Mit nichts als seinem Sattel und seinem kostbaren Gewehr landet der amerikanische Scharfschütze Matthew Quigley in Australien. Er glaubt, er sei engagiert worden, um Wildhunde zu jagen, doch tatsächlich mutet man ihm einen Mordauftrag zu.
Quigley soll Aborigines, australische Ureinwohner, vom Land des Rinderbarons Marston "eliminieren". Als Quigley ablehnt, wird er rasch vom Jäger zum Gejagten. Zum tödlichen Kampf gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber gezwungen, beweist Quigley, dass niemand einen echten Westernhelden unterkriegen kann.
Niemand, außer vielleicht der geheimnisvollen Schönen, die an seiner Seite reitet und in unablässig Roy nennt …
Das ist eigentlich kein eigenständiger Film. Es ist ein Konvolut aus lauter Elementen klassischer Western, zusammengestellt im heißen, trockenen Australien. Da kommt ein Fremder in die Stadt und mischt die alte Ordnung auf. Da ist der hundsgemeine Viehbaron, dem hier alles Land und damit auch die Menschen gehören und der also über Leichen geht. Da ist die junge Frau, deren Lebenszweck schöne Kleider, eigene Kinder und der Mann dazu ist, auf den sie sehnsüchtig im Sonnenuntergang auf der Veranda wartet. Da sind die klassischen 2/4-Takt-Rythmen, in denen Basil Polidouris seinen Score komponiert. Und natürlich sind da die Indianer, die hier keine Indianer sind, sondern australische Aborigines. Aber ausgebeutet und vertrieben werden sie genauso.
Nur dieses Mal lässt der weiße Amerikaner das nicht zu. Diesmal stellt er sich gegen die Imperialisten und befreit das Land. Die Imperialisten, es sind natürlich Briten, ziehen mit eingeklemmtem Schwanz von dannen, der Retter von beyond the Ocean küsst sein Mädel und schifft sich in die Heimat ein. "Quigley Down Under" ist ein stockkonservativer Film mit wuchtigen Landschaften, brutalen Gangstern und einem durch und durch loyalen Helden – er ist stets loyal zur Menschlichkeit. Während die anderen Männer, Frauen und Kinder abschlachten, Felswände runter schmeißen, würde dieser Held niemals auf einen Unbewaffneten schießen, nicht mal auf einen, der Kinder mordet und noch eine verborgene Waffe im Gürtel hat; immer wartet der Held, bis der andere zu jener Waffe greift.
Der Held aus dem fernen Amerika ist ein Scharfschütze auf weite Entfernungen. Das macht die Action in diesem Film zäh. Erst zum Showdown gibt es die zu einem Western gehörende zünftige Schießerei. Vorher trifft er mordende Schurken immer aus möglichst beeindruckender Entfernung mit seinem Super-Gewehr, einer Shiloh Sharps 1874 Long Range Rifle, die er nach jedem Schuss neu laden muss, und weil er jedes Mal trifft, er ist ja schließlich Scharfschütze und Held, entwickeln sich diese Kämpfe nie sehr spannend. Wenn er drei Schurken ausgeschaltet hat, fliehen die anderen, die Situation ist gerettet – nicht treffen mit seinem Gewehr tut er nur dann, wenn der Gegner zehn Meter vor ihm steht.
Der Film hat hohes Potenzial, aber Regisseur Simon Wincer macht nichts draus. Er zitiert die Westernmythen, verhilft ihnen für "Quigley" aber nicht zur Selbständigkeit, lässt die Situationen als Zitate ihrer selbst stehen. Er filmt in vom Kino noch unverbrauchten Landschaften, aber dass wir in Australien sind, sehen wir nur anhand von Kängurus und Dingos. Auch die Besetzung ist aufregend. Tom Selleck ("Drei Männer und eine kleine Lady" – 1990; "Ninas Alibi" – 1989; "Noch drei Männer, noch ein Baby" – 1987; "Runaway – Spinnen des Todes" – 1984; Höllenjagd bis ans Ende der Welt – 1983; Coma – 1978; Schlacht um Midway – 1976) verbeißt sich als der sehr höfliche Mr. Quigley sein fröhliches Augenbrauen-Gewackel und das schiefe Grinsen und legt einen ordentlichen, wortkargen Kerl mit Herz hin. Laura San Giacomo ("Sex, Lügen und Video" – 1989), eben noch die ausgeflippte Freundin von Julia Roberts in Pretty Woman (1990) gibt der undankbaren Rolle des Westernweibchen an seinem Rockzipfel Ecken und Kanten und lässt Starpotenzial aufblitzen. Und den Großgrundbesitzer und Oberschurken des Stücks spielt Alan Rickman ("Im Zeichen der Jungfrau" – 1989; Stirb langsam – 1988), der gegen die Leere seines Drehbuchcharakters mit all seiner Präsenz anspielt. Aber genauso wenig, wie wir erfahren, womit er auf seinen hunderten, ausgetrockneten Quadratkilometern Landbesitz eigentlich sein Geld verdient und damit seine augenscheinliche Macht festigt, erfahren wir etwas über diesen Schurken. Er redet viel, einmal sagt er, „Manche Menschen leben im falschen Jahrhundert. Ich lebe auf dem falschen Kontinent.“ Warum? Bleibt unklar.
Ein strafferes Drehbuch hätte dem Film gut getan. Eines mit einer packenden Story zum Beispiel.