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Plakatmotiv: Die Ritter der Tafelrunde (1953)

Ein bunter Ritterzirkus, dem
es an buntem Inhalt mangelt

Titel Die Ritter der Tafelrunde
(Knights of the Round Table)
Drehbuch Talbot Jennings & Jan Lustig & Noel Langley
frei nach "Le Morte d’Arthur" von Thomas Malory.
Regie Richard Thorpe, USA 1953
Darsteller
Robert Taylor, Ava Gardner, Mel Ferrer, Anne Crawford, Stanley Baker, Felix Aylmer, Maureen Swanson, Gabriel Woolf, Anthony Forwood, Robert Urquhart, Niall MacGinnis, Ann Hanslip, Jill Clifford, Stephen Vercoe u.a.
Genre Abenteuer
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
17. Dezember 1954
Inhalt

Unter der Herrschaft des großen Königs Arthur erlebt das mittelalterliche England eine nie gekannte Zeit des Friedens und des Wohlstands. Dazu tragen auch seine loyalen Ritter der Tafelrunde, allen voran sein treuer Gefährte Lancelot, und der weise Magier und Berater Merlin bei.

Und mit der Eheschließung des Königs mit der schönen Guinevere scheint auch die Zeit eines Thronfolgers gekommen zu sein. Doch unerwartet droht Gefahr durch Verrat, denn die böse Morgan le Fay und ihr loyaler Ritter Sir Mordred arbeiten einen Plan aus, die Herrschaft des Königs zu beenden.

Sie vergiften Merlin und treiben Arthur somit in einen blutigen Krieg, der für das gesamte Königreich schreckliche Folgen haben wird …

Was zu sagen wäre

Bunt war die Zeit der edlen Rittersleut'. Doch doch, wenn man Richard Thorpes Spektakelfilm so beiwohnt, dann besteht das edle Rittertum darin, knallbunte Farben zu tragen und hübsche, in (Unschulds)-weiß gewandete Ladys zu befreien. Diese Verfilmung der Artus-Saga besticht vor allem durch ihren Machismo. Männer kämpfen sich durch den Wald und Frauen hoffen auf die Rückkehr des unzerstörten Kämpen. Das homoerotische Momentum, das zwischen Artus und seinem Lancelot – „Ich liebe ihn auch!“ – herrscht, muss der Film unter dem geltenden Hays-Code verbergen.

So wird aus dem gewaltigen Tafelrundendrama im Kino eine Dreiecksgeschichte ohne Pfeffer. Und wenn wir bei Geschichte sind: So richtig was zu erzählen hat der Film nicht. Das Handlungsgerüst ist gerade stark genug, um uns an immer neue Schauplätze mit bunten Fahnen und Kostümen zu bringen. Zunächst wird die Schwert-aus-dem-Ambos-Geschichte abgehandelt, bei der wir eine sehr blonde und langweile Morgan le Fay kennen lernen. Die Stiefschwester Artus' ist ursprünglich die durchtriebene Schurkin des Stücks, die mit Intrigen und Mord ihre Machtgelüste stillt. Plakatmotiv: Die Ritter der Tafelrunde (1953) Anne Crawford spielt sie so blass, wie sie geschminkt ist und lässt dem schwarz gewandeten Mann an ihrer Seite – Mordred – den Vortritt auf den Thron. Wieso Le Fay, Tochter der offiziellen Eheleute Uther und Igraine, nun weniger Anspruch auf den Thron hat als der Stiefsohn Artus, den Uther „mit einer anderen“ gezeugt hat, lässt der Film unbeantwortet; so, wie auch die ganze, sehr komplizierte Familensaga der Pandragons nicht berücksichtigt wird.

Egal: Artus zieht das Schwert des Uther aus dem Ambos und weil das die maßgeblichen Lords für Schwindel halten, treffen sich alle im Steinkreis und verabreden, dass sie nun gegeneinander in die Schlacht ziehen. Es folgen einige imposante Aufnahmen vom Schlachtgetümmel, aus dem Artus und seine Ritter als Sieger hervorgehen und damit ist der dann durch Blut legitimierter König. Alle Hauptfiguren des Films verbeugen sich, auch die bisherigen Gegner. Weil Mordred, der Rädelsführer der Besiegten, nicht standrechtlich erstochen wird, erbost Lancelot so arg, dass er beleidigt von Dannen zieht. Jetzt reitet er als Verbannter mit einigen Getreuen des Wegs, wo er flugs eine holde Prinzessin aus den Fängen eines Burgherrn befreit, der die Ansicht vertritt, es genüge, eine Frau einzusperren, um sich deren Liebe zu sichern.

Was auch Lancelot nicht ahnt, nachdem er sich Hals über Kopf in die Schöne verguckt hat, ist, dass sie Guinevere ist, die dem König Artus als Braut versprochene Prinzessin. Die sonst gerne auch feurig aufspielende Ava Gardner (Mogambo – 1953; "Schnee am Kilimandscharo" – 1952) spielt diese begehrenswerte Königin mit lahmer Erhabenheit, als sei sie von dem ganzen Männerzirkus um sie herum eher gelangweilt. Wer die Holde also wirklich ist, erfährt Lancelot erst auf des Königs Hochzeit, bei der Lancelot sich vor aller Hofe beim König für seine beleidigten Dummheiten entschuldigt. Richard Thorpe kann das Dilemma dieser Tragödie nicht auflösen. Da steht die behauptete Liebe auf den ersten Blick zwischen Lancelot und Guinevere gegen die politisch inszenierte Ehe von Artus und Guinevere. Dieses Dreieck soll das Drama des bunten Abenteuerfilms bilden, schafft dann aber kaum mehr, als die Comicversion eines Dramas. Lancelot ergibt sich jederzeit seinem König. Der Vorwurf, er könnte ihm die Königin gestohlen haben, lässt er keine Sekunde aufblitzen; da weiß sogar ein Lancelot-Darsteller wie Robert Taylor (Quo Vadis – 1951), wo sein Platz ist. Morgan le Fay und der ihr ergebene Mordred spinnen dennoch eine Intrige, die Lancelot veranlasst, eine Weile in den Norden zu ziehen und dort die aufmüpfigen Pikten im Zaum zu halten. Zwischenzeitlich hat er die Schwester des Percival geheiratet, nach deren Tod er nach Camelot zurück kehrt. Nochmal Intrige. Am Ende sind einige der Beteiligten tot.

Ritter-Romantik, Edelmut und Kampfgetümmel. Was man halt von einem Ritterfilm erwarten kann. Was Richard Thorpe allerdings wirklich interessiert an diesen Ritterspielen sind die bunten Kostüme, die die Ritter tragen. Das Drama drumrum lässt er an sich vorbeilaufen. Sein Film ist der zweite Teil der Ritter-Trilogie des Dreiergespanns Pandro S. Bermann (Produktion), Richard Thorpe (Regie) und Robert Taylor (männliche Hauptrolle). Er beleuchtet die Anfänge des Rittertums, während der Vorgänger Ivanhoe – Der schwarze Ritter (1952) sich mit dem Höhepunkt und der Nachfolger "Liebe, Tod und Teufel" (1955) mit dem Ende dieser mittelalterlichen Ära beschäftigt. Gedreht wurden alle drei Filme in den MGM-British Studios in Borehamwood bei London, und auch für die Ritter der Tafelrunde wurde wieder die gigantische Schlosskulisse genutzt, die man für Ivanhoe dort aufgebaut hatte.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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