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Plakatmotiv: Fantomas gegen Interpol (1965)

Bunter. Lauter. Lustiger. Das Spiel mit
der Maske findet seinen Rhythmus

Titel Fantomas gegen Interpol
(Fantômas se déchaîne)
Drehbuch Jean Halain & Pierre Foucaud
nach Motiven der Romanserie von Pierre Souvestre und Marcel Allain
Regie André Hunebelle, Frankreich, Italien 1965
Darsteller

Jean Marais, Louis de Funès, Mylène Demongeot, Jacques Dynam, Robert Dalban, Albert Dagnant, Christian Toma, Michel Duplaix, Olivier De Funès, Florence Blot, Robert Le Béal, Pietro Tordi, Henri Attal, Dominique Zardi, Jacques Marin, Max Montavon, Jean Michaud, Mino Doro u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
1. März 1966
Inhalt

Noch immer ist Fantomas, der wahnwitzige Meister der Verwandlung, auf freiem Fuß und plant rücksichtslos die alleinige Weltherrschaft an sich zu reißen. Dabei hat er es auf die besten Wissenschaftler der Welt abgesehen, die für ihn eine gigantische Strahlenkanone entwickeln sollen, um die komplette Menschheit in seine willenlosen Sklaven zu verwandeln.

Auch der brilliante Professor Marchand soll ihm zu Diensten sein und entführt werden. Doch die erfahrenen Fantomas-Jäger Kommissar Juve, der Journalist Fandor, und die Fotografin Hélène sehen dem kriminellen Treiben nicht tatenlos zu und versuchen unter Einsatz aller Mittel seinen Plan zu vereiteln.

Als der Journalist Fandor jedoch ohne Juves Wissen die Gestalt des Professors annimmt, um Fantomas zu überführen, gerät dieser selbst in höchste Lebensgefahr …

Was zu sagen wäre

Nach diesem Film verfestigt sich der Eindruck, die Produzenten hätten bei mit der Krimikomödie Fantomas (1963) nur Sachen ausprobiert, die sie dann im nun vorliegenden Film anwenden wollten. Alles ist noch etwas wilder als im ersten Film, das Spiel mit den Masken weiter gedreht. Diesmal gibt es einen Professor, den Fantomas in der Maske eben dieses Professors entführen will, was der Journalist Fandor dadurch verhindern will, dass er sich als dieser Professor verkleidet – und plötzlich laufen drei gleich aussehende Professoren durchs Bild, was für den Zuschauer ein wenig dadurch erschwert wird, dass diesen Professor ebenfalls Jean Marais, der auch Fantomas und Fandor spielt, in einer deutlich als solche erkennbaren Maske eines alten Mannes spielt.

Fantomas, der im ersten Film noch einfach scharf auf Diamanten war, hat dieses Mal ein übergeordnetes Ziel: Diesmal klaut er Wissenschaftler. Aber nicht zum Selbstzweck, etwa, um Lösegeld zu erpressen. Er will die Welt beherrschen mittels Telepathie, für die ihm die Wissenschaftler die entsprechende Strahlenkanone konstruieren sollen. Dazu wohnt er dem großen Plan angemessen in einem Vulkantempel, der einem James Bond-Schurken zur Ehre gereichen würde.

Weil der so gruselig maskierte Schurke an entscheidenden Stellen des Drehbuches doch immer nicht so raffiniert ist, wie alle glauben, bleiben ihm seine Jäger, das hektische Nervenbündel Kommissar Juve und der schlagkräftige Journalist Fandor, immer dicht an den Fersen. Plakatmotiv (Fr.): Fantômas se déchaîne (1965) Warum zum Beispiel entführt Fantomas den alten Professor Lefèbvre umständlich aus einem Wissenschaftlerkongress in Rom, zu welchem der erst aus Paris anreisen muss, wo er doch den ersten Professor bequem gleich in dessen in Frankreich gelegenen Labor ohne größere Mühen entführt hat?

Die Antwort liefert der Erfolg des ersten Films: Die Produzenten haben mehr Geld zur Verfügung, wollen jetzt den Zuschauern neue Schauplätze bieten und Rom liefert da visuell ein paar schöne Straßenzüge und Baudenkmäler. Sie übertreffen sogar noch den Schlussspurt des Vorgängers. Wenn Juve und Fandor – wieder – Fantomas jagen, tun sie das diesmal mit fliegenden Autos und Flugzeugen, aus denen sie wieder herausspringen, der ein oder andere ohne Fallschirm. Für diese Szene ist ein Kameramann mit seinem Equipment aus einem Flugzeug gesprungen, um die Bilder des freien Falls zu filmen. Spektakuläre Aufnahmen sind dabei entstanden.

Das Spiel der Masken gehört zur Ursuppe des Theaters und in der Folge des Kinos, Schauspielerei ist ein andauerndes Spiel mit Masken und ein Höhepunkt des Film bildet auch noch ein schwärmerisch ausgestatteter Maskenball mit prächtigen Kostümen und einem Holzbein, das sich als Maschinengewehr entpuppt. Letzteres gehört Le commissaire Juve, den das Drehbuch für den zweiten Film ebenfalls mit prächtigeren Federn ausgestattet hat. Louis de Funès war ein Überraschungserfolg im ersten Fantomas-Film, also darf sich sein Juve hier noch hektischer austoben, bekommt „Gadgets“ in die Hand, die die Trickgerätschaften aus den James Bond-Filmen ebenso aufs Korn nehmen, wie Auftreten und Ausstattung des Schurken. Wie der Journalist Fandor hat auch Juve die Methoden des Fantomas übernommen und sich auf die Kunst der Verkleidung verlegt, mit bescheidenem Resultat. Außer einigen komischen Situationen bringt ihm die Maskerade lediglich einen Aufenthalt in der Gummizelle ein.

Für Fandor, der jetzt keine Interviews mehr fälscht, sondern tatsächlich Dinge aufdeckt, bleibt da in der Geschichte kaum noch Platz; die beiden ähnlich gelagerten, 1963 und 1964 entstandenen Filme um den Rosaroten Panther zeigen, dass neben dem hyperventilierenden, alles ins Chaos jagenden Polizisten ein zweiter, ernster Charakter nicht nötig ist. Hier hat sich das Slapstick-Kino, zu dem "Fantômas se déchaîne" zählt, von seinen Urvätern Laurel & Hardy emanzipiert – der moderne Laurel funktioniert auch ohne Hardy. Jean Marais, der also nun weniger zu tun hat, spielt einfach eine dritte Rolle und darf sich in der Maske des alten Professors ordentlich durch Bibliotheken prügeln; das kann er auch mit über 50 Jahren noch gut. Und vielleicht braucht es den galanten Routinier ja doch. Nicht nur, um eine junge, stets leicht bekleidete Frau im Film leichter erklären zu können, sondern auch für Juve, bei dem zu befürchten stünde, dass er ohne Hilfe keine Tür öffnen könnte.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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