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Plakatmotiv: Drag me to Hell (2009)

Ein bunter, schriller Erschreck-Spaß
mit Innereien kotzenden Gespenstern

Titel Drag me to Hell
(Drag me to Hell)
Drehbuch Sam Raimi & Ivan Raimi
Regie Sam Raimi, USA 2009
Darsteller

Alison Lohman, Justin Long, Ruth Livier, Lorna Raver, Dileep Rao, David Paymer, Adriana Barraza, Chelcie Ross, Reggie Lee, Molly Cheek, Bojana Novakovic, Kevin Foster, Alexis Cruz, Shiloh Selassie, Flor de Maria Chahua, Christopher Young, Ricardo Molina, Fernanda Romero u.a.

Genre Horror, Komödie
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
11. Juni 2009
Inhalt

Los Angeles: Christine Brown hofft, bei ihrer Bank demnächst die freigewordene Stelle des Filialleiters besetzen zu können. Mr. Jacks, ihr Vorgesetzter, gibt Christine jedoch zu verstehen, dass mit der Karriere auch unerfreuliche Entscheidungen in Richtung der Kunden verbunden sind. Als die alte Mrs. Ganush, eine von Christines Kundinnen, wegen Verlängerung ihres Kredits vorspricht, will Christine den Aufschub zunächst gewähren, stößt aber bei Mr. Jacks auf Widerstand, der ihr zu verstehen gibt, dass es eine harte Entscheidung sei. In der Hoffnung, dies würde ihre Karriere begünstigen, verweigert Christine Mrs. Ganush schließlich den Zahlungsaufschub.

Als Mrs. Ganush sich mit der Entscheidung nicht abfinden will und Christine bedrängt, gerät diese in Panik und ruft den Sicherheitsdienst der Bank zu Hilfe. Doch damit ist die Sache nicht aus der Welt. Abends im Parkhaus wird Christine von Mrs. Ganush überfallen, die Frau reißt Christine bei dem Kampf einen Knopf von der Jacke, zischt unverständliche Worte, gibt den Knopf dann aber zurück und entlässt Christine mit einer düsteren Prophezeiung.

Mrs. Ganushs Worte scheinen sich zu bestätigen: Noch am selben Abend besucht Christine mit ihrem Freund, dem Universitätsprofessor Clay Dalton, den Wahrsager Rham Jas, um sich die Zukunft vorhersagen zu lassen. Er scheint Düsteres zu sehen, will aber nicht ins Detail gehen. Bluray-Cover: Drag me to Hell (2009) Als Christine in ihrem Haus erneut Opfer einer Attacke wird, dieses Mal nicht von Mrs. Ganush, sondern einer Art körperlosen Form, und sich in der Bank am nächsten Tag eine Reihe merkwürdiger Dinge ereignen, will Christine Mrs. Ganush um Verzeihung bitten, doch die alte Frau ist inzwischen gestorben.

Christine wendet sich daraufhin erneut an den Wahrsager Rham Jas, der ihr erklärt, Mrs. Ganush habe sie mit einem Lamia-Fluch belegt. Der Lamia, ein mächtiger Dämon, werde Christine drei Tage lang beobachten und bedrohen, bis er sie in die Hölle herunterziehe. Doch es gebe einige drastische Möglichkeiten, den Fluch zu brechen …

Was zu sagen wäre

Ach, wie herrlich: die 90er Jahre haben angerufen, sie wollen ihren Horrorfilm zurückhaben.

Sam Raimi, Veteran des Horrorkinos (Drag me to Hell – 2009; Spider-Man 3 – 2007; Spider-Man 2 – 2004; Spider-Man – 2002; The Gift – Die dunkle Gabe – 2000; Aus Liebe zum Spiel – 1999; Ein einfacher Plan – 1998; Armee der Finsternis – 1992; Darkman – 1990; Tanz der Teufel 2 – Jetzt wird noch mehr getanzt – 1987; Tanz der Teufel – 1981), schenkt uns einen abgedrehten, politisch unkorrekten Horrorfilm mit makabrem Humor und ordentlich Igittigitt-Szenen.

Im Mittelpunkt steht eine blonde, etwas mäuschenhafte Bankangestellte mit dem Zeug zur großen Karriere. Aber dafür muss sie hart sein, lernen, auch „unerfreuliche Entscheidungen“ zu treffen. Das verlangt ihr Vorgesetzter von ihr und weil sie ohnehin in einer Bank arbeitet, in der aus Kundensicht ja dauernd unerfreuliche Entscheidungen getroffen werden, fängt die mäuschenhafte Blondine gleich damit an, gerät aber prompt an eine Zigeunerin, die sie ob der unerfreulichen Entscheidung verflucht. Raimi spielt mit der höchst aktuellen Unvereinbarkeit von Geschäft und Moral. Christine, die Bankangestellte, hätte natürlich der Zigeunerin den Kredit auch zum dritten Mal verlängern können. Aber dann würde sie halt keine Karriere machen und immer die mäuschenhafte Blondine bleiben. Also bleibt sie hart. Und gerät in Teufels Küche. Da erscheinen die Bankenpleiten, die im wahren Leben gerade die Weltwirtschaft doll drehen lassen, ausgelöst durch unmoralische Banker, in anderem Licht – das haben sie nun davon, die Banker mit ihrer Unmoral.

Dass es sich tatsächlich um eine Zigeunerin handelt, die die arme Christine mit einem wirklich üblen Fluch belegt, und nicht der Einfachheit halber eine alte Frau, wie in Stephen Kings "Thinner", ist natürlich eine ungehörige Political Incorrectness, die auch in den 90er Jahren eher mal aus Drehbüchern gestrichen wurde. Plakatmotiv (US): Drag me to Hell (2009) Aber Raimi ist der Regisseur, der schon in den 80er Jahren mit Tanz der Teufel fröhlich Bilder und Schockmomente auf die Leinwand brachte, die in Deutschland bald auf dem Index landeten <Nachtrag2017>und erst im Oktober 2016 wieder freigegeben wurden</Nachtrag2017>. Raimi gehört zu den Künstlern, die sich nicht immer so um die öffentliche Meinung scheren und nach drei für seine Verhältnisse braven Spider-Man-Verfilmungen am Stück wollte auf politisch korrekt dargestellte Hexen wohl keine Rücksicht nehmen.

Der Film folgt der bekannten Achterbahndramaturgie, die mit ordentlich Computereffekten aufgepeppt wird. Hilfreich kündigt anschwellende Musik jeweils an, dass jetzt gleich wieder etwas passiert und da wird dann die blonde Christine wenigstens durch einen gespensterhaften Dreifach-Looping geschleudert, bei dem Ihr allerlei Innereien ins Gesicht gekotzt werden, dass ich manchmal schon zweifele, ob die Bezeichnung "Komödie" oben unter Genre eigentlich passt (tut sie aber letztlich doch), oder sonst wie in unangenehme Situationen gebracht – außer ihr kann nämlich den jeweiligen Angreifer nie jemand sehen, auch natürlich die potenziellen Schwiegereltern in Spe nicht, zwei furchtbare Exemplare knochentrockenen US-Konservatismus'. Alison Lohman ("Die Legende von Beowulf" – 2007; Big Fish – 2003; "Tricks" – 2003; The 13th Floor – 1999) legt sich in diesen Szenen ordentlich ins Zeug. Ähnlich wie Tom Cruise legt sie Wert darauf, die meisten Stunts selbst gemacht zu haben.

Aber irgendwann hört dann das Durch-die-Gegend-geschleudert-werden gar nicht mehr auf und da wird's dann ein bisschen fad in der Unterhaltung. Die zieht dann zum Showdown noch mal an, Sam Raimi versteht ja sein Handwerk. Aber da ist schon zu offensichtlich, was im Bild der Siegerpose im Starkregen, mit der die zerkratzte, verschlammte, um eine blonde Haarbüschel ärmere Christine aus dem Showdown geht, nicht stimmen kann. Denn auch das ist gute alte 80er/90er Jahre: Das Finale ist kein weichgespültes Kino-Trallala à la 21. Jahrhundert.

Wertung: 4 von 7 €uro
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