Buchcover: Charlotte Roche – Feuchtgebiete
Das Must-Read des Jahres?? Weia!
Du armes Land der Dichter
Titel Feuchtgebiete
Autor Charlotte Roche, Deutschland 2008
Verlag DuMont
Ausgabe Taschenbuch, 220 Seiten
Genre Drama
Inhalt

Nach einer missglückten Arschrasur liegt die 18-jährige Helen mit einer Analfissur im Krankenhaus. Sie nutzt die Tage auf der Station, um einen Plan zu schmieden, der ihre geschiedenen Eltern wieder zusammenbringen soll.

Vor allem aber experimentiert sie mit allen Körperöffnungen, lebt ihre ganz eigenen Vorstellungen von Sexualität und Hygiene und irritiert damit den Krankenpfleger Robin. Hämorrhoiden, Analverkehr, Toilettenexperimente, ausgefallenere Masturbationsvarianten …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Feuchtgebiete

??? Aha. Das ist also der bestsellerigste Bestseller, der Talk of the Town, das Must-Read des Jahres 2008. Warum? Es muss eine Menge Menschen in Deutschland geben, die

  1. es gerne haben, wenn ihr/e Freund/Freundin/Mann/Frau sich die Zähne putzt, während sie selber nebendran auf der Toilette sitzen
  2. witzig finden, zu lesen, dass es Analverkehr mit und ohne „Schokodip“ gibt und sich die 18-jährige Erzählerin entsprechend vorbereitet im Bad, wobei in den Genuss des „Schokodips“ nur die sympathischeren Sexualpartner kommen
  3. es befreiend finden, dass endlich mal nicht um den heißen Brei herum geschrieben, sondern der Arsch „Arsch“, die Fotze „Fotze“, der Fick „Fick“ genannt wird und durchschnittliche Sexualpraktiken en detail geschildert werden

Ich habe ja den Eindruck, dass gewissen Kreise des deutschen Feuilletons nur auf solche Pornos für Intellektuelle … Intel-Leck-tuelle … warten, um endlich auch mal zu sagen, wie verkrampft wir doch alle sind. Verklemmte Einzeller, die Deutschen. Immer noch nicht befreit. Und endlich ein Buch mit vielen Stellen, das man im Buchladen an der Ecke kaufen darf, ohne rot zu werden.

Fairerweise sollte ich noch was zum literarischen sagen: Da gibt's nichts zu sagen. BILD-Zeitungs-Sätze – Subjekt, Prädikat, Schwanz – füllen die Seiten. Ausgesprochenes Sprechdeutsch. Kein Satz, bei dem ich sagen könnte „au ja, schön formuliert“. Inhaltlich: Interessant sind die erstemn zehn Seiten, weil sich da noch anbahnt, dass sich eine Handlung entwickeln könnte, und die letzten zehn Seiten, auf denen die 200 unappetitlichen Seiten dazwischen in gewisser Weise, irgendwie, also mit Wohlwollen, sowas wie einen Sinn ergeben.

Steffi hat's mir geschenkt. Im Urlaub in Ägypten. Sie hatte nach der Hälfte keine Lust mehr. Kann ich verstehen. Okay: Ich bin nicht die Zielgruppe der Autorin. Ich bin Jahrgang 1961 und habe bewusst noch nie FKK-Urlaub gemacht.

Gelesen vom 23. November 2008 bis 24. Februar 2009.