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Plakatmotiv: Kolhiesels Töchter (1962)

Bezaubernde Lilo Pulver in Doppelt
mit gleich drei peinlichen Männern 

Titel Kohlhiesels Töchter
Drehbuch Drehbuch Eckart Hachfeld & Hanns Kräly
Regie Axel von Ambesser, BRD 1977
Darsteller
Liselotte Pulver, Helmut Schmid, Dietmar Schönherr, Peter Vogel, Heinrich Gretler, Heinz Holl, Joscy Larehn, Renate Kasché, Alexa von Porembsky, Franz-Otto Krüger, Paul Schacke, Adeline Wagner, Gudrun Genest u.a.
Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
21. Dezember 1962
Inhalt

Die hübsche Bauerntochter Liesel Kohlhiesel hat ihre Ausbildung an der Hotelfachschule mit Bravour abgeschlossen. Nun kehrt die junge Frau in ihren Heimatort im Berner Oberland zurück. Dort wird sie bereits sehnsüchtig von ihrem Freund Toni erwartet.

Am liebsten würden die beiden sofort einen Heiratstermin vereinbaren – gäbe es da nicht ein kleines Hindernis: Liesels Mutter hat auf dem Sterbebett verfügt, dass Liesel erst heiraten darf, wenn sich auch ein Ehemann für ihre Zwillingsschwester Susi gefunden hat. Und Susi ist im Gegensatz zu ihrer Schwester ein grober Hausdrachen ohne jeden Charme und schlägt mit ihrer barschen Art jeden Bewerber binnen kürzester Zeit in die Flucht.

Um endlich eine Chance auf ein gemeinsames Leben zu erhalten, macht ein Bekannter einen Vorschlag: Toni soll einfach zum Schein Susi heiraten, damit auch für die Liesel der Weg frei ist – denn schließlich steht nirgends geschrieben, dass Susi dauerhaft verheiratet bleiben muss …

Was zu sagen wäre

Der burschikose Herzensschwarm des deutschen Nachkriegsmannes gleich in einer Doppelrolle. Liselotte Pulver als zweimal Tochter des Gastwirts Kohlhiesel gibt eine wunderbare Melange all ihrer Erfolgsrollen (Eins, zwei, drei – 1961; Das Spukschloss im Spessart – 1960; Das Wirtshaus im Spessart – 1958; "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" – 1957; Die Zürcher Verlobung – 1957; Ich denke oft an Piroschka – 1955). Sie tobt sich mit der ganzen Bandbreite ihres Könnens aus, zeigt vor allem, was für ein großer Clown in ihr steckt; als umcharmanter Hausdrache Susi gibt sie eine wunderbar vielschichtige Vorstellung; ein Clown in Freud und Leid.

Leider hat der Film auch noch Handlung und männliche Mitspieler. Der zugrundeliegende Stoff ist ein altes Boulevardbühnenstück, das Anleihen bei Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" nimmt, und Axel von Ambesser kann die Herkunft des Stoffes auch nicht aus seinem Film vertreiben. Das sieht über weite Strecken aus wie abgefilmtes Theater. Plakatmotiv (DVD): Kolhiesels Töchter (1962) Die Schauspieler treten auf und treten ab, als spielten sie auf einer Drehbühne, die jeweils die gerade benötigte Kulisse in den Vordergrund schiebt, dazu müssen Liselotte Pulver und Dietmar Schönherr seltsame Dialoge aufsagen, die als geschriebener Witz möglicherweise funktionieren. Zu Beginn serviert sie ihm in der Hotelfachschule Kalbshirn mit Beilage. Daraufhin ulken sich die beiden mit Gehirnwitzen an, dass es einem kühl den Rücken runterläuft. Was wohl Wirtshaus im Spessart-Regisseur Kurt Hoffmann aus diesem Stück und mit Liselotte Pulver gezaubert hätte?

Ich sehe den Film erst 1973 im Fernsehen, da bin ich 12 Jahre, der Film elf Jahre alt. Er trägt schwer an dem Staub, den der dem Film zugrunde liegende Bauernschwank seit seiner Premiere angezogen hat. Axel von Ambesser setzt auf die Heile Welt, die die Nachkriegsdeutschen im Kino 1962 noch suchen. Da waren die Buben zupackend und vor allem die Maderln herzig. Hier sind nur die Maderln herzig. Die Buben gehen einem auf die Nerven. Bemerkenswert, wie nonchalant die Mädeln, also die Frauen, auf äußere Reize reduziert werden. Von Susi, der unansehnlichen, keifenden Tochter, will keiner was wissen. Hinter Liesel, der hübschen, sind alle her. Egal, was sie denkt, welche Interessen sie hat. Hauptsache hübsch. Als am Ende Susi, umgestaltet auf ebenfalls hübsch lächelnd, mit dem perfekt zubereiteten Sauerbraten um die Ecke kommt, ist die Welt für die Männer wieder in Ordnung. Jetzt ist auch Susi begehrenswert. Hauptsache hübsch.

Dietmar Schönherr ist als schnöseliger Student aus der Stadt eine Fehlbesetzung. Er müsste ja dem Zuschauer irgendwann sympathisch werden. Aber der grobmotorische Schönherr ist ein zu ideenloser Schauspieler, um der Rolle die freundlichen Züge abzugewinnen. Neben ihm spielt Helmut Schmid, im Privaten der Ehemann von Frau Pulver, den Bauern Toni, der ein noch gröberer Klotz ist, unsensibel und unaufmerksam. Aber Schmid spielt den Klotz mit der ganzen Wucht seines mächtigen Körpers. Er hat ein strahlendes Lachen und kann immerhin schön singen. Schönherr hat weder das eine noch kann er das andere. Insgesamt sind alle drei Männer, es gibt da noch einen Rolf, der auf Kohlhiesels Besitz und Geld scharf ist, unangenehme Vertreter des eigenen Geschlechts: Heiratsschwindler, Mitgiftjäger und Pascha. Dass am Ende zwei von diesen unangenehmen Zeitgenossen die beiden wohlhabenden, bezaubernden Kohlhiesel-Töchter heiraten, ist das eigentliche Drama des Films, jedenfalls für die Töchter.

1973 habe ich mich gefragt: Gab es da eigentlich keine besseren Männer?

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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