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Plakatmotiv: Projekt Brainstorm (1983)

Interessante Story, gute
Bilder, lahme Dramaturgie

Titel Projekt Brainstorm
(Brainstorm)
Drehbuch Bruce Joel Rubin & Robert Stitzel & Philip Frank Messina
Regie Douglas Trumbull, USA 1983
Darsteller

Christopher Walken, Natalie Wood, Louise Fletcher, Cliff Robertson, Jordan Christopher, Donald Hotton, Alan Fudge, Joe Dorsey, Bill Morey, Jason Lively, Darrell Larson, Lou Walker, Stacey Kuhne-Adams, John Hugh, Ira David Wood III u.a.

Genre Science Fiction, Thriller
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
10. Februar 1984
Inhalt

Die Wissenschaftler Brace und Reynolds haben eine Methode entwickelt, Erfahrungen und Gefühle von Menschen über die höheren Gehirnfunktionen auf Band aufzuzeichnen. Während Brace damit noch hofft, sich seiner Frau wieder anzunähern, greift schon die Regierung ein und verbannt beide aus dem Projekt, um die militäre Nutzung voranzutreiben.

Plakatmotiv (US): Brainstorm (1983)Die Verwendung der Regierung fördert mittels der Apparatur Psychosen. Doch als Reynolds während einer Aufnahmeprozedur an einem Herzinfarkt stirbt, bleibt das wertvollste Band überhaupt zurück: eine Begegnung mit dem Tod selbst …

Was zu sagen wäre

Einer der großen Träume der Menschen: die Gedanken und Gefühle eines anderen lesen können. Spezial-Effekte-Star Douglas Trumbul, der sich normalerweise darum kümmert, dass Plastik-Raumschiffe durch künstliche Weltraumnebel fliegen und wir das trotzdem für voll nehmen (er war verantwortlich für die Visual Effects u.a. in Der Blade Runner – 1982; Star Trek: Der Film – 1979; Unheimliche Begegnung der dritten Art – 1977; Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All – 1971; 2001: Odyssee im Weltraum – 1968), sitzt nach Silent Running zum zweiten Mal auf dem Regiestuhl und versucht, diesen Menschentraum in eine schlüssige Story zu packen. Die Dramaturgie ist nicht sonderlich fantasievoll: Wissenschaftler haben eine bahnbrechende Erfindung gemacht und das Militär will sie ihnen für düstere Zwecke abjagen. Wir leben in der Zeit des kalten Krieges: Alles ist verdächtig. Das Militär böse. Der Regierung ist zu misstrauen.

Die Story ist schon interessanter. Sie umkreist physische Fragen, wie man die Gedankenwelt anderer spürbar machen kann, ethische Fragen wie die, warum man das machen sollte. Und natürlich die, wie man so eine Erfindung dann einsetzen sollte. Das Militär kommt in dem Film bei Lichte betrachtet nur deshalb vor, weil die Protagonisten halt einen Antagonisten haben müssen – weil ein teurer fürs Kino gedrehter Thriller nun mal einen Gegenspieler braucht, um den High-Tech-Thriller effektvoll erzählen zu können. Eigentlich aber geht es dem SFX-Spezialisten darum, die Möglichkeiten des Kinos auszutesten. Die militärischen Nutzungsmöglichkeiten einer selbst erfühlten Achterbahnfahrt scheinen doch eher im µ-Bereich zu liegen. Die visuellen für das Kino der Zukunft hingegen im Mega-Bereich.

Im Grunde verhandelt Douglas Trumbull die Frage, wo sein Medium, das Kino, hingeht. Wo ist Schluss? Bei der wackligen Action-Kamera? Bei 3D? Beim implantierten Erlebnis-Rausch? Und was erwarten wir eigentlich noch vom Kino? Sein 16:9/Cinemascope-Film spielt mit dieser visuellen Erwartung. Sobald die ganze Leinwand in Action, in Bewegung erblüht, ist es egal, wie das in die Story passt; Trumbull setzt da ganz auf Überwältigung. Das aber gut! Trumbull, der für andere Regisseure Spezial-Effekte gebastelt hat, die dem Zuschauer vom Sessel heben, nutzt in seinem eigenen Film als größten Effekt unterschiedliche Bildformate. Das ist nicht ohne Ironie. "Brainstorm" wurde größtenteils in Super Panavision 70 mm gedreht.

Der Film entstand in zwei Prozessen: im Format 1,85:1 (35 mm) für die Realszenen und im Format 2,20:1 (70 mm Super Panavision) für die "Brainstorm"-Szenen des Gerätes. Weil zwei verschiedene und inkompatible Filmaufzeichnungsarten beziehungsweise Filmformate benutzt wurden, mussten die 35-mm-Aufnahmen auf 65- beziehungsweise 70-mm-Negative vergrößert werden, damit eine visuelle Konsistenz erreicht werden konnte. Ein Spezialeffekt, der aus nichts weiter besteht, als der Erweiterung des Blickfeldes, die wir emotional erfahren, nicht visuell bewusst im laufenden Film. Ich weiß nicht, wie. Aber die Cinemascope-Bilder sind um ein Vielfaches lebendiger, als die Breitwand-Motive. Da konkurrieren "Columbo"-Dramturgien mit Close Encounter-Spannung. Trumbull gewährt den Cinemascope-Bildern mehr Dynamik, Beweglichkeit, Energie. Während in den Breitwandbildern Menschen auf Bürostühlen in gelben Räumen sitzen, fliegt die Welt, wenn das Scope-Format einspringt.

Trumbull ist im normalen Leben Visuel Effect Supervisor. So  sieht sein Großes Finale denn auch aus: Da verpufft seine Story zu einem Röcheln, während sich die Effektmechaniker austoben können. Und dann – pffff – ist der Film zu Ende. Trumbull blendet nicht einmal in Schwarz über. Das letzte Bild ist halb durch, da beginnt der Lauftext. Dramaturgie ist nicht des VFX-Mannes Interesse.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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