Der alternde Pariser Geschäftsmann Mathieu reist aus seinem Domizil in Sevilla ab. Vor der Abfahrt des Zuges nach Madrid schüttet er einem Mädchen namens Conchita, das ihm nachgeeilt ist, einen Eimer Wasser über den Kopf. Dabei wird er von den Mitreisenden in seinem Abteil, einer Frau mit ihrer Tochter, einem Richter und einem Psychologen beobachtet.
Er rechtfertigt vor ihnen dieses seltsame Verhalten, indem er die Geschichte seiner Beziehung zu Conchita erzählt: Vor einiger Zeit war Conchita als Hausmädchen bei ihm angestellt worden, deren Schönheit ihm gleich den Kopf verdrehte. Obwohl er sie mit Liebe und Geld überschüttete, verweigerte sie sich ihm mit aller Kraft, quälte ihn – doch er kam nicht von ihr los …
Sowas nennt man wohl Amour fou: Ein Mann verguckt sich in eine etwa 40 Jahre jüngere Frau, die sich, geschmeichelt von seinen Avancen und seinem Geld, ihm ein bisschen hingibt, nie mit ihm schläft, ihn zurück stößt und wieder anschmeichelt. Und er lässt nicht von ihr ab, sein Diener zitiert irgendwann Friedrich Nietzsche mit „Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht“. Statt der Peitsche bringt der Mann mehr Geld mit, schenkt ihr eine Wohnung, während sie sich etwas küssen lässt, ein bisschen ausziehen, und ihn dann wieder zurück stößt. Zwischendurch ist viel von Terroristen die Rede und werden mehrere Bombenattentate verübt.
Was Luis Buñuel da präsentiert, ist halb Drama, halb Satire, das Porträt einer Gesellschaft im Geschlechter- und Klassenkampf. Der reiche, alte Mathieu und die junge, arme Conchita, die wütenden Terroristen gegen die arroganten Eliten, die moderne Frau, die nicht arbeiten will und sich erfolgreich einen Mann hält, der sie bezahlt. Das verwebt Buñuel (Der diskrete Charme der Bourgeoisie – 1972) zu einem kunstvollen Verwirrspiel, in dem er seine weibliche Hauptfigur Conchita von gleich zwei Schauspielerinnen, Carole Bouquet und Ángela Molina, spielen lässt. Für die Zuschauer bleibt unersichtlich, nach welchem Muster er die beiden Schauspielerinnen wechselt; es unterstreicht aber Mathieus Liebeswahn, der Conchita ganz und gar verfällt. Boquet verkörpert in ihrem Leinwanddebüt ihre Conchita als elegante Dame mit scharfer Zunge, Ángela Molina die ihre als lebensfrohe, temperamentvolle Frau. Als die ihn, nachdem er sie ordentlich fürs Leben versorgt hat, endlich und vor seinen Augen betrügt – ob scheinbar oder tatsächlich, das lässt der Film letztlich offen – wirft sie ihm später vor, dass er sie ja gar nicht richtig liebe, weil er sich nicht gleich umgebracht habe – der Suizid als endgültiger Liebesbeweis für die moderne Frau.
Die Hauptrolle des alten Mannes, der keinem definierten Beruf nachgeht, aber Geld wie Heu hat, spielt der Spanier Fernando Rey ("Reise der Verdammten" – 1976; Die Macht und ihr Preis – 1976; French Connection II – 1975; French Connection – 1971). Sein Mathieu oszilliert facettenreich zwischen erhabenem Geschäftsmann aus der Oberklasse und hilflosem Gockel, der seine Welt nicht wieder erkannt.
Die Romanvorlage "La Femme et le Pantin" von Pierre Louÿs aus dem Jahr 1898 wurde erstmals 1928 von Jacques de Baroncelli, 1935 von Josef von Sternberg mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle unter dem Titel "The Devil Is a Woman" (deutsch: Der Teufel ist eine Frau) sowie 1959 von Julien Duvivier unter dem Titel "Ein Weib wie der Satan" verfilmt. Wo der Roman im Titel neben eine Frau einen "Hampelmann" stellt, drehen die Titel der späteren Verfilmungen die Verhältnisse um, der Mann taucht nicht auf, aber die Frau ist der Satan. In der vorliegenden Verfilmung ist die Frau nun obskur, also anrüchig, zweifelhaft. Als solche wird sie bezeichnet, weil sie sich von dem deutlich älteren Mann nicht gleich am ersten Abend, an dem sie bei ihm als Hausmädchen arbeitet, ungefragt küssen und auch später nicht einfach bespringen lässt. Der Mann erzählt die Geschichte seinen Mitreisenden (beiderlei Geschlechts) im Zug, die alle mit ihm konform gehen, dass die junge Frau sich an mehreren Stellen seiner Erzählung falsch verhalten und eine später erfolgte Züchtigung durch Mathieu selbstverständlich verdient hätte. Es ist eine ingesamt männlich geprägte Welt, die Buñuel uns spiegelt.
<Nachtrag1999>"Dieses obskure Objekt der Begierde" war der letzte Film Buñuels. Die Weltpremiere fand am 17. August 1977 in Frankreich statt; in der Bundesrepublik lief der Film erst über ein Jahr später am 16. November 1978 an. Das Publikum nahm den Film gut auf und auch die Kritiker waren sich einig, diese Arbeit würde einen würdigen Abschluss seines Gesamtwerks darstellen.</Nachtrag1999>