Andreas, ein in die Jahre gekommener Schriftsteller, erinnert sich bei einer Zugfahrt an seine Jugendliebe aus Ungarn: Als junger Mann fuhr er 1925 als Austauschstudent auf der Donau nach Budapest. Er verliebte sich auf dem Schiff in die junge Greta. Mit ihr zog er die Nacht lang durch Budapest. Am nächsten Tag aber musste er mit dem Zug zu seiner Ferienfamilie in einen entlegenen Ort in der Puszta mit Namen „Hódmezővásárhelykutasipuszta“ fahren, Greta dagegen zu einem Urlaubsaufenthalt nach Siófok am Balaton.
Andreas lernt in der Puszta die fröhliche 17-jährige Piroschka kennen, die Tochter des Stationsvorstehers. Sie verlieben sich bei einem Mulatság (einem Tanzfest) und verbringen romantische Tage – bis eine Karte von Greta eintrifft.
Andreas beschließt, zu Greta an den Balaton zu fahren. Piroschka, die durch ihre Mutter vom Inhalt der Karte weiß, folgt Andreas und bringt ihn in eine prekäre Lage, als sie mit Greta und ihm zusammentrifft. Als Andreas endlich begreift, für wen sein Herz tatsächlich schlägt, ist es beinahe zu spät. Er kehrt zurück nach Hódmezővásárhelykutasipuszta, aber Piri will ihn zunächst nicht mehr sehen. Erst beim Maisrebel-Fest versöhnen sie sich wieder. Aber es bleibt ihnen nur noch ein Tag bis zu seiner geplanten Abfahrt. Beim abenteuerlichen Abschied – Piroschka hält zuletzt seinen Zug an – verspricht er, wiederzukommen.
„Als ich am Morgen nach Hause fuhr, war ich fest entschlossen, Piroschka im nächsten Jahr wiederzusehen, aber wie so oft im Leben kam es anders – wir sind uns nie mehr begegnet. Vielleicht sollte es so sein, denn wenn ich heute an Piroschka denke, ist sie immer jung und süß und 17 Jahre.“
Diese ungarischen Restaurantgeiger sind schon ein Unglück. Da will man ein wenig mit seine Reisebekanntschaft Augenblicke austauschen und dauernd fideln dieser Geiger um einen herum. So sind sie, Kurt Hoffmanns Ungarn: Während in Deutschland „alle gesund und schlechtes Wetter“ haben, lächeln die Ungarn in Hódmezővásárhelykutasipuszta immer, meinen es gut mit dem romantischen Paar am Tisch; aber gehen den Deutschen dabei unendlich auf die Nerven.
Dabei ist es nur ungarische Gastfreundfreundschaft. Und die wird ganz groß geschrieben in Hoffmanns Film. Unter seiner Regie sind die Ungarn ein gar fröhlich Völkchen, das nicht viel besitzt, aber immer lacht, singt, tanzt und herzensgut ist.
Und dann kommt erst Piroschka, die reizendste, schönste, entzückendste Ungarin von allen: „Magscht mir denn lärrnen Deutsch?“ Liselotte Pulver, die Schweizerin, hat sich einen wunderbaren ungarischen Akzent antrainiert und nimmt dem jungen Zuschauer (und wahrscheinlich auch ein paar älteren) in der Titelrolle den Atem. Pulvers Piroschka ist eine Naturgewalt. Das formuliert sich leicht, wenn Marilyn Monroe auf diesem U-Bahnschacht steht, dessen Abwinde ihr Kleid hochbläst. Das hat dann in seiner vermeintlichen Unschuld so eine wuchtige Erotik. Lieselotte Pulver als Piroschka ist nicht erotisch, Erotik hat am Ende mit Sex zu tun und an Sex erinnert dieses Mädchen vom Land mit dem etwas trampeligen, gar nicht großstädtischen Gang, dessen Darstellerin neun Jahre älter ist als ihre Rolle, gar nicht. Statt dessen will ich einfach Zeit mit diesem bezaubernden Wesen verbringen, will mit ihr durch die weite Landschaft streifen, im Gras liegen, mich von ihrer Natürlichkeit becircen lassen, einfach bei ihr sein. Diese "Piri" gehört zu den Ikonen des Kinos.
<Nachtrag2015>Aus heutiger Sicht ist Liselotte Pulver als Piroschka zwar immer noch bezaubernd, die ganze Szenerie aber arg klischeebeladen. Da müsste man mit „kulturelle Aneignung (cultural appropiation)“ abwinken, weil Deutsche, Schweizer und Österreicher die Ungarn zu einem zwar liebenswerten aber auch dümmlichen Bauernvolk degradieren. Diesen Blick gab es 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, das Wirtschaftswunder nahm gerade Fahrt auf, noch nicht.</Nachtrag2015>
Weil von Anfang klar ist, dass der Liebe, der wir da folgen, keine Zukunft gegeben ist (das wird nach zwei Minuten verraten), liegt eine Melancholie über den 90 Minuten, die mich wohlig umfängt, weil sie umhegt ist von wunderbar freundlichen Menschen, einer weitläufigen Sehnsuchtslandschaft, deren Verlust wir zu ertragen einen ganzen Film lang üben können. Der Film ist handwerklich solide inszeniert, charmant im Schauspiel – neben Liselotte Pulver glänzen unter anderem Gunnar Möller, Wera Frydtberg und Gustav Knuth – und vermittelt das Gefühl, gute Freunde zu besuchen.
„An diesem Abend war mir, als ginge die Sonne meines Lebens für ewig über der Puszta unter. Ich war noch nie so allein gewesen.“
"Ich denke oft an Piroschka" wurde vom 12. September bis zum 5. November 1955 im Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig gedreht. Die Außenaufnahmen fanden in Belgrad, der Umgebung von Novi Sad und Palić, in Subotica, Senta, Horgoš (in der Vojvodina) und in der ungarischen Puszta statt. Der Film wurde zu einer der erfolgreichsten deutschen Nachkriegsproduktionen. Uraufgeführt wurde er am 29. Dezember 1955 im Kölner Filmtheater Rex am Ring.