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Plakatmotiv: Superman (2025)

Aufbruch in ein neues Universum.
Nicht perfekt, aber ganz schön.

Titel Superman
(Superman)
Drehbuch James Gunn
nach den DC-Comics von Jerry Siegel und Joe Shuster
Regie James Gunn, USA 2025
Darsteller

Brandon Routh, Kate Bosworth, Kevin Spacey, James Marsden, Parker Posey, Frank Langella, Sam Huntington, Eva Marie Saint, Marlon Brando, Kal Penn u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 129 Minuten
Deutschlandstart
10. Juli 2025
Inhalt

Über 30 Jahre sind vergangen, seit sein Heimatplanet Krypton untergegangen ist und Superman auf der Erde landete. Noch immer lebt er unter dem Alias Clark Kent in Metropolis mit dem Wunsch, die Menschheit zu beschützen. Vor den Folgen von Katastrophen, vor Monstern. Und jetzt auch vor den Folgen eines Krieges.

Als die osteuropäische Diktatur Boravia kurz davorsteht, das benachbarte Janharpur anzugreifen, greift Superman zum ersten Mal in einen internationalen Konflikt ein und verhindert einen Krieg. Das war nur mit niemandem abgesprochen. Nicht nur die US-Regierung ist verschnupft, weil Superman auf dem Boden der USA zu Hause ist, auch die UNO ist nicht begeistert, dass da Weltkonflikte an ihr vorbei gemanagt werden.

Lex Luthor indes ist sehr begeistert, den die schlechte Stimmung gegen Supermans nicht abgesprochenen Friedenseinsatz kann Luthor über seine Internettrolle geschickt verstärken. Es dauert gar nicht lange, da hat Superman einen veritablen Shitstorm mit der Stoßrichtung, was dieser Außerirdische sich eigentlich erlaubt, in menschliche Belange einzugreifen, am Hals. Aber nicht nur das. Denn Boravia schickt einen scheinbar unbezwingbaren Schläger, den Hammer von Boravia, dem sogar Superman nicht gewachsen ist.

Und während der sich also prügelt, entfaltet Lex Luthor im Stillen seinen eigentlichen Plan …

Was zu sagen wäre

Superman rettet jetzt auch Eichhörnchen. Und den Kampf gegen außerirdische Wesen überlässt er der eigenen Erholung halber auch mal seinen Heldenkollegen Green Lantern, Mister Terrific und Hawkgirl.

Mitten in einem großen Kampf gegen ein turmhohes Monster in der Innenstadt von Metropolis rettet der Stählerne immer wieder Menschen, die Gefahr laufen, von dem gigantischen Fuß des Monsters zermatscht zu werden. Und einmal eben auch ein mümmelndes Eichhörnchen. Sowas macht den Helden menschlich. Das ist hier keine Geste für die jungen Zuschauer; dass es ihn menschlich macht, ist hier zentrales Thema.

Denn Superman wird zum Ziel der grassierenden Fremdenfeindlichkeit. Der Neustart des Superman-Franchises fällt in eine Zeit, in der die nördliche Welthalbkugel sich gegen Flüchtlinge der südlichen Halbkugel wappnet und Zuwanderern skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Während in der realen Welt alle sagen Aber wir brauchen Zuwanderer, sonst bekommen wir unsere Wirtschaft nicht gewuppt, nehmen sie im Superman-Kosmos gerne die helfende Hand des Kryptoniers, wenn Asteroiden fallen oder Monster über die Stadt herfallen. Aber der soll sich dabei bitteschön an die Regeln halten, die die Menschen aufgestellt haben – so wie in der realen Welt vor dem Kino nur ein westlich integrierter, arbeitender Zuwanderer ein guter Zuwanderer ist. James Gunn liefert mit seiner Premiere im neuen DC-Universe einen bunten Comicfilm mit allerlei Zwischentönen.

Supermans Jesus-Komplex ist Geschichte

Vorbei die Zeiten, in denen Zack Snyder aus dem Man of Steel einen morbiden Grübler mit Jesus-Komplex machte. Als wir den neuen Superman zum ersten Mal sehen, kracht er aus heiterem Himmel auf den Boden der Arktis mit zu Brei geschlagenem Gesicht. Dieser neue Superman ist unverwundbar und superstark, aber offensichtlich gibt es schon Mittel gegen ihn – die Lex Luthor erfunden hat. Für den geübten Zuschauer kommt das überraschend, er fühlt sich, als habe er einen Prolog verpasst, so ungewohnt mittendrin startet dieses Reboot. Das ganze Drama mit dem explodierenden Planeten Krypton, die Entstehungsgeschichte, die aus Kal-El von Krypton Clark Kent aus Smallville und aus Clark Kent Superman aus Metropolis macht, hat James Gunn einfach mal weg gelassen. Statt dessen knallt der Titelheld, schwer vermöbelt, auf den Boden der Arktis, wo ihn sein Superhund Krypto – adoptiert aus den Superman-Comics der 50er Jahre – aufsammelt und in die Festung der Einsamkeit schleift.

Bemerkenswert ist das insofern, weil Superman zu den langweiligeren Figuren in der Superhelden-Dimension gehört: Er ist unverwundbar, superstark, kann Blitze aus seinen Augen verschießen und schwere Überseefrachter wegpusten oder gleich zu Eis erstarren lassen; wer nicht zufällig grünes Kryptonit einstecken hat, hat gegen den Mann keine Chance. Lex Luthor hat das natürlich und James Gunns Superman ist auch nicht ganz so übermäßig stark. Im Kampf mit dem turmhohen Monster, oder wenn er Menschen vor umstürzenden Häusern retten muss, beißt er schon auf die Zähne vor sichtlicher Anstrengung. Gunn tut alles, dass der Stählerne angreifbar, schwach, beinahe wehrlos wirkt. In einer Szene pflegt Lois Lane ihren ermatteten Freund, während vor dem Fenster andere Helden gegen einen gigantischen Außerirdischen kämpfen. Message: Superman muss auch nicht alles selbst machen. Im vorliegenden Film sind diese Helden einer "Justice Society" wenig mehr als kalauerndes Beiwerk ohne Geschichte und Gewicht. Sollte der Reboot des DC Extended Universe erfolgreich sein, werden der zynisch polternde Green Lantern, die coole Hawkgirl, der schlecht gelaunte Mister Terrific und andere sicher eigene Filme oder eine TV-Serie bekommen – von einem Batman für dieses neue Universe etwa hat noch keiner gesprochen.

Krypton leuchtet nicht mehr

Über die unterhaltsamen zwei Stunden Filmlaufzeit wird der Kryptonier immer menschlicher, während ein von Neid getriebener Lex Luthor immer unmenschlicher wird. Der Neid treibe ihn an, schmettert Luthor Superman ins Gesicht. Der Neid des Menschen, nicht so übermenschlich zu sein, wie der Stählerne. Die Menschwerdung Karl-Els ist abgeschlossen, als der seine leiblichen Eltern verleugnet und die Erziehung seiner Adoptiveltern Martha und Jonathan Kent an deren Stelle setzt. Auch das ist neu im Kinouniversum Supermans: Die immer vergötterten, weil selbstlosen Eltern von Krypton werden hier zu Absendern zweifelhafter Lehren, mit denen der Menschensohn Clark Kent nichts zu tun haben möchte.

Unter Federführung von James Gunn macht das Superman-Kino eine Kehrtwende. Der Held ist bunt, lebt unter Menschen, lacht, liebt, draußen scheint die Sonne und die Bösen sind ordentlich gaga. Als Lex Luthor seine Internettrolle auf die Social Media-Kanäle los lässt, ist das tatsächlich eine Horde aggressiver Affen, die tausende von Hass-Posts absetzen – den Affen stecken Drähte im Hirn, wodurch sie irgendwie trainiert und der menschlichen Sprache mächtig sind, genauer muss sowas nicht erklärt werden. Sie sitzen im Taschen-Universum des Lex Luthor, in dem neben Wesen aus fremden Welten auch eine ehemalige Geliebte, die sich von ihm trennen wollte, eine lebenslange Strafe in Dunkelheit absitzen soll. Der Film schreit seinen Comic-Charakter aus jeder Szene und öffnet Türen für allerlei Sequels, Nebenhandlungen und Abzweigungen. In der letzten Szene hat Supermans Cousine Supergirl, die gerne auf Planeten unter Roter Sonne feiert, weil bei Kryptoniern unter Gelber Sonne einfach der Alkohol nicht wirkt, einen kurzen Auftritt. Der schon abgedrehte Supergirl-Film ist für 2026 annonciert.

Zurück in die guten alten 70er Jahre

Es ist nicht alles Super an diesem Film, was Blau oder rot glänzt. Innovativ etwa ist nicht das Wort, das einem einfällt. Um den Neustart nicht zu versemmeln, scheinen sich James Gunn und die Warner Bros. Studios an Comicvorlagen aus den 70er Jahren orientiert zu haben, als die Welt rund um Metropolis noch einigermaßen unschuldig und naiv war und auf dem Plakat des ersten Richard Donner-Superman-Films noch als Sensation vermerkt stand: „Es ist nicht zu fassen, ein Mensch kann fliegen“. Es bleibt, wenn der Kinovorhang sich schließt, wenig zurück neben der Erkenntnis, gerade zwei Stunden gut unterhalten werden zu sein.

Wertung: 5 von 8 €uro
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