Wer will, der kann die Geschichte des gescheiterten Träumers George Jung in den Akten des FBI und des Justizministeriums nachlesen. Säuberlich festgehalten ist dort, wie dieser unscheinbare Bursche aus der amerikanischen Provinz nach Kalifornien kam und mit Marihuana aus Mexiko ein florierendes Geschäft aufzog. Wie er danach als erster Amerikaner überhaupt mit Pablo Escobar und dem kolumbianischen Medellin-Kartell Geschäfte machte und Ende der Siebziger so ziemlch alles in den USA verpulverte, genauer gesagt, Kokain ins Land einschleuste.
Und wie er dafür immer wieder ins Gefängnis wanderte – bis 2015 sitzt der langjährige Drogenhändler zur Zeit im Zuchthaus …
Ted Demme bringt auf die Leinwand, was den Augen Justizias verborgen bleiben musste. Weder beschönigend noch dämonisierend erzählt er die Geschichte des Menschen George Jung. Ein junger Mann, der unter der Schwäche seines vergötterten Vaters und den Launen seiner Mutter leidet. Ein Aussteiger, dessen Unschuld für immer Schaden nimmt, als das Schicksal seine erste Liebe zerstört. Und ein wagemutiger Spieler, der zwangsläufig untergehen muss, als er sich mit dubiosen Dealern und einer absolut unzähmbaren Frau einlässt.
Hier liegt auch die Schwäche des Films: Wir wissen, dass der „Held” der Geschichte noch im Knast sitzt und wir erfahren aus seinem Umfeld, warum er sich am Hippie-Strand von Manhattan Beach wohlfühlte. Aber das bringt uns dem Film nicht näher. Anders, als der Themen verwandte Traffic (2000) legt „Blow” zu viel Wert auf die eine Person, deren Entwicklung in harten Schnitten erzählt wird, ohne, dass man sieht, was er eigentlich genau macht.
Der Film markiert das Hollywood Debüt von Franka Potente (Anatomie – 2000; Bin ich schön? – 1998; Lola rennt – 1998). Ihre Rolle als Stewardess und Jungs hilfreiche Freundin dauert etwa 20 Minuten. Potente schafft es in der Zeit, sich dauerhaft im Film – also in Jungs Geist – zu etablieren.