Buchcover: Robert Gernhardt – Wege zum Ruhm

Flotte Lektüre zur Frustbewältigung im
täglichen Kampf gegen überspannte Lektoren

Titel Wege zum Ruhm
Autor Robert Gernhardt, Deutschland 1995
Verlag Fischer Verlag
Ausgabe Taschenbuch, 188 Seiten
Genre Satire
Inhalt

Das Patenkind des Autors R. Gernhardt, Horst Streugöbel, hat den Wunsch geäußert, „Künstler“, zu werden. Die Eltern von Horst erhoffen sich nun vom Autor, dass der dem Patenfilius solche Flauseln austreibt.

Also legt der Patenonkel dem frischgebackenen Abiturienten ganz ungeschminkt dar, wie man aus Leid Lied, Kummer Kohle und aus Ruhmsucht veritablen Ruhm macht. In 14 Kapiteln liefert Gernhardt einen Imagebarater für angehende Dichter, in dem Kunst endlich zu dem erklärt wird, was sie ist: eine Marketingmaßnahme, der man sich höchst strategisch zuwenden sollte.

Gernhardts Fazit zum Kulturbetrieb: „Keine Sau will mehr rühmen, aber jedes noch so dumme Schwein will berühmt werden!“ …

Was zu sagen wäre
Wege zum Ruhm

Die „13 Hilfestellungen für junge Künstler und 1 Warnung“, wie der Untertitel Gernhardts Werk umreißt, sind flotte Lektüre, will heißen: Das Ding ließt sich schnell und locker. Zum Ende hin, welches die angekündigte Warnung umfasst, sollte sich der Leser allerdings in der Literaturgeschichte ein wenig auskennen. Ich kenne zwar SchillerGoetheHoffmannsthal und all die anderen Namen – für irgendwas muss mein Abitur ja gut gewesen sein – alles verstanden habe ich jedoch nicht, außer, dass Gernhardt uns hier wortreich umschreibt, warum man als Künstler lieber die Einsamkeit suchen, auf gar keinen Fall aber Liaisons und Bekanntschaften mit anderen Künstlern eingehen sollte.

Schon gar nicht, so warnt er ab Seite 147, solche zu Literatinnen: „Gott, lieber Horst, wusste, warum er das Gebot erließ Du sollst Dir kein Bildnis machen. Der Apostel sah nie klarer, als an dem Tag, da er zur Regel erhob: Das Weib schweige in der Kirche. Leider haben Säkularisierung, falsch verstandene Aufklärung und die Schwäche des vorgeblich starken Geschlechts dazu geführt, dass die Frauen in aller Öffentlichkeit das Verbotene tun: Sie machen sich ein Bild vom Manne, und – schlimmer noch – sie machen es publik. Aber sind das überhaupt noch Frauen?“

Im folgenden beschreibt er drei Bücher von Simone de Beauvoir – den Reisebericht „Amerika – Tag und Nacht“, den Roman „Die Mandarins von Paris“ und den dritten Teil ihrer Biografie „Lauf der Dinge“ – in denen die Autorin ihre Beziehung zu dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren („Der Mann mit dem goldenen Arm“) ausführlich, in allen Einzelheiten und immer wieder verarbeitet.

Hoffnungsvoll (jedenfalls für Nachwuchsautoren) stimmt auch der über Jahre hinweg sich ziehende Kampf Gernhardts, den Gedichtband „Besternte Ernte“ beim Rowohlt-Verlag unterzubringen – offenbar kochen Lektoren und Verlage auch nur mit Wasser und häufig sogar abgestandenem.

Insgesamt also ein witziges Buch, welches zum Ende hin immer länger wird und dadurch wieder verliert. Gernhardt ist ein bisschen zu sehr in seine eigene Bildung verliebt.