IMDB

Plakatmotiv: Kagemusha – Der Schatten des Kriegers (1980)

Berauschende Bildorgie trifft
auf eine statische Handlung

Titel Kagemusha – Der Schatten des Kriegers
(Kagemusha)
Drehbuch Masato Ide & Akira Kurosawa
Regie Akira Kurosawa, Japan, USA 1980
Darsteller

Tatsuya Nakadai, Tsutomu Yamazaki, Ken'ichi Hagiwara, Jinpachi Nezu, Hideji Ôtaki, Daisuke Ryû, Masayuki Yui, Kaori Momoi, Mitsuko Baishô, Hideo Murota, Takayuki Shiho, Kôji Shimizu, Noboru Shimizu, Sen Yamamoto, Shuhei Sugimori u.a.

Genre Drama, Historie
Filmlänge 180 Minuten
Deutschlandstart
17. Oktober 1980
Inhalt

Im Japan des Jahres 1573 haben Kriegsfürsten das Land unter sich aufgeteilt. Immer wieder kommt es zwischen den einzelnen Machtzentren zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Auf den Schlachtfeldern müssen sich die Soldaten und Samurai einer neuen Herausforderung stellen: mit Gewehren bewaffnete Scharfschützen.

Der Fürst Shingen wird des Nachts von einer Kugel aus dem Hinterhalt getötet. Doch für den Fall seines Todes hat er vorgesorgt und befohlen, anschließend für drei Jahre durch einen Doppelgänger "weiterzuleben" – dieser Doppelgänger ist ein Dieb, den der Fürst einst vor der Kreuzigung bewahrt hat. Plakatmotiv (US): Kagemusha  (1980) Nur Shingens Bruder Nobukado, sein Sohn Katsuyori, General Yamagata und wenige andere wissen um das doppelte Spiel, das nun seinen Lauf nimmt.

Nicht mal die Konkubinen merken, dass sie es fortan mit einem Dieb zu tun haben …

Was zu sagen wäre

Akira Kurosawa verfilmt eine Schlachtenanordnung, die es in etwa so gegeben haben soll im Japan des 16. Jahrhunderts. Mehrere Fürstentümer, die sich um die Städte Kamakura und Kyōto streiten. Kurosawa macht daraus eine bildgewaltige Komposition aus Stilleben und donnernden Schlachtenszenen unter bunten Farben, deren Reichtum die bunten Kostüme der alten Ritterfilme aus Hollywood locker übersteigen. Die Bilder beeindrucken in Massenszenen zu Pferden und mit fernöstlichem, theatralischem Hofzeremoniell in opulenten Kostümen. Und mit ihrer Ruhe. Wenn nicht ab und zu Trommeln schlagen, übernimmt der Wind die Hintergrundgeräusche des Films. Oder es bleibt stumm und starr, so wie die Konvention am Fürstenhof.

Der Film zeigt uns eine Welt, die in Ritualen erstarrt ist. Die Gesellschaft ist so unbeweglich geworden, dass sie bei der geringsten Abänderung der Abläufe zerfällt. Also wagt niemand, sich zu bewegen. Bis der Fürst sich eben doch bewegt, dessen Ehrenname "Der Berg" lautet, weil er sich nicht bewegt hat, immer den Gegner kommen – und ins offene Messer rennen – ließ. Plakatmotiv (US): Kagemusha  (1980) Aber diese Gegner haben jetzt Verbündete. es ist eine neue Zeit angebrochen. Portugiesische Mönche versorgen die Feinde mit Arkebusen, eine frühe Version des Vorderladers, der den Feind überlegen macht.

In dieser Situation sitzt der Fürst selbst gar nicht mehr auf dem Thron. Es ist ein Doppelgänger, ein "Kagemusha", der dem Original folgt wie ein Schatten, installiert von den Generälen, denen der Wunsch ihres Fürsten – „Von meinem Tod sollen die Menschen drei Jahre lang nichts erfahren.“ – Befehl war. Anfangs stark eingeschüchtert durch die strengen Sitten im Hause eines Clanchefs entwickelt sich dieser Kagemusha zu einem großartigen Mimen, den die Konkubinen und der Enkel für echt halten. Er wird grundsätzlich von Auftritten, bei denen er mit Fremden reden muss, ferngehalten; kann man es nicht vermeiden, sagt er im Stil des alten Feldherrn „Der Berg bewegt sich nicht.

Westlichen Ohren fällt es schwer, dem Schlachtgeschehen und den Intrigen zu folgen, wenn die Generäle sich untereinander die Listen des Feindes zu bellen und wir im Kinosessel Burgnamen nicht verstehen und auseinanderhalten können und manche militärische oder landschaftliche Gegebenheit, die einen japanischen Fachbegriff hat, nicht als solche erkennen. In Kurosawas Œvre ist "Kagemusha" der Film, der am wenigsten zugänglich ist, in dem Bildkomposition weit vor Erzählung steht. Kurosawas unbedingter Stilwille, sein Bemühen, jede Einstellung sowohl in Bewegung als auch in den Farben genau zu planen, ist beeindruckend. In diesem Kinofilm gilt Sehen vor Hören und Verstehen. Es ist ein Kino, das sich seiner Herkunft vom Jahrmarkt um die vergangene Jahrtausendwende sehr bewusst ist. Es will mit Bildern erschrecken, erstaunen, begeistern. Kurosawa malt Bilder und schaut dann mal, wie und ob der Zuschauer sich daraus eine Geschichte formt. "Kagemusha" wurde in Japan gedreht und für den westlichen Markt von George Lucas (Star Wars) und Francis Ford Coppola (Apokalypse Now, Der Pate) produziert.

Eine sehr statische Handlung trifft auf fantastische Bilder unter der Regie eines Regisseurs, der mit "Rashomon" (1950), "Die sieben Samurai" (1954) und "Yojimbo – Der Leibwächter" (1961) Klassiker des Kinos gedreht hat.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
IMDB