Buchcover: Truman Capote – Frühstück bei Tiffany
Kurz. Bündig. Schillernd.
Titel Frühstück bei Tiffany
(Breakfast at Tiffany's)
Autor Truman Capote, USA 1950
aus dem Amerikanischen neu übersetzt von Heidi Zerning
Verlag Süddeutsche Zeitung / Bibliothek
Ausgabe Gebunden, 108 Seiten
Genre Drama
Inhalt

„Bei all ihrer schicken Magerkeit strahlte sie eine Haferflocken-Gesundheit aus, eine Seifen- und Zitronen-Reinlichkeit, und auf ihren Wangen lag eine raue Röte. Sie hatte einen großen Mund und eine Stupsnase. Eine Sonnenbrille verbarg ihre Augen. Es war ein Gesicht, das nicht mehr ganz in der Kindheit zuhause war und schon einer Frau gehörte.“ So beschreibt Truman Capote seine unsterbliche Heldin Holly Golightly.

Die fast Neunzehnjährige, die voller Lebenshunger vom Land in die große Stadt ausgerissen ist, hat nichts außer ihrer Erscheinung und ihrer Ausstrahlung, die sie befähigt, mit Männern zu spielen und sich – gewissermaßen – aushalten zu lassen. Manchmal befällt sie, die im Partytrubel von New York so unschuldig glänzen kann, aber das „rote Elend“, Katzenjammer und Weltschmerz, Angst und Verlorenheit, spürt sie innere Leere und Einsamkeit. Dann hilft nichts anderes mehr, als auf die Fifth Avenue zu Tiffany zu fliehen, dem berühmten Juwelier.

Der Schimmer der Diamanten beruhigt Holly und gibt ihr die Sicherheit zurück, im New York zu Beginn der vierziger Jahre zu bestehen. Ihr Nachbar, ein junger Schriftsteller, beobachtet ihr krauses Leben, er liebt ihre Schlagfertigkeit, ihre originelle, von Fremdwörtern gespickte Sprache, ihre Lust am witzig parlierenden Dialog. Manchmal aber spielt sie Lieder, „bei denen man sich fragte, wo sie die gelernt hatte … rauzärtliche, umherirrende Melodien mit Worten, die nach Südstaaten-Nadelwäldern oder der Prärie schmeckten“.

Eines Tages ist sie weg, übrig bleibt nur ihr namenloser Kater, auf dessen Suche sich der Erzähler begibt …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Frühstück bei Tiffany

Eine kurzweilige Lektüre. Die 108 Seiten lesen sich an einem gemütlichen Herbstnachmittag auf der Couch (gefolgt von der DVD zum Buch). Capotes namenloser Erzähler hat mich an die Hand genommen. Der Mann erzählt einfach, ohne lyrische Kapriolen, eine dramatische, witzige, spannende Geschichte, an deren Ende ich mich frage, wer eigentlich damals in Hollywood auf die Idee kam, Audrey Hepburn zu besetzen. Die sehe ich in der Holly-Figur nach der Lektüre überhaupt nicht.

Capote erzählt aus dem Universum derer, die man hierzulande Adabeis nennt („Auch-dabei-Seiende“). Die Schönen und die Reichen New Yorks sowie ihr Fußvolk bevölkern die Story. Alle bekommen Gesicht und Charakter. Sie sind sympathisch, albern, abstoßend. Aber sie bleiben im Kopf. Ich staune, wie klar mir das kleine Universum der Künstler, Moguln, Barkeeper und Produzenten vor Augen steht, ohne dass jeweils lange Beschreibungen notwendig sind.

Das Buch erzählt in Form einer Rückblende („Ich erinnere mich noch …") und schlägt zu Beginn gleich einen melancholischen Ton an, der am Ende wieder aufgegriffen wird. Dazwischen liegt das pralle Leben, kunstvoll so erzählt, dass alles klar, aber nie schlüpfrig ist. Heute – nach der Leküre – wage ich die Behauptung, Tom Wolfe hat mit „Fegefeuer der Eitelkeiten“ sowas wie Frühstück bei Tiffany 2.0 (oder reloaded) geschrieben, allerdings auf viel mehr Seiten. Beide Bücher haben ähnliches Unterhaltungspotenzial.

Ich habe den Roman am 15. Oktober 2009 gelesen.