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Kinoplakat: Elizabeth – Das Goldene Königreich

Die würdige Fortsetzung
eine großen Queen-Dramas

Titel Elizabeth – Das goldene Königreich
(Elizabeth: The Golden Age)
Drehbuch William Nicholson + Michael Hirst
Regie Shekhar Kapur, UK, Frankreich, Deutschland, USA 2007
Darsteller

Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen, Samantha Morton, Jordi Mollà, Abbie Cornish, Rhys Ifans, Eddie Redmayne, Aimee King, Laurence Fox, John Shrapnel, Susan Lynch, Elise McCave, Penelope McGhie, Stuart McLoughlin u.a.

Genre Biografie, Drama
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
20. Dezember 2007
Inhalt

Elizabeth I. ist gegen alle Intrigen als bekennende Protestantin Königin von England geworden und regiert mit Härte aber Gerechtigkeit in einer von Männern dominierten Welt. Die einen nennen sie die „Bastardkönigin“ die anderen „Die jungfräuliche Königin“, denn noch immer verweigert Elizabeth die Ehe.

Dass sie die Königin von Schottland, Mary Stuart, eine gläubige Katholikin, gefangen hält, bringt ihr den Zorn von König Philip II. von Spanien ein, der die Bastardkönigin vernichten will, ist doch Mary Stuart ihre legitime Nachfolgerin. Gemeinsam spinnen sie eine Intrige, die jedoch auffliegt und Mary Stuart verliert ihren Kopf. Das versteht der spanische König als Kriegserklärung und greift England mit einer ungeheuren Seeflotte an.

Kinoplakat: Elizabeth – Das Goldene KönigreichNun muss die freiheitsliebende Elizabeth selbst in den Krieg ziehen, um ihr einziges Kind, ihr England, gegen die Inquisitoren zu verteidigen …

Was zu sagen wäre

Großes Kino mit kleinen Schwächen. Shekhar Kapur setzt nach neun Jahren sein Königinnen-Drama fort, diesmal mit Piraten-Romantik und ordentlich Melodrama.

Der Reiz des Originals lag in der unauflöslichen Romanze zwischen Elizabeth und Robert Dudley. Dudley ist nun Geschichte. Und um eine romantische Beziehung der Königin geht es auch schon längst nicht mehr; ein gutes Rezept für die Dramaturgie ist sie aber natürlich immer noch. Auftritt Sir Walter Raleigh, dem Clive Owen seine attraktiven Gesichtszüge ausleiht, der der Königin ein wenig den Kopf verdrehen darf, während gleichzeitig aber deren engste Vertraute, Elizabeth Throckmorton – Beth –, ihm den Kopf verdreht.

Die Beth spielt Abbie Cornish (Ein gutes Jahr – 2006), eine klassische Schönheit: Sie ist jung, blond, hübsch, lächelt unschuldig, ist langweilig in dieser Betrachtung. Allerdings bekommt die  blauäugige Blondine hier die Rolle einer Verführerin, einer jungen Frau, die weiß, wie sie wirkt und wie sie das einsetzen kann – und plötzlich wirkt sie taff, cool. Und die verliebt sich sich dann unvorhergesehen in den Piraten – in Clive Owen ("Shoot 'Em Up" – 2007; Sin City – 2005; "Hautnah" – 2004; "King Arthur" – 2004; Die Bourne Identität – 2002; Gosford Park – 2001). Diese Projektion macht sie spannend in Rollen für ungefähr die kommenden sieben Jahre, aber nicht für die großen Rollen.

Die Königin hat sich im 26. Jahr ihrer Regentschaft einen Hofstaat aus loyalen Frauen zusammengesucht. Nur Walsingham ist als Mann im Inner Circle akzeptiert. Ihre Macht hat die Königin abgesichert. Die Macht ist Routine. Etwaige Verschwörer werden routiniert ausgeschaltet. Hatte der Originalfilm noch etwas von Al-Pacino-wird-der-neue-Pate, beobachtet dieser Film die Kunst des Machterhalts. Das ist weniger spannend. Die jungfräuliche Königin ist mittlerweile fest im Sattel, ihr Regieren zum Selbstzweck verkommen.

Was aber macht sie aus, die Frau auf dem Thron?

Diese nicht zwingende Fortsetzung diskutiert das Thema „Wer bin ich? Werde ich um meiner selbst Willen geliebt, oder weil ich Königin bin? Oder weil ich hübsch bin?“ Da, wo Elizabeth Königin ist, ist ihre engste Vertraute, Beth, hübsch („Dir steht es frei zu haben, was ich nicht haben kann. Du bist meine Abenteurerin.“). Es geht vornehmlich darum, sich seiner selbst zu vergewissern. Das geht augenscheinlich mit Frauenfiguren besser, weil Machtmänner sich und ihre Macht nicht hinterfragen. Sie sind immer dem Stärksten gegenüber loyal, Elizabeth hingegen sucht Loyalität im Gefühl. Da verstrickt sich die mächtige Königin bei ihren Untertanen zwischen den Begriffen (Loyalität für die) Königin und (Loyalität für) England. In dieser Fortsetzung wird eine politische Frage geklärt, während im ersten eine menschliche Situation geklärt wurde.

Im entscheidenden Moment erkennt die Königin, dass sie allein gar nichts ausrichten kann. Sie braucht ganz England, also lässt sie auch Gefangene, lässt ganz England frei, um für ihr Land zu kämpfen. Sie erkennt, dass hier plumpe Ansprachen oder Peitschenhiebe nicht mehr funktionieren. Die Königin hält – wie ihr gedachter Zwilling – eine Richard III-Rede. Aber die Königin hält da eine kurze Rede, wo der König eine lange gehalten hätte. Schließlich stellt sich da die Geschlechterfrage auch nicht mehr – also: Ist das eine Königin oder ein König? Als die Schlacht beginnt, geht es nur noch um das handelsübliche Hollywoodpathos. Im Kinosessel funktioniert's!!

Die Königin ist am Ende vordergründig allein, hat aber im Hintergrund ein Land hinter sich vereint: „Man heißt mich die jungfräuliche Königin. Unvermählt habe ich keinen Gebieter. Kinderlos bin ich meinem Volk die Mutter. Gott, gib mir Kraft, diese mächtige Freiheit zu bewältigen. Ich bin Deine Königin. Ich bin ich!“ Es geht gar nicht um Mann oder Frau. Es geht um Vernunft, abseits der Eitelkeiten.

Aber im Konventionellen findet die Regie immer schöne Bildeinfälle. Zum Auftakt des großen Seeschlachtfinales beobachtete die Kamera aus der Vogelperspektive, wie sich Elizabeth in vollem Taft-Ornat auf einer Weltkarte wandelnd von ihren Beratern ein Bild von der strategischen Lage geben lässt. Das ist beeindruckend, elegant …

Wertung: 6 von 7 €uro
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