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Plakatmotiv: Metaluna IV antwortet nicht (1955)

Aliens unterwandern die Menschheit.
Die Science Fiction wird politisch.

Titel Metaluna 4 antwortet nicht
(This Island Earth)
Drehbuch Franklin Coen & George Callahan
nach dem Roman "The Alien Machine" von Raymond F. Jones
Regie Joseph M. Newman (+Jack Arnold), USA 1955
Darsteller

Jeff Morrow, Faith Domergue, Rex Reason, Lance Fuller, Russell Johnson, Douglas Spencer, Robert Nichols, Karl Ludwig Lindt, Jack Byron, Spencer Chan, Richard Deacon, Coleman Francis, Marc Hamilton, Edward Hearn, Edward Ingram, Charlotte Lander, Orangey, Regis Parton u.a.

Genre Science Fiction, Horror
Filmlänge 86 Minuten
Deutschlandstart
25. Dezember 1956
Inhalt

Für den Atomwissenschaftler Jack Meacham ist es wie Weihnachten: Er bestellt ein paar handelsübliche Kondensatoren für seine Experimente und erhält statt dessen von einer mysteriösen Abteilung bessere, miniaturisierte Teile, deren Technik so fortgeschritten ist, dass seine Neugier geweckt ist. Als er der Sache nachgeht, bekommt er eine Bauanleitung für eine Maschine namens "Interozitor" in Form eines mehrere hundert Seiten starken Buches, dessen Seiten aus Metall sind. Meacham schickt also eine weitere Anforderung für die benötigten Teile und erhält eine Menge großer Kisten voller unbekannter Elektronik. Aus dem Inhalt dieser Kisten entsteht der Interozitor, der in erster Linie ein Sende- und Empfangsgerät ist – sich allerdings, wie Meacham schnell merkt auch für Zerstörungen aller Art eignet.

Über das Gerät nimmt ein Mann namens Exeter mit ihm Kontakt auf und lädt Meacham ein, in einer geheimen Forschungseinrichtung zu arbeiten – tob modern, top geheim. Meacham kann der Faszination dieses Angebotes nicht Wiederstehen und schon bald steht er auf einer luxuriös eingerichteten und elektronisch hoch modern eingerichteten Farm in Georgia lauter namhaften Wissenschaftlern aus aller Welt gegenüber. Sie alle arbeiten rund um die Atomwissenschaft.

Dass was nicht stimmen kann, merkt Meacham schon daran, dass die charmante Wissenschaftlerin Ruth Adams, die ihn am Flugplatz in Empfang nimmt, sich partout nicht an ihn und die gemeinsam erlebte gute Zeit während einer Tagung vor einigen Jahren erinnern will. Und Exeter sowie sein Assistent sehen fast aus wie Zwillinge mit einer merkwürdigen Kopfform. Rund um die Uhr fühlt er sich überwacht und kontrolliert. und als er und Dr. Adams beschließen, die Farm zu verlassen, zeigen Exeter und seine Leute ihre wahre Intention: Sie sind Außerirdische vom Planeten Metaluna in einem benachbarten Sonnensystem. Ihr Planet wird angegriffen von Zhargon, ein übermächtiger Feind, , der den planetaren Schutzschild Metaluna zerstört. Dazu benötigen die Bewohner des Planeten das Wissen Meachams zur Herstellung synthetischen Urans.

Was Exeter jedoch nicht weiß, ist, dass Monitor, Exeters Chef, Metaluna längst ausgegeben hat und beabsichtigt, die übrig gebliebene Bevölkerung von Metaluna auf die Erde zu übersiedeln. Im Rahmen dieser Umsiedlung will er Komplikationen mit den Menschen verhindern, indem er ihnen den freien Willen mittels „Gedankenumformung“ nimmt …

Was zu sagen wäre

Der Feind lauert im Inneren, breitet sich unbemerkt aus. Wenn er im Verborgenen stark genug geworden ist, wird er den Menschen seinen Willen aufzwingen, sie per Gedankenkontrolle beherrschen. "This Planet Earth" entstand 1955, zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als die alliierten Mächte im Kampf gegen Nazi-Deutschland in zwei große Blöcke zerfallen waren – Ost gegen West. NATO gegen Warschauer Pakt. Der Kalte Krieg schaukelt sich hoch, in den USA war die Angst groß, von kommunistischen Kräften unterwandert zu werden. Plakatmotiv: Metaluna IV antwortet nicht (1955) Das "Komitee für unamerikanische Umtriebe", 1937 ursprünglich auf Zeit gegründet, um Nazi-Aktionen und faschistische Gruppierungen in den USA im äuge zu behalten, war nach dem Krieg in einen ständigen Ausschuss umgewandelt und zu einem machtvollen Instrument im Kampf gegen unliebsame politische Bestrebungen geworden. 1947 wurden auch die deutschen Emigranten Thomas Mann und Bertolt Brecht vorgeladen. Brecht verließ daraufhin die USA. Ende der 1940er Jahre stürzte sich das Komitee auf die vermeintlich kommunistische Propaganda aus Hollywood. Dies führte zu einer umfangreichen Schwarzen Liste von linken und kommunistischen Filmschaffenden, darunter die berühmten Hollywood Ten. Wegen ihrer Weigerung, dem Komitee als Zeugen Rede und Antwort über Parteimitgliedschaften zu stehen, wurden diese wegen Missachtung verurteilt und eingesperrt. Sie waren damit diskreditiert und hatten kaum noch die Möglichkeit, in ihrem Beruf als Autor oder Regisseur zu arbeiten. Pro-sowjetische Hollywood-Filme waren aber kaum aufzufinden. 1954 erließ Präsident Eisenhower ein Dekret, wonach eine Aussageverweigerung vor dem Ausschuss zur Entlassung aus dem Staatsdienst führe.

Das war die politische und gesellschaftliche Stimmung damals in den USA und "This Island Earth" spiegelt sie recht gut. Der unsichtbare Feind gibt sich leutselig, freundlich, charmant. Er ist übermächtig, will die Welt erobern und dem Menschen – dem US-Bürger insbesondere – seinen freien Willen nehmen. Wenn er nicht gehorcht, wird er vernichtet. Im Film wird der Welteroberungsplan ein wenig abgebildet. Monitor, der Herrscher, erläutert, dass durch die Angriffe der Zhargon die Atmosphäre von Metaluna nicht mehr lange zu halten sein wird, daher wolle man mit den Menschen in Koexistenz leben. „Natürlich sind wir die weiter entwickelte Rasse. Wir würden also die Herrschaft übernehmen.

So richtig klar erscheinen die Pläne der Metalunesen nicht. Sind sie Monster? Sind sie an sich freundliche Wesen? Offenbar sind sie sich selbst nicht darüber im Klaren. Exeter, der länger auf der Erde unter Menschen gelebt hat, glaubt daran, dass Jack Meacham, der Atomwissenschaftler von der Erde, ihnen bei ihrem Problem schon wird helfen können. Gleichzeitig stellt sich da die Frage, wie die Außerirdischen technisch derart weit überlegen sein können, dass sie mal eben binnen Stunden zwischen Sonnensystemen reisen können, für simple Atomgewinnung aber einen Erdenbürger benötigen. Monitor, Exeter Vorgesetzter und sowas wie der Herrscher auf Metaluna, will lieber seinenPlaneten gleich aufgeben und auf die Erde umsiedeln. Aber warum hat er das nicht längst in die Weg geleitet, anstatt erst umständlich menschliche Wissenschaftler zu rekrutieren, die auf der Erde ohne klare Vorgaben forschen sollen, während Metaluna weiter zerfällt? Das Drehbuch von Franklin Coen und George Callahan ist hier sehr vage und augenscheinlich waren die Produzenten auch gar nicht auf eine ausgefeilte Motivation der Außerirdischen aus. Wichtig war, dass die Hauptfiguren irgendwann ins Weltall fliegen und – zusammen mit den Kinozuschauern – den fremden Planeten erleben.

Etwa eine Filmstunde lang bleibt ein Geheimnis, worum es eigentlich geht. solange sind wir auf der Erde, meist auf der beschaulichen, luxuriösen Farm oder im Labor. Dann brechen die Außerirdischen ihre Projekte auf der Erde ab, zerstören alle Beweise, töten alle Zeugen und entführen mit ihrem gigantischen Raumschiff Dr. Meacham und Dr. Adams. Plakatmotiv: Metaluna IV antwortet nicht (1955) Was jetzt folgt, muss für die Augen von Menschen im Jahr 1955 als irrer Ritt gelten. Ich habe den Film gesehen, kurz nachdem ich 1977 zum ersten mal Krieg der Sterne gesehen habe – da wirkt dieser Ritt durch die visuellen Effekte aus dem Jahr 1955 natürlich nicht mehr so irre. Aber er bleibt als Film Urvater für viele Weltraumfilme, unter anderem eben für Star Wars.

Exeters Raumschiff jagt durchs All, wird von den Zhargon angegriffen, die mit Meteoriten werfen, sie passieren eine Plasmagrenze, in deren Hitze die beiden Menschen beinahe sterben, schließlich müssen sie in einen Umwandler, damit sie in der viel höheren Schwerkraft auf Metaluna nicht zusammenbrechen. Und auf Metaluna selbst bricht die Hölle los. Die Bewohner sind wegen der dauernden Meteoriteneinschläge schon unter die Erde geflüchtet, dennoch schlagen Gesteinsbrocken im Minutentakt ein, während die Menschen und Metalunesen versuchen zu retten, was zu retten geht.

Dann tauchen die "Mutanten" auf, furchterregende Gestalten mit riesigen, bloß liegenden Gehirnen, die die Werbung für diesen Film damals offensiv angepriesen hat. Sie sind gezüchtet, um niedere Arbeiten zu erledigen oder Türen zu bewachen. Sie sehen zwar grässlich aus, haben aber lediglich eine wenigstens so halb bedrohliche Szene, in der Dr. Ruth Adams dann kreischen kann, was das Zeug hält; es kann aber auch sein, dass sie so schreit, weil ihr Raumanzug so schmerzt. Der ist so hauteng geschneidert, dass ihr eine Assistentin beim An- und Ausziehen der Hose behilflich sein musste und sie keine Unterwäsche tragen konnte.

Die "Mutanten" eignen sich gerade, um den Film mit entsprechenden Plakaten anzupreisen, einen tieferen Sinn ergeben sie nicht. Aus heutiger Sicht entfalten die Spezial Effekte ihren besonderen Charme durch das wissen, dass die SFX-Crew damals etwa zweieinhalb Jahre an ihnen gearbeitet hat. In ihnen gehen B-Movie – zu denen Filme aus dem Science-Fiction-Genre damals unbedingt gehörten – und Avantgarde eine fruchtbare Ehe ein.

Wertung: 5 von 7 D-Mark
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