IMDB

Plakatmotiv (It.): Un angelo per Satana – Ein Engel für den Teufel (1966)

Ein Horrorfilm mit einer
Frau als Schreckensbild

Titel Ein Engel für den Teufel
(Un angelo per Satana)
Drehbuch Giuseppe Mangione & Camillo Mastrocinque
nach einer Novelle von Luigi Emmanuele
Regie Camillo Mastrocinque, Italien 1966
Darsteller

Barbara Steele, Anthony Steffen, Claudio Gora, Mario Brega, Marina Berti, Ursula Davis, Vassili Karis, Aldo Berti, Betty Delon, Antonio Corevi, Antonio Acqua, Livia Rossetti, Halina Zalewska, Giovanna Lenzi, Ennio Antonelli, Artemio Antonini, Fortunato Arena, Bruno Ariè u.a.

Genre Horror
Filmlänge 92 Minuten
Deutschlandstart
15. November 1985 (DDR Fernsehen)
Inhalt

Der junge Bildhauer Roberto soll im Auftrag des Grafen Montebruno eine Marmorstatue restaurieren. Die kostbare Skulptur galt lange Zeit als verschollen und wurde erst kürzlich aus einem See geborgen. Um sie ranken sich abenteuerliche Geschichten. So glauben die abergläubischen Dorfbewohner, die Statue, Abbild einer sagenhaft schönen Frau, sei verflucht. Mit der überraschenden Rückkehr der jungen, anmutigen Schlosserbin Harriet Montebruno scheint sich diese Befürchtung zu bestätigen.

Harriet erweist sich als das perfekte Ebenbild des Kunstwerks. Für den faszinierten Roberto ist es, als wäre die Skulptur plötzlich lebendig geworden. Der Bildhauer verliebt sich in die geheimnisvolle Frau, die sich als launisch und unberechenbar erweist. Als sie ihn gegenüber dem Grafen fälschlicherweise bezichtigt, er sei zudringlich geworden, kühlt Robertos Interesse ab.

Nicht alle Männer vermögen sich Harriets dämonischer Anziehungskraft zu entziehen. Das Blut des Gärtners Vittorio, der bislang als etwas verrückt, aber harmlos galt, kommt so sehr in Wallung, dass er ein junges Mädchen umbringt. Dem Schmid Carlo verdreht Harriet so sehr den Kopf, dass er Haus und Hof niederbrennt. Die unheimliche Schöne zerstört auch die Liebe des Schulmeisters Dario, der sich daraufhin das Leben nimmt.

Ist Harriet tatsächlich vom bösen Geist der Statue besessen? Roberto hegt einen ganz anderen Verdacht …

Was zu sagen wäre

Dieser italienische Horrorfilm aus dem Jahr 1966 erzeugt seinen Grusel ganz ohne das übliche Gepäck. Nicht Monster, Werwölfe oder wallende Vorhänge beschwören hier das Unheimliche, sondern die diabolischen Launen einer Frau. Plakatmotiv (It.): Un angelo per Satana – Ein Engel für den Teufel (1966) "Un angelo per Satana" ist sehr eine Produktion ihrer Zeit. Als ich den Film erstmals 2003 sehe, ist da gar kein Gänsehautgefühl mehr. Bewunderung für die wunderbare, kontrastreiche, effektive Schwarz-Weiß-Fotografie, aber aus der Zeit, in der Männer Frauen für alles Übel in der Welt verantwortlich machten, ist die westliche Gesellschaft weitgehend rausgewachsen. Die Frau ist es ja seit der Vertreibung aus dem Paradies, die die Erbsünde über die Menschheit brachte.

Hier kommt eine geheimnisvolle Erbin höheren Geblüts und von ausgesuchter Schönheit in ein einfaches Bauerndorf und schnell spielen die Männer verrückt. Sie reizt die inneren Triebe der Männer, die sich vor lauter Geilheit kaum mehr unter Kontrolle halten – sie tut also genau das, weswegen Männer sich vor dem Weibe fürchten. Unter dem Einfluss der Schönen vergewaltigen, brennen und morden sie sich durchs Dorf. Alle glauben an die Erfüllung eines 200 Jahre alten Fluchs, in dem neben dem Ebenbild der aktuellen Schönen eine gleichaltrige Hässliche eine wichtige Rolle spielte. Letztere hasste alles Schöne in der Welt, weil gar niemand sie beachtete; alle lachten sie aus, mieden sie und wollten immer nur mit der Schönen sein.

Es stellt sich heraus, dass diese Dualität in der Gegenwart fortbesteht, die schöne Erbin gar nicht die Schurkin im Spiel ist, sondern Opfer einer Verschwörung durch die Hypnose eines Erbschleichers geworden ist, der wiederum unter Kontrolle der Nachfahrin der Hässlichen steht. Am Ende steht in diesem Film aus dem Jahr 1966 also eine unheimliche Auflösung à la Edgar Wallace sowie die Erkenntnis, dass das italienische Kino in den 1960er Jahren freizügiger mit Sexualität und Nacktheit vor der Kamera umging, als das verklemmte Filmbusiness in Hollywood.

Atmosphärische Schwarz-Weiß-Bilder erzeugen eine unterschwellige Bedrohung in diesem melancholischen Mystery-Thriller. Mit ihren strengen Gesichtszügen spielt Horror-Ikone Barbara Steele (Achteinhalb – 1963; "Das Pendel des Todes" – 1961; "Die Stunde, wenn Dracula kommt" – 1960) eine bemerkenswerte Femme fatale. Und beweist: In den Augen der Männer vom Film ist die Frau als solche des Teufels.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
IMDB