Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den „Friseur“ nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet. Das ist gerade Emmas Problem. Schön, dass sie noch lebt. Aber nun glaubt ihr niemand so recht die Geschichte aus dem Hotelzimmer.
Zumal es das Hotelzimmer mit der Nummer 1904, in der sie vergewaltigt worden sein will, gar nicht gibt, es in den angrenzenden Zimmern auch keine Spuren gibt. Emma ist ziemlich allein, umgeben von mehr mitfühlenden als liebenden Blicken ihrer Familie und Freunde.
Na jedenfalls, seit Emmas Erlebnis fürchtet sie, der „Friseur“ könnte sie nochmal heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich soweit das ü+berhaupt möglich ist noch sicher. Bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt. Ist er der Friseur, fragt sich Emma, als plötzlich ihr geliebter Husky Samson, Blut und Galle kotzt …
![Das Paket](uploads/images/Content/Smileys/SmileyHappy.png)
Die Welt der Psychatrie und ser Wahnvorstellungen in einem Thriller haben den Nachteil, dass von vorneherein alles unglaubwürdig ist – schließlich gehet es um Wahnvorstellungen. Wenn also eine streitbare, in ihrer Zunft angefeindete Psychaterin die Hauptrolle spielt, muss der Autor gute Gründe haben. Sebastian Fitzek hat den schönsten: Er will seine Leser fessen. also erzählt er die Geschichte konsquent aus der Perspektive der Psychaterin mit dem – wahrscheinlich nicht ganz zufällig an das gleichnamige Magazin erinnernden – Namen Emma. Eine hart um ihren Standpunkt kämpfende Frau eben.
Dieser Frau reißt Fitzek nach wenigen Seiten den Boden unter den Füßen weg. Und damit auch seinem Leser, der nicht mehr weiß, nicht mehr sieht, nicht mehr hört, als Emma – der dennoch bald ebenso gefangen ist in Zweifeln über Emmas Erlebnisse in diesem Hotel Zen, weil immer mehr Dinge geschehen, die subjektiv zwar sein können, objektiv betrachtet, „bei Lichhte besehen“, einfach keinen sinn ergeben, zumal Fitzek Wert auf psychologische Einordnungen der Sorte „Man kann nur fremde Gehirne nach Wahnvorstellungen abklopfen, nicht jedoch sein eigenes, denn dies könnte ja Teil des Wahns sein“.
Nachdem das Personal des Romans vollständig bekannt ist, ist es nicht so, dass ich nicht bald Theorien entwicklte, wer wie und – vor allem – warum dunkle Machenschaften betreibt ist, die zum Wahnsinn Emmas beitragen, und sofern Fitzek nicht mit dem Kai-aus-der-Kiste-Printzip arbeitet, dem Deus-Ex-Machina, liege ich wahrscheinlich nicht falsch – denke ich mir, während ich, und das ist bei einem beinharten Thriller das Entscheidende, Seite um Seite verschlinge und auch nachts um 4 Uhr das Buch nicht weglegen. Ein Pageturner im besten Sinne des Wortes. Das hatte ich gesucht. Das habe ich erwartet. Das habe ich bekommen.
Sebastian Fitzek schreibt seit elf Jahren Thriller. „Das Paket“ beantwortet, warum seine Romane eine Gesamtauflage von rund neun Millionen haben.
Ich habe „Das Paket“ zwischen dem 24. und 27. Juli 2017 in Mainz gelesen.
Der Autor:
Sebastian David Fitzek (* 13. Oktober 1971 in Berlin) ist Schriftsteller und Journalist. Seine Bücher erreichen eine Gesamtauflage von rund neun Millionen und wurden in 24 Sprachen übersetzt. Damit ist er einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart. Fitzek studierte Jura bis zum ersten Staatsexamen, promovierte im Urheberrecht und arbeitete dann als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands. Als Ko-Autor schrieb er gemeinsam mit dem Namenforscher Jürgen Udolph das Sachbuch „Professor Udolphs Buch der Namen“, das 2005 bei Bertelsmann erschienen ist. Der Spiegelbestseller war Vorlage für das Fernsehformat „Deutschland – deine Namen“, an dessen Entwicklung Fitzek beteiligt war. Die Sendung wurde im März 2006 vom ZDF unter der Moderation Johannes B. Kerners ausgestrahlt.
Seit 2006 schreibt Fitzek Psychothriller, die allesamt zu Bestsellern wurden. Sein Erstlingswerk „Die Therapie“ erschien im Juli 2006 im Droemer Knaur Verlag, wie auch seine darauf folgenden. Die Odeon Film AG kaufte die Filmrechte an dem Buch. Im Jahr 2007 wurde „Die Therapie“ als bestes Krimi-Debüt für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Fitzeks nächster Thriller „Amokspiel“ erschien im April 2007, für den die Goldkind Film AG die Filmrechte kaufte. 2012 erfolgte mit „Das Kind“ die erste Verfilmung seines gleichnamigen Romans.
Fitzek ging bei seinen Autorenlesungen des Öfteren ungewöhnliche Wege. Er ließ sich von seinen Lesern einladen und las unter anderem in einer Studenten-WG, in der Trauerhalle eines Bestattungsinstituts, in einem Hospiz in Wolfsburg und in einer Zahnarztpraxis. Als erster Autor mietete er auf der Leipziger Buchmesse 2013 einen eigenen Stand. 2014 bot er Autorenlesungen des Romans „Noah“ mit musikalischer Begleitung durch die Berliner Band Buffer Underrun an.
Als einer von wenigen deutschen Thrillerautoren wird er auch in England und den USA verlegt.