IMDB

Plakatmotiv: Der Unsichtbare (2020)

Endlich ist das, was Du nicht sehen
kannst, mal wieder richtig spannend

Titel Der Unsichtbare
(The Invisible Man)
Drehbuch Leigh Whannell
Regie Leigh Whannell, Australien, USA, Kanada 2020
Darsteller
Elisabeth Moss, Oliver Jackson-Cohen, Harriet Dyer, Aldis Hodge, Storm Reid, Michael Dorman, Benedict Hardie, Renee Lim, Brian Meegan, Nick Kici, Vivienne Greer, Nicholas Hope, Cleave Williams, Cardwell Lynch, Sam Smith u.a.
Genre Horror, Thriller
Filmlänge 124 Minuten
Deutschlandstart
27. Februar 2020
Inhalt

Cecilia Kass fühlt sich gefangen in ihrer Beziehung. Ihr Mann Adrian ist zwar wohlhabend und als Wissenschaftler ein Genie, in der Ehe aber gewalttätig. Schließlich flieht sie nachts mithilfe ihrer Schwester Alice und versteckt sich bei dem langjährigen Freund James und dessen Tochter Sydney.

Adrian nimmt sich daraufhin das Leben und hinterlässt ihr einen Großteil seines immensen Vermögens. Für Cecilia könnte nun alles gut werden, doch eine Reihe unheimlicher Vorkommnisse verleitet sie zu der Annahme, dass ihr Ex seinen Tod vielleicht doch nur vorgetäuscht hat.

Eine nicht greifbare Gefahr scheint ihr nämlich auf Schritt und Tritt zu folgen und schließlich sogar die Leben der Menschen, die sie liebt, zu bedrohen. Das ist allerdings schwer zu beweisen. Wer glaubt schon, wenn eine nervlich augenscheinlich angeschlagene Frau erzählt, ihr toter Ex-Freund könne sich unsichtbar machen und bringe Leute um …

Was zu sagen wäre

Kino ist das Medium des Sehens. Was man im Dunkeln nicht sehen kann – das Alien auf der Nostromo, das Monster im Schrank – ist automatisch böse, unheimlich, beängstigend. Das moderne Hollywood hat es in der Kunst des Sehens weit gebracht. Längst gibt es Filme, in denen wir lauter Sachen sehen, die es gar nicht gibt – fliegende Superhelden, Städte zerstörende Monster. In diese bunte, laute Fantasywelt des modernen CGI-Kinos wollten die Universalstudios ihre alten Ungeheuer entlassen – Dracula, Frankenstein, Werwolf, Mumie, der Unsichtbare – und eine "Dark Universe" genannte Filmserie bauen. Schon der erste Film, Die Mumie (2017), setzte das Vorhaben in den Sand. Am weltweiten Box-Office flossen zwar 409 Millionen Dollar zusammen; das war für einen 125-Millionen-Dollar-Film mit Tom Cruise dann aber doch überraschend wenig. Das "Dark Universe" ist Geschichte, die bekannten, filmhistorisch als Klassiker eingeführten Figuren sollen nun in Einzelfilmen neu erzählt werden, so wie früher eigentlich ja auch schon.

Über diese hilflos nach erfolgreichen Geschäftsmodellen stolpernde Filmwirtschaft kann man interessiert schmunzeln. Aber nach 2020er-Verson von "Der Unsichtbare" erleichtert aufatmen und auf gute Filme hoffen. Mit dem H.G.-Wells-Roman, auf dem die alten Universal-Filme über den Unsichtbaren basierten, hat der neue "Unsichtbare" nichts mehr zu tun. Plakatmotiv: Der Unsichtbare (2020) Die Erzählperspektive hat gewechselt. Nicht mehr der Wissenschaftler ist Handlungstreiber, sondern das Opfer. Leigh Whannell hat aus dem Mad-Scientist-Horror von einst einen grusligen, Furcht-baren, sehr sehr spannenden Thriller gemacht. Im Kinosessel fürchtet es sich mit dem Opfer heute mehr, als mit dem Täter.

Whannell mutet uns dabei das Grausamste zu, was eine Filmregisseur liefern kann: Zu seinen Bildern, in denen ein Unsichtbarer in der Kulisse stehen kann oder nicht, lässt er die Musik weg. Eigentlich seit dem Weißen Hai können wir uns darauf verlassen, dass die Musik uns andeutet, dass es gleich sehr schlimm wird. Leigh Whannell findet es cooler, uns im Ungewissen zu lassen. Er verzichtet auf Musik und wirft uns damit ganz auf die Ungewissheit zurück, ob da was ist oder nicht. Wir sind so aufgeschmissen wie Cecilia, auch weil Whannell auf die von-hinten-anpirsch-Kamera verzichtet, er bietet Totalen von Räumen, in denen Cecilia steht und die Ahnung einer Anwesenheit hat, von der im Bild aber nicht zu sehen ist – außer, dass da plötzlich Rauch in die Luft entweicht, dessen Quelle nicht zu erkennen ist; oder die Sitzfläche eines Sessels eingedrückt ist, als ob da einer sitzen würde. Wir sehen das so wie Cecilia das sieht. Aber wir sehen es nur mit Cecilia. Niemand sonst bekommt das mit. Denn, natürlich: Nicht nur ist Adrian, den Cecilia für ihre Albträume verantwortlich macht, ja tot. Wie außerdem soll er sich denn unsichtbar machen? So schnell, wie Cecilia das Vertrauen ihrer Familie und Freunde verliert, so schnell verlieren wir jede Sicherheit im Kinosessel.

Irgendwann verdichtet sich der Plot. Es nähert sich der Showdown. Den Leigh Whannell nutzt, um mit den Regeln des Kinos, in dem das Sichtbare Realität und das Unsichtbare Schrecken bedeutet, noch weiter zu spielen. Im Zeitalter, in dem an jeder Ecke Überwachungskameras hängen, sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, den Mord wegen ausgefeilter Technik nicht mehr.

Dieser Film hat seine Zuschauer sehr schnell bei den Eiern, bietet eineinhalb Stunden Stoff zum nackten Fürchten und dreißig weitere Minuten Lust auf ein sophistisches Finale.

Wertung: 7 von 8 €uro
IMDB