Es fängt früh an, hört aber nie auf – die Männer wollen stark sein, stolpern aber ständig über ihre Schwächen.
Neun Männer im Alter von 17 bis 73, jeder von ihnen in einem kritischen Moment seines Lebens, jeder auf seiner Reise durch ein Europa ohne Grenzen – von London bis Prag, von Belgien bis Zypern, schwankend zwischen Selbstsucht und Ohnmacht.
Da ist Bernard, ein junger Franzose, der eine „schockierend billige“ Pauschalreise nach Zypern bucht und in einem trostlosen Hotel auf die Verwirklichung seiner erotischen Träume hofft.
Da ist Karel, ein in Oxford ansässiger Akademiker aus Belgien, der für den Vater seiner Freundin einen Luxus-SUV von England nach Polen fährt. Unterwegs eröffnet ihm seine Freundin, dass sie schwanger ist – seine Reaktion ist pure Wut.
Und da ist Tony, der pensionierte Beamte, der England für sein Landhaus in Italien hinter sich gelassen hat, doch nach einem Unfall öffnet er sich dem, was seine Lebenslüge sein könnte.
Was sie alle verbindet: ein ersehntes Machtgefühl und gleichzeitig das Bewusstsein um die eigene Vergänglichkeit …
aus dem Klappentext

Auf dem Buchumschlag steht "Roman". Aber das stimmt eigentlich nicht, "Was ein Mann ist" ist ein Sammlung von Kurzgeschichten, neun Charakterstudien über Männer, deren Lebenswege sich hier und da in Nebensätzen begegnen oder begegnet sind, deren mit Monatsnamen überschriebene Kapitel aber sonst keine Berührungspunkte haben. Kapitel 1, "April" erzählt vom Inter-Rail-Urlaub zweier Studenten Anfang 20, Kapitel 8, "Dezember", von der Sinnsuche eines 73-jährigen Briten in seinem italienischen Ferienhaus.
Es gibt nicht den dramaturgischen Bogen, der ab Seite 1 geknüpft und spätestens auf Seite 510 aufgelöst wird. Stattdessen neun Miniaturen, jeweils 50 bis 70 Seiten lang, die uns unterschiedliche Männer in unterschiedlichen Lebensabschnitten in unterschiedlichen Situationen in unterschiedlichen Ländern vorführen. Nicht bei jeder Miniatur wird mir ersichtlich, was genau sie mir über das Beschriebene hinaus sagen möchte, die ein oder andere Geschichte hört einfach irgendwie auf.
Kein dieser Geschichten ist langweilig oder uninteressant. David Szalay schreibt nah am Mann. Nach spätestens zwei Seiten sind wir interessiert an dem, was da kommt und was es mit neuen Mann im neuen Kapitel wohl auf sich hat. Manche Männer sind banal, wie der notgeile Franzose auf Zypern, der nicht von dem bekommt, was er will, aber alles, was er unbedingt nicht wollte. Oder Karel, der auf die Schwangerschaft seiner Freundin mit dem Ausruf „So eine Scheiße!“ reagiert, im weiteren Verlauf der Geschichte aber keine weiteren Erkenntnisse mehr erzielt – so wenig, wie der Leser. Am rührersten ist wohl der Brite Murray, der sich für den Größten hält und in Kroatien, wo er in einem heruntergekommenen Haus zur Miete wohnt und nur seinen niederländischen Saufkumpel Hans-Pieter kennt, erfahren wird, dass er von allen armen Säuen, die ihm begegnen, die wirklich allerärmste Sau ist.
Über 510 Seiten und neun Erzählungen ist das unterhaltsam geschrieben, erweckt bei mir aber kaum Lust, am nächsten Tag weiterzulesen, weil das Gelesene schon abgeschlossen ist und eine neue Geschichte mit neuen Männern beginnt. Da wächst keine Neugierde.
Ich habe "Was ein Mann ist" zwischen dem 19. und 24. Juni 2025 gelesen.
Der Autor:
David Szalay, 1974 in Montreal, Kanada, geboren, wuchs in London auf. Er studierte an der Universität Oxford. Mit "Was ein Mann ist", seinem vierten Roman, der 2018 bei Hanser erschienen ist, kam er 2016 auf die Shortlist des Man-Booker-Preises. 2020 erschien bei Hanser sein neuer Roman "Turbulenzen".