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Plakatmotiv: Event Horizon – Am Rande des Universums (1997)

So viele Genre-Zitate, dass darüber
die Story vergessen worden ist

Titel Event Horizon – Am Rande des Universums
(Event Horizon)
Drehbuch Philip Eisner
Regie Paul W.S. Anderson, UK, USA 1997
Darsteller

Laurence Fishburne, Sam Neill, Kathleen Quinlan, Joely Richardson, Richard T. Jones, Jack Noseworthy, Jason Isaacs, Sean Pertwee, Peter Marinker, Holley Chant, Barclay Wright, Noah Huntley, Robert Jezek u.a.

Genre Science Fiction, Thriller
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
15. Januar 1998
Inhalt

Es war einmal ein Experiment in ferner Zukunft: Wissenschaftler hatten den Prototyp eines Raumschiffs entwickelt, das den Sprung zwischen den Dimensionen möglich machte. Es hieß "Event Horizon" und kehrte vom Jungfernflug nicht mehr zurück, die Besatzung und das Schiff blieben verschollen. Bis heute, sieben Jahre später.

Das Jahr 2047: Spezialisten eines Sondereinsatzkommandos unter Führung Dr. Weirs, des Mannes, der die "Event Horizon" entwickelt hat, entern das hinter dem Neptun treibende Schiff. Es ist voll funktionsfähig, die Besatzung jedoch verschwunden. Dafür ist etwas anderes an Bord. In den endlosen, Korridoren und Versorgungskammern finden die Spezialisten Anzeichen für albtraumhafte Ereignisse, die die Mannschaft der "Event Horizon" ausgelöscht zu haben scheinen.

Je tiefer sie in das Raumschiff vordringen, um so näher kommen sie dabei einer Wahrheit, die sich als Horror unglaublichen Ausmaßes realisiert …

Was zu sagen wäre

Nicht schon wieder. Bei diesem Film hätte eine Videopremiere durchaus gereicht. Dann wären – auf dem TV-Gerät – ein paar sehenswerte Trickeffekte untergegangen, der dünnen Handlung indes wäre der heimische Bildschirm sehr entgegengekommen. Der Film verkauft sich als großes SciFi-Event des Jahres und ist doch nur mittlerer B-Trash, eine Triangel aus Geisterhaus, "Solaris" und Alien. Ohne Alien freilich.

Paul W.S. Anderson, der ein paar Jahre später mit den Resident-Evil-Filmen bekannt wird, versucht sich hier an einer Neuinterpretation des Romans "Solaris" von Stanislaw Lem – ohne das allerdings so zu nennen – und hantiert auf niedrigem Niveau. Im Kinosaal schreiben wir das Jahr 1997. Plakatmotiv (US): Event Horizon (1997) Filme, in denen ein rätselhaftes Etwas im Weltraum aus zunächst unerfindlichen Gründen, dafür aber umso dunkler und perfider, mordet, sind auserzählt – die philosophischen Ansätze mehrfach filmisch ausgewrungen.

Ein verloren geglaubtes Schiff treibt in den Weiten des Alls. An Bord nur Tote. Das Schiff war sieben Jahre von den Sensoren verschwunden und jetzt, wo es wieder da ist, entdeckt das Rettungsteam, das unerklärlicherweise nur mit Handwerkern – Piloten, Maschinenschlossern, Kommandantinnen, einem Arzt – sowie dem Erbauer des Schiffs, nicht aber mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Denkschulen besetzt ist, kommt dem Geheimnis des Schiffs auf die Spur: Die "Event Horizon" konfrontiert die Crew mit ihren eigenen Ängsten – das ist der erwähnte "Solaris"-Ansatz, nur dass es damals ein ganzer Planet statt nur eines Raumschiffes war.

Nachdem dann also die ersten Besatzungsmitglieder von furchtbaren Visionen in den Tod getrieben worden sind und das Rettungsschiff selbst, das auf den schönen Namen "Lewis & Clark“ getauft ist, durch einen Sabotageakt zerstört worden ist, erkennt Doctor Weir, der Erbauer der "Event Horizon", dass seine Kreation durch ein Schwarzes Loch in ein anderes Universum geflogen ist, aus dem sie als intelligentes, bösartiges Wesen zurückgekehrt ist.

Was es allerdings genau will, erkennt weder der mittlerweile zwielichtige Doctor noch das Publikum, das im Kinosessel einer mittleren Blut-Orgie beiwohnt, die zwecks besserer Vermarktungschancen derart zerschnitten wurde, dass sie die Altersfreigabe „ab 16 Jahre“ erhalten konnte, dafür aber auch jeden möglicherweise einst vorhandenen Sinn eingebüßt hat.

Das Schiff selbst ist böse, soweit, so bekannt. In Ermangelung eines irgendwie fremdartigen Monsters also setzt Paul Anderson in den dunklen Gängen des Schiffs auf Schockeffekte – lauter Musikeinsatz, krachende Geräusche mit schnellen Schnittfolgen – die im Kinosessel helfen, nicht mitdenken zu können; so bleibt die zwar müde Spannung aber doch wenigstens drei Minuten länger gewährleistet. Den Rest füllt Anderson mit rennenden Menschen, Frauen in Unterwäsche und dümmlichen Dialogen: „Ich sage Ihnen, das Schiff ist verflucht und ich haue ab!“ „Gott steh' uns bei.

Dazu baut Anderson Genrezitate ein, was mitunter ganz lustig sein kann, wenn der Film als solches sich selbst trägt. Dieser tut das nicht und legt den Verdacht nahe, dass Anderson vor lauter Genre-Zitaten seine Story aus den Augen verloren hat. Plakatmotiv (US): Event Horizon (1997) Eine Funkantenne, in der ein komplettes X-Wing-Modell aus Star Wars verbaut ist, ist da nur ein Beispiel. Der Film verbreitet Langeweile; aber mit ganz ordentlichen Weltraumbildern.

Die Handlung von "Event Horizon" erinnert an den Film "The Dark Side of the Moon" (1990), in dem eine nichts ahnende Besatzung ebenfalls gezwungen ist, ein vom Bösen heimgesuchtes Raumschiff zu betreten, sowie an die Disney-Produktion Das Schwarze Loch (1979), in dem eine kleine Forscher-Crew ein altes, verschollenes Raumschiff am Rande eines schwarzen Lochs entdeckt. Es erinnert auch an Alien, schmerzlich sogar. Ridley Scotts Film ist 18 Jahre alt und war in Setting und Kulisse innovativ, wo dieser hier nur Wiederholungen von damals liefert – blutbesudelte blaue Monitore und lauter dunkle Gänge – aus denen dann halt nur nichts kommt.

Es entwickelt sich das schon bekannte Zehn-kleine-Astronautinnen-Spiel, das seinen Nektar zieht aus der Tatsache, das bereits Verblichene doch nicht verblichen sind – der Junge, der aus der Luftschleuse in kalte All expediert wurde, lebt noch, weil er schnell alle Luft aus seinen Lungen gepumpt hat, bevor er ans frische Vakuum kam. Der Kollege, der auf dem Höhepunkt – wenn wir ihn so nennen wollen – der Spannung eigentlich aus dem Spiel geschossen worden war, taucht später wieder auf, damit das Raumschiff nicht gar so alleine zurück zur Erde gleitet.

Zum Schluss gibt es noch eine ordentliche Explosion, visuell nicht unbedingt bemerkenswert, aber für einen Film, dem eine Videopremiere gereicht hätte, schon ausreichend. Die Trümmer in den Tiefen des Alls nehmen die Antwort auf die Frage mit, was nun eigentlich der tiefere Sinn dieses Films ist, dieser Story um ein Schiff, das in Sphären vorstieß, die nie ein Mensch, nie eine Sonde, nie irgendetwas, das auf der Erde produziert wurde, je gesehen hat.

Womöglich reichen auch einfach 96 Minuten nicht aus, um die auf den Kinoplakaten postulierten Dimensionen „Unendlicher Raum. Unendliche Angst.“ zu fassen. Unendlich wirkt bei diesem Film lediglich der Schmerz im Sitzfleisch.

Wertung: 2 von 11 D-Mark
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