Stu Shepard ist ein Arschloch. Der PR-Manager im schicken Designeranzug hetzt mit Handy am Ohr und unbezahltem Assistenten im Nacken durch die Straßen Manhattans und pokert über zwei Leitungen gleichzeitig mit Kunden und Redakteuren. Er lügt, er droht, er schmeichelt, er scherzt, und zwischendrin findet er sogar ein paar charmante Worte für seine Ehefrau Kelly.
Ruhe sucht er in der letzten abschließbaren Telefonzelle auf der 53. Straße. Von hier aus ruft er Pamela an, eine junge Schauspielerin, mit der er seine Frau betrügt.
Als Stu die Telefonzelle wieder verlassen will, klingelt es. Instinktiv nimmt er den Hörer ab und gerät in eine höllische Falle. Der unbekannte Anrufer ist Scharfschütze und Serienkiller. Aus irgendeinem Hochhausfenster hat er sein Präzisionsgewehr auf ihn gerichtet. Er weiß alles über Stu; er will, dass Stu seine Sünden bekennt. Seine Botschaft lautet: Wenn du den Hörer auflegst, bist du ein toter Mann.
Was der Mann will, bleibt unklar. Und bald trommeln einige hysterische Nutten an die Zelle, die wollen, dass Stu sich sofort verpisst – schließlich brauchen sie die Zelle zum stündlichen Broterwerb. Schließlich mischt sich auch noch der Zuhälter ein. Der ist schnell tot. Erschossen vom Scharfschützen am Telefon.
Zehn Minuten später hat die Polizei die Straße abgeriegelt und richtet mehrere Waffen auf Stu, weil sie ihn mit dem Mörder des Zuhälters verwechselt. Wenn Stu nur was sagen dürfte. Aber für diesen Fall hat der Unbekannte noch ein paar Kugel im Präzisionsgewehr …
Eine Telefonzelle, ein Straßenzug in Manhattan, ein immer noch hungriger, also engagierter Schauspieler, prominente supporting actors. Das reicht, um einen spannenden Film zu machen – wenn nur das Drehbuch stimmt.
Joel Schumacher (Makellos – 1999; "8mm" – 1999; Batman & Robin – 1997; "Die Jury" – 1996; Batman Forever – 1995; Falling Down – 1993; Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben – 1991; The Lost Boys – 1987; St. Elmo's Fire – 1985) liefert einen kalten MTV-Style-Blick auf den hysterisch gewordenen Alltag, der nur noch den Regeln des Wahnsinns folgt – und stets live on TV. Die Handlungskette ist zwingend logisch und schnell. Colin Farrell ist der perfekte Yuppie, der es nach oben wohl nicht mehr schaffen wird, um sein Leben in dieser Zelle kämpft und bereit ist, dafür alle Hüllen fallen zu lassen. In diesem Moment wird es dann ein wenig melodramatisch und man möchte die Nase rümpfen. Bis einem der TV-Moderator Michel Friedman einfällt, der im Visier der Scharfschützen von den Medien den großen Es-tut-mir-alles-so-leid-und-ich-habe-auch-ganz-viele-Fehler-gemacht-hoffe-aber-dass-Sie-mir-eine-zweite-Chance-geben-mögen-und-dass-meine-Freundin-mir-verzeiht-Kanon anstimmte.
Da ist dann Stuart Shepards Bußgesang live von den Medien übertragen irgendwie schon wieder hausbacken.
"Phone Booth" ist ein böser, ein schmutziger kleiner Thriller, der von einer schmutzigen kleinen Idee ausgeht und nicht dem Wahn verfällt, mehr zu wollen, als die Spannung zu halten. Und als Forest Whitaker als leitender Captain aus dem Polizeiwagen steigt, wissen wir, alles wird gut!
Die Handlung des Films läuft in Echtzeit ab, die 81 Minuten Spielzeit entsprechen also genau der Zeitspanne, in der die Handlung abläuft. Da der überwiegende Teil des Films dabei für Colin Farrell mit Hörer am Ohr zu spielen war, wurde ihm ein Sprecher am anderen Ende der Leitung zur Verfügung gestellt, um die Dialoge realer wirken zu lassen.
Bereits nach drei Tagen wurden an den US-amerikanischen Kinokassen die Produktionskosten in Höhe von 13 Millionen US-Dollar wieder eingespielt. Weltweit spielte der Film rund 98 Millionen US-Dollar ein.