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Kinoplakat: Running Man
Korruptes Werkzeug Fernsehen
Lieblingsthema im Filmgeschäft
Titel Running Man
(The Running Man)
Drehbuch Steven de Souza
nach dem Roman „Todesmarsch” von Richard Bachman (Stephen King)
Regie Paul Michael Glaser, USA 1987
Darsteller Arnold Schwarzenegger, Maria Conchita Alonso, Richard Dawson, Yaphet Kotto, Jim Brown, Jesse Ventura, Erland van Lidth, Gus Rethwisch, Professor Toru Tanaka, Mick Fleetwood u.a.
Genre Action
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
30. Juni 1988
Inhalt

Das Jahr 2019: Amerika wird von einem totalitären Regime beherrscht, die Menschrechte sind abgeschafft. Das Fernsehen beherrscht die Massen. Die TV-Show „Running Man” ist der Renner. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel, in dem dem Gewinner viele Millionen Dollar winken.

Ben Richards, Ex-Cop, der im Knast sitzt, weil er angeblich Massenmord veranstaltet hat, wird gezwungen, das „Spiel” zu spielen. Trotz monströser Gegner behält er die Oberhand und deckt einen großen Schwindel auf …

Was zu sagen wäre

Das Drehbuch von Steven E. de Souza, der auch die Bücher zu Phantom Kommando und „Nur 48 Stunden” schrieb, basiert lose auf dem Roman „The Running Man”, den Stephen King 1970 unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlichte. Der Film ignoriert die Story des Bachmann/King-Romans, hält sich auch nur ungefähr an die Ausgangslage und ist damit ein schölnes Beispiel für einen Film, der ausschließlich kommerziellen Regeln folgt. Der wortkarge Action-HauDrauf Arnold Schwarzenegger („Der City-Hai” - USA 1986; Phantom Kommando - USA 1985; Terminator - USA 1984; „Conan, der Barbar” - USA 1982; „Kaktus Jack” - USA 1979; „Mister Universum” - USA 1976) war auf der Höhe seines Ruhms, brauchte aber Stoffe, die seinen speziellen Talenten, zu denen nicht die Schauspielerei gehört, entgegenkommen. Die Figur des Ben Richards ist so ein Stoff: integer, selbstbewusst, unerschütterlich, allein gegen alle. Und viel reden muss er auch nicht.

Von Stephen King bleibt nur der Name auf dem Kinoplakat

Mit dem Helden aus aus Bachmann/Kings Romanvorlage hat dieser Ben Richards nichts gemein, zudem war Schwarzenegger für die Romanfigur ungefähr 20 Jahre zu alt. Aber die Romanvorlage wurde ja auch nicht unbedingt gebraucht. Hauptsache, man kann auf dem Plakat schreiben: „Nach dem Roman von Stephen King/Richard Bachmann”; damit ließ sich dieses Actionvehikel gut verkaufen. Und es hätte noch nicht eimal die Rechte von Stephen King bedurft (außer für das Marketing, wie gesagt), denn auch der hatte den Grundplot nicht erfunden.

Schon 1962 produzierte Robert Sheckley mit „Das zehnte Opfer” eine ähnliche Erzählung, auf die sich Wolfgang Menge in seinem „Millionenspiel”, 1972 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, bezog. Auch der französische Filmemacher Yves Boisset griff 1982 das Thema der Menschenverfolgung im Fernsehen auf: „Kopfjagd - Preis der Angst”, mit Gérard Lanvin als Gejagtem und Michel Piccoli als skrupellosem TV-Moderator.

Die gezeigte Zukunft wird Gegenwart

Die gesellschaftliche Zukunftsvision, in der die Menschen entweder auf der Straße von der Hand in den Mund oder in strahlenden Palästen leben, in denen Fernsehmogule Opium fürs Volk produzieren, mag überzeichnet, für die einfache Filmdramaturgie (schwarz/weiß - Gut/Böse) dargestellt sein. In der realen Welt – wenige Jahre vor dem Filmdatum „2017” – sind aber erste Anzeichen in diese Richtung durchaus erkennbar: Weltfinanzkrise, Hunderttausende verlieren Haus und Hof, Terroristen zwingen den Menschen neue, schärfere Sicherheitsgesetze auf, die alltägliche Vernetzung schwächt das Individuum, Fernsehsender entwickeln Scripted-Reality-Formate, um endlich die Sozialpornos zeigen zu können, die in den Hirnen der Elfenbeinturm-Redakteure immer schon für Realität gehalten wurden, angebliche Talent-Shows beuten die Träume junger Menschen aus und stellen sie in einem zynischen Menschen-Zoo aus. In Japan gibt es TV-Shows, in denen die Kandidaten mörderischen – immerhin aber nicht tödlichen – Belastungen ausgesetzt werden. Da bekommt Paul Michael Glasers Star-Vehikel „Running Man” unvermutet so ein ganz klein wenig gesellschaftskritische Brisanz.

Harold Faltermeyers Soundtrack wurde zum zeitgenössischen Ohrwurm.

Regisseur Paul Michael Glaser ist durch die TV-Serie „Starsky & Hutch” bekannt geworden (die auch fürs Kino aufbereitet wurde), wo er als Darsteller und auch in einigen Episoden als Regisseur mitwirkte. Auch bei einigen „Miami Vice”-Folgen hat er Regie geführt. Sein erster Spielfilm war „Band of the Hand”.

Wertung: 4 von 6 €uro
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