel zu sehr damit beschäftigt, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen, als darüber nachzudenken, was er mit seiner speziellen Gabe machen könnte. Das tun andere: Als der Sheriff ihn bittet, mit seiner speziellen Befähigung bei der Suche nach einem Serienkiller zu helfen, ist sein Einsatz am Ende erfolgreich – der Täter ist erkannt – aber tödlich; am Ende liegen zwei Leichen vor ihm. Johnny Smith ist daran unschuldig, aber weil er sieht, was passiert, wenn man in den Lauf der Geschichte eingreift, zieht er sich vollends aus dem Leben der Anderen zurück und lebt das Leben eines Privatlehrers, der sein Haus nicht verlässt.

Christopher Walken spielt Johnny wunderbar zurückhaltend. Kein Typ im Scheinwerferlicht. Wir glauben Johnny, dass er in Ruhe gelassen werden möchte, wir glauben ihm seine Verzweiflung wegen seines zerstörten Lebens. Walken, Spezialist für empfindsame Typen mit Schlagseite, unterstreicht seine Fähigkeiten mit seiner Johnny-Smith-Interpretation (Projekt Brainstorm – 1983; Heaven's Gate – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; Der Stadtneurotiker – 1977).

Die Visionen als solche, die David Cronenberg abwechslungsreich inszeniert – plötzlich, gruselig, mal nur beobachtend, mal mitten drin im Feuer, das ein kleines Kind bedroht – spielen untergeordnete Rollen. Durch die erste wird John Smith in die Öffentlichkeit katapultiert, eine weitere hilft, einen Serienkiller zu fassen. Aber das hat den Charakter einer Fernsehserie – jede Woche eine neue Vision. Ist eine Vision abgearbeitet, spielt sie keine weitere Rolle für die Geschichte. Nur für Johnny, der sich zunehmend zurückzieht und durch die Visionen auch geschwächt wird. Es ist daher folgerichtig, dass ihn die letzte Vision tötet und dann wenigstens noch sowas wie ein Happy Ende bereit hält. Das ist das Große an großen Geschichten. Sie enden bittersüß.

Damit kommt diese Verfilmung dem Geist der Vorlage von Bestseller-Autor Stephen King recht nahe.

Wertung: 7 von 9 D-Mark
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