1967: Chris Taylor findet es als rechtschaffender Baptist ungerecht, dass nur Minderheiten die „Drecksarbeit Amerikas“ verrichten. Der naive Collegeabbrecher meldet sich freiwillig zum Einsatz in Vietnam.
Was er erlebt, hat so gar nichts mit den Heldengeschichten zu tun, die er von daheim aus dem Fernsehen kennt: Die Soldaten betäuben sich mit Alkohol und gehen wie Ungeheuer aufeinander los – Unterschicht gegen Oberschicht, Weiß gegen Schwarz.
Der durch Psychoterror und Propaganda geschürte Hass auf den meist unsichtbaren Feind entlädt sich auf grauenvolle Art an unschuldigen Vietnamesen …
Ah … so geht Krieg. Das hatte man schon ein bisschen vergessen können über all die Heldenepen, die uns Chuck Norris ("Missing in Action", "Cusack, der Schweigsame") und Sylvester Stallone ab dem zweiten Rambo auf den Weg gegeben haben. Wie konnten die USA eigentlich diesen Vietnamkrieg nicht gewinnen? Es muss doch mehr solcher unbezwingbaren Rambotypen gegeben haben? Offensichtlich nicht. Bei Oliver Stone (Salvador – 1986; Die Hand – 1981; Die Herrscherin des Bösen – 1974) wird gestorben. Nicht in Heldenpose, sondern in Verzweiflung – wie es das Plakatmotiv deutlich macht.
"Platoon" zeigt, dass nicht der GI sich den Dschungel untertan machte – wie Stallone das eindrucksvoll vorführt, wenn er sich im Dschungel unter Schlamm als Baumrinde tarnt – sondern, dass der Dschungel den naiven Uniformträger aus der westlichen Zivilisation untertaucht. Am Ende bringen sich die Kameraden gegenseitig um – einen äußeren Feind braucht es eigentlich gar nicht. Dieser äußere Feind, der etwas zu verlieren hatte und dieses Etwas besser kannte, als der Eindringling und es entsprechend besser verteidigen konnte, konnte nur mit aller überlegenen Waffenmacht zerfetzt werden – das Massaker von My Lai steht dafür ebenso exemplarisch, wie Napalmbomben und der Laubkiller „Agent Orange“, den die US-Streitkräfte im Kampf gegen den unsichtbaren Feind einsetzten.
"Platoon" ist Auftakt von Stones Vietnam-Trilogie, die 1989 mit Geboren am 4. Juli und 1993 mit Zwischen Himmel und Hölle fortgesetzt, bzw. abgeschlossen wird.
Oliver Stone (geboren: 15.09.1946 in New York) arbeitete als Lehrer und Handelsschiffer in Südostasien, bevor er zum Kriegsdienst in Vietnam eingezogen wurde. In "Platoon" verarbeitet er also auch eigene Erfahrungen, die er während zweier Dienstzeiten in Vietnam sammelte. Seinen plakativ dargestellten Kampf des guten gegen den bösen Sergeanten lässt er zum historisch verbürgten Massaker von My Lai eskalieren.
Stones Film wurde für sechs Oscars nominiert: ausgezeichnet wurde "Platoon" als Bester Film, für Stones Regie, den Schnitt und den Ton.