Er sah gut aus, war pünktlich und versprach sich nicht. Das waren die wichtigsten Eigenschaften eines Nachrichtenvorlesers. Er erfüllte sie. Jan Landers, 34, ist Tagesschau-Sprecher in Hamburg. Aufgewachsen in Ost-Berlin, hat er in den Jahren nach der Wende schnell Karriere gemacht – vom Wetterfrosch eines Lokalsenders zu dem Mann, der jeden Abend die Wahrheit der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes verkündet.
Doch obwohl er seine ostdeutsche Vergangenheit längst hinter sich gelassen zu haben scheint, ist er nie so recht im Westen angekommen zu sein. Er bewegt sich im schicken Aufsteigermilieu der Stadt, doch zugleich in einem gesellschaftlichen Niemandsland, dessen Gesetze undurchschaubarer sind als die seiner alten Heimat.
Als sich das Gerücht verbreitet, Landers habe als „IM“ mit der Stasi zusammengearbeitet, wird er sofort von der Arbeit suspendiert. Um den Verdächtigungen nachzugehen, reist er in seine Heimatstadt Berlin, zurück in seine Vergangenheit, zurück in die unsicheren Regionen seiner Erinnerung. Eine ehrgeizige Spiegel-Reporterin und ein versoffener Lokaljournalist nehmen seine Spur auf …
aus dem Klappentext
Die Redakteure in der Tagesschau-Redaktion sind eitel, karrieregeil und intrigant. Stellvertreter buckeln und werden doch nie mehr weiterkommen. Einige trinken mehr Alkohol, als ihnen gut tut und der Chefredakteur träumt von einem Posten als Korrespondent in Washington.
Alexander Osangs Roman präsentiert viele Stereotypen und ich frage mich, warum er mir diese Geschichte, die sich am Ende so arg in Wohlgefallen auflöst, erzählen wollte. Besonders viel Überraschungen bietet er mir nicht und brav nacheinander werden die Komplexe „TV-Redaktion“, „Deutschland“, „Wende“, „Stasi“ abgearbeitet. Vielleicht wollte er all sein geballtes Wissen über diese Themen mal los werden und nutzt den angesagten Medien-Chic, um die Geschichte besser verkaufen zu können
Osang ist einer der namhaften Reporter beim SPIEGEL. Er kann fantastisch erzählen. Der Text wirkt denn auch über weite Strecken wie eine Reportage. Der Roman ist schnörkellos erzählt, beschreitet keine Umwege und bleibt beim jeweiligen (s.o.) Themenkomplex. Weil ich selber in so einer Redaktion arbeite, überrascht mich vieles vielleicht einfach weniger, als geneigte Leser, die einen vernünftighen Beruf gelernt haben und das Buch zum zynischen oder Neugier befriedigenden Zeitvertreib lesen.
Leihgabe eine Kollegin. Gelesen Ende September 2004.
Der Autor:
Alexander Osang, 1962 in Berlin, ist Journalist. Nach dem Studium in Leipzig wurde er Reporter, dann Chefreporter der Berliner Zeitung, für die er auch heute noch als Kolumnist arbeitet. Seit September 1999 ist er beim Spiegel, für den er zurzeit aus New York berichtet. Für seine journalistischen Arbeiten erhielt Osang 1995 den Theodor-Wolff-Preis sowie 1993, 1999 und 2001 den Egon-Erwin-Kisch-Preis.
Er veröffentlichte mehrere Bücher mit Reportagen, darunter „Hannelore auf Kaffeefahrt“ (1998). „die nachrichten“ ist sein erster Roman.