Stan und Ollie befinden sich auf dem Weg zur Westernstadt Brushwood Gulch. Ihr Auftrag: Sie sollen eine Frau namens Mary Roberts ausfindig machen, um ihr eine testamentarische Urkunde zu überreichen, die sie nach dem Tode ihres Vaters als Erbin einer Goldmine ausweist. Ollie versucht in der Stadtkutsche, mit der mitreisenden Dame zu flirten, wodurch die beiden schon bei der Ankunft in große Probleme geraten, denn diese ist die Frau des jähzornigen Sheriffs. Dieser fordert Stan und Ollie auf, mit der nächsten Kutsche die Stadt wieder zu verlassen.
Doch die Schwierigkeiten reißen nicht ab; der geldgierige Saloon-Wirt Mickey Finn, Mary Roberts' Vormund und Arbeitgeber, schmiedet mit Hilfe seiner Frau Lola, der Saloon-Sängerin, eine finstere Intrige, um selbst in den Besitz der wertvollen Urkunde zu kommen. Als Stan und Ollie bemerken, dass sie übers Ohr gehauen wurden, rufen sie die Polizei, doch der Sheriff jagt sie aus der Stadt …
Einer der lustiugsten Langfilme von Stan Laurel und Oliver Hardy. Helden müssen im Wilden Westen eine Mission erledigen, der sie nun gar nicht gewachsen sind – das zeigen schon ihre Klamotten: geflickte Anzüge und Bowler Hat, von denen Ollis alsbald angeknabbert dem Abspann entgegensieht.
Zwei herzensreine Simplicissimi in einer Umgebung aus Niedertracht, Machismo, Härte und Gewinnsucht, die nie aufgeben, um die holde Prinzessin zu retten, der sie zuvor ohne eigene Schuld Fehl getan haben. Dazu führen die beiden Komiker ohne Ton jund ohne Musik ein Chaosballett auf, das seinesgleichen sucht. Es reihen sich Szenen meisterhaften Timings! Die Kunst, sich in Nebensächlickeiten zu verlieren und größtmögliche Unordnung anzurichten, ist unerreicht.
Anstatt sich mit einem Flaschenzug ins Haus der Finns hochzuziehen und die Urkunde zu beschaffen (MacGuffin), ärgern sich die beiden über Minuten und Minuten und kommmen der Urkunde keinen Zentimeter näher … aber irgendwann steht halt dann der Maulesel im entscheidenden ersten Stock. Die Jagd nach dieser Urkunde im Schlafzimmer der Sängerin Lola gerät zu einem schwebeleichten Ballett, bei der drei Männer und eine Frau in perfekter Harmonie aneinander vorbei und durcheinander durch die Wohnung tanzen.
Gleich zu Beginnn tanzen sie einen wunderbare Paso-Doble vor dem Saloon, vor dem einige Musiker (die Anfang dewr 1930er jahre populären The Avalon Boys) aufspielen. Anschließend wollen sie der vermindlichen Erbin ein Kettchen überreichen, das Hardy um den Hals hängen hat. Aus dem augenscheinlich banalen Akt machen Laurel und Hardy ein weiteres, vier Minuten dauerndes Highlight der physischen Komödie.
Außerdem ist dies der Film, in dem Stan Laurel mangels Streichhölzer ein ums andere mal seinen Daumen entzündet, als sei es das ganz normal. Für mich eine der frühesten Erinnerungen an fröhliche lustige Fernseha(vor)bende mit „Väter der Klamotte“, in denen das ZDF Laurel-und-Hardy-Szenen in neu geschnittener Form zeigte.
So erschreckend das heute klingt: Damals war das durchaus üblich, das alte Stumfilme und Kurzkomödien umgeschnitten und mit kalauernden Texten – etwa von Hans Dieter Hüsch – versehen wurden. „Väter der Klamotte“ war ein typisches Beispiel für die Verfälschung von Filmen durch die Synchronisation („Schnodderdeutsch“). Diese Praxis war international verbreitet, und erst nach den Einsprüchen von Filmhistorikern wurden die Filme – vor allem dank neuer DVD-Editionen seit Ende der 1990er-Jahre – restauriert und in ihren ursprünglichen Versionen zugänglich gemacht.
Das Lexikon des internationalen Films urteilt, der Film sei „einer der besten und amüsantesten Langfilme mit Laurel und Hardy“, ein„Klassiker des Burlesk-Films, sorgfältig inszeniert und mit einer Fülle von Gags angereichert“.
Dass Stan als Anhalter in einer Szene seine Beine zeigt, um die Aufmerksamkeit der Kutsche zu erregen, ist eine Parodie auf die Komödie „Es geschah in einer Nacht“ (1934): Dort macht Claudette Colbert beim Trampen dasselbe, woraufhin ein Auto hält.
Die Rolle der Mary Roberts sollte zunächst Julie Bishop, die im Vorjahr Laurel und Hardys Findelkind in „Das Mädel aus dem Böhmerwald“ verkörpert hatte, übernehmen. Schließlich erhielt die Rolle allerdings Rosina Lawrence, eine regelmäßige Darstellerin in den Filmen von Produzent Hal Roach.
Einer der komödiantischen Höhepunkte des Films ist die Szene, in der Stan und Ollie das alte Westernlied The Trail Of The Lonesome Pine singen. Nach der zweiten Passage verwandelt sich Stans Stimme plötzlich zu einem Bass, um anschließend – nachdem Ollie ihn mit einem Hammer geschlagen hat – eine hohe Sopranstimme zu werden. Die Gesangsszene entstand ganz spontan in einer Drehpause, als einer der Avalon Boys – sie waren eine zu ihrer Zeit populäre Westernband, die im Film auch zu sehen ist – auf seiner Gitarre etwas herumspielte. Alle Strophen wurden live aufgezeichnet, mit Ausnahme der letzten, in welcher der genannte Gag erfolgt.
Die Bass-Stimme stammt von Chill Wills, einem der Avalon Boys, der später auch als Schauspieler bekannt wurde; die Sopran-Stimme kommt von Rosina Lawrence, der Darstellerin von Mary Roberts. Der Text lautet folgendermaßen:
In the Blue Ridge Mountains of Virginia,
On the trail of the lonesome pine—
In the pale moonshine our hearts entwine,
Where she carved her name and I carved mine;
Oh, June, like the mountains I'm blue—
Like the pine I am lonesome for you,
In the Blue Ridge Mountains of Virginia,
On the trail of the lonesome pine.
- Für die deutsche Erstaufführung am 1. November 1937 unter dem Titel „Ritter ohne Furcht und Tadel“ wurde das erste Mal Walter Bluhm als Stan Laurel besetzt. Will Dohm übernahm Oliver Hardy. Ab Oktober 1937 lief der Film monatelang in Berlin. Es war der letzte Laurel-&-Hardy-Film, der bis Kriegsende in Deutschland in die Kinos kam.
- Für die Wiederaufführung am 5. September 1952 bekam „Way Out West“ den Titel „Dick und Doof im wilden Westen“. Walter Bluhm war bereits Stan Laurels fester deutscher Sprecher und Ollie wurde von Arno Paulsen gesprochen. Mickey Finns deutsche Stimme gehörte Hans Timerding.
- Die dritte deutsche Synchronfassung mit dem Titel „Zwei ritten nach Texas“, die anlässlich einer erneuten Wiederaufführung am 9. Juli 1965 entstand, wurde von der Berliner Synchron erstellt. Stan und Ollie wurden wieder von Bluhm und Paulsen gesprochen. Alfred Balthoff sprach Mickey Finn, Agi Prandhoff war als Lola zu hören. Diese Fassung ist auf DVD veröffentlicht worden.
- Auch in der vierten Fassung, die am 12. Mai 1976 unter dem Titel „Im fernen Westen“ in der ZDF-Reihe „Lachen Sie mit Stan und Ollie“ ausgestrahlt wurde, sprach Walter Bluhm Stan und Michael Habeck lieh Ollie seine Stimme. Leo Bardischewski sprach Mickey Finn und Rose-Marie Kirstein lieh Lola ihre Stimme. Wolfgang Schick, der Dialogregie führte übernahm größtenteils das Dialogbuch der dritten Fassung von Werner Schwier.
Die Langfilme mit Stan Laurel und Oliver Hardy als Duo
Laurel und Hardy waren ein US-amerikanisches Komiker-Duo, das aus Stan Laurel und Oliver Hardy bestand. 1921 sowie zwischen 1926 und 1951 drehten sie zusammen 106 Filme (79 Kurzfilme, 27 Spielfilme), Gastauftritte mit eingerechnet. Sie gelten als eines der berühmtesten und erfolgreichsten Film-Duos aller Zeiten. Im deutschen Sprachraum sind Laurel und Hardy auch unter den Bezeichnungen Dick und Doof oder Stan & Ollie bekannt. Während Oliver Hardy sich hauptsächlich als Schauspieler in die gemeinsame Arbeit einbrachte, gilt Stan Laurel als der kreative Kopf des Duos. Er entwickelte nicht nur zahlreiche Gags und Drehbücher, sondern führte bei vielen ihrer Filme de facto Regie und arbeitete am Schnitt. In den Filmen verkörperte Stan die einfältig-kindliche Figur, während Hardy als sein leicht wichtigtuerischer, väterlicher Partner leiden muss. Der Humor von Laurel und Hardy ist geprägt durch Slapstick-Einlagen, die oft Zerstörungsorgien zur Folge haben. Weitere Gags entstanden durch das Tit for Tat („Wie du mir, so ich dir“). In der Tonfilmzeit kamen auch Dialogwitze hinzu.
Hier sind alle Langfilme aufgeführt, in denen das Duo die Hauptrolle spielte.
- Hinter Schloss und Riegel / Wir bitten um Gnade (Pardon Us, 1931)
- Die Teufelsbrüder / Vergiss deine Sorgen (Pack Up Your Troubles, 1932)
- Die Sittenstrolche / Hände hoch – oder nicht (The Devil’s Brother, 1933)
- Die Wüstensöhne (Sons of the Desert, 1933)
- Hollywood Party (Hollywood Party, 1934)
- Rache ist süß / Die lieben Kleinen im Spielzeugland (Babes in Toyland, 1934)
- Das Mädel aus dem Böhmerwald / Lustig ist das Zigeunerleben (The Bohemian Girl, 1936)
- Ritter ohne Furcht und Tadel / Im Wilden Westen / Zwei ritten nach Texas (Way out West, 1937)
- Das Schweizermädel (Swiss Miss, 1938)
- Die Klotzköpfe (Blockheads, 1938)
- In der Fremdenlegion / Fliegende Teufelsbrüder (The flying Deuces, 1939)
- In Oxford / Ein Dummkopf in Oxford (A Chump At Oxford, 1940)
- Auf hoher See / Deppen zur See (Saps At Sea, 1940)
- Schrecken der Kompanie (Great Guns, 1941)
- Dick und Doof in geheimer Mission / Fauler Zauber (A-Haunting We Will Go, 1942)
- Luftschutzwarte / Schrecken aller Spione (Air Raid Wardens, 1943)
- Dick und Doof und die Wunderpille / Jitterbugs (Jitterbugs, 1943)
- Die Tanzmeister (The Dancing Masters, 1943)
- Der große Knall / Der große Krach (The Big Noise, 1944)
- Die Leibköche seiner Majestät / Nichts als Ärger (Nothing but Trouble, 1944)
- Stierkämpfer wider Willen / Die Stierkämpfer (The Bullfighters, 1945)
- Laurel & Hardy: Atoll K aka Dick und Doof erben eine Insel (Atoll K / Utopia, 1951)