Am nächsten Tag kommen die beiden auf der Flucht vor den Kitan an die Chinesische Mauer und werden von den Soldaten des Kaisers gefangengenommen. Es stellt sich heraus, dass dieser Lauf zu einem Taotie gehört. Diese Monster greifen alle sechzig Jahre das chinesische Reich an und können nur durch die große Mauer aufgehalten werden. Bei einem ersten Angriff unterstützen Garin und Tovar die chinesischen Soldaten und verdienen sich dadurch deren Respekt. Die Monster kommen von einem grünen Meteor der in die Gouwu Berge vor 2000 Jahren einschlug. Die Chinesen glauben, dass die Taoties von Gott gesandt wurden, um den Kaiser zu strafen, weil dieser mit seiner Autorität die Menschen im Mittleren Reich unterdrückt.
Kurz darauf lernen beide den Europäer Ballard kennen, der von den Chinesen vor langer Zeit gefangen genommen wurde und Garin und Tovar als Sprachlehrer dient. Er verrät ihnen mehr über das Schwarzpulver und darüber, es zu stehlen.
Tovar und Ballard nutzen einen Angriff der Taoties, um zu fliehen. Garin weigert sich, mitzukommen und wird von den beiden bewusstlos geschlagen. Ballard lässt Tovar jedoch im Stich und will alleine weiterziehen, wird jedoch von den Kitan gefangengenommen, die aus Unwissenheit das von Ballard mitgeführte Schwarzpulver entzünden. Durch die Explosion sterben Ballard und die Kitan.
An der Grenze stellt sich heraus, dass die Monster durch den gefundenen magnetischen Stein zahm werden. Um das auszuprobieren, wird ein Taotie gefangen. Währenddessen zeigt sich, dass die Monster die letzten Angriffe lediglich als Ablenkungsmanöver durchführten und sich unterdessen einen Tunnel durch die Große Mauer gruben. So gelangten sie hinter die Linien und nähern sich schließlich der Hauptstadt des Reichs …
Fern-Ost und Fern-West treffen sich abseits der Ideologien und erkennen pragmatisch den guten Kämpfer. Ja, Ja, Jaaa! Vorgebliche Feiglinge werden sich beweisen und den Heldentod sterben, ideologische Grenzen überwunden werden und der Völkerverständigung ward ein Loblied gesungen. „Schwarzpulver. Es wäre besser, Ihr hättet es nie gesehen. Die Menschen außerhalb der Mauer sind nicht besser als die Bestien.“
Dünne Story, Großes Pathos, Grandiose Bilder (die alle aus dem CGI-Prozessor stammen). Ein fulminanter Quatsch, der, wenn man ihn so farbenfroh nimmt, wie er ist, irre Spaß macht. Ein entfernter Verwandter Godzilla. Ausgestattet mit endlich mal lohnenswertem 3D-Aufschlag.
Die Langnase lehrt die Chinesen unorthodoxe (individuell geprägte) Kriegskunst, die Chinesen lehren die Langnase Moral, Vertrauen, Menschlichkeit – nur der Araber rafft es fast zu spät.
Natürlich fehlt dem Film alles, was Film einmal ausgemacht hat: Ideenreichtum, Physis, Schauspielkunst. Auch die wunderbare Choreographie chinesischer Martial-Arts-Filme aus den 60er/70er Jahren mit ihrer ganzen Körperlichkeit kann man schmerzlich vermissen.
Aber warum soll das chinesische (internationale) Kino besser sein, als das amerikanische? Regisseur Yimou Zhang ist der Tradition des Kampfkunst-Ballets wenigstens treu geblieben und in seinen besseren Momenten fällt die digitale Verspieltheit der Ballettschritte gar nicht auf; aber manchmal eben schon und dann wiegt der Verlust des traditionellen, handwerklichen Kinos doppelt schwer.
Die Süddeutsche Zeitung beschreibt die Genese dieser chinesisch-amerikanischen Co-Produktion: Die Geschichte dieses Films beginnt vor sechs Jahren, als sich die beiden Film-Nationen freudig annäherten. Die Produktionsfirma Legendary Entertainment wollte ein Projekt vorantreiben, das in beiden Ländern möglichst viele Menschen ins Kino lockt. Das war in Hollywood damals gerade der Hit. In Iron Man 3 (2013) wurden extra für den chinesischen Markt Szenen mit chinesischen Schauspielern eingefügt. Transformers – Age of Extinction (2014) spielt gleich ganz in China. Das lohnte sich für beide Seiten: Chinesische Investoren beteiligten sich an den Produktionskosten für US-Filme, im Gegenzug sollten einzelne Szenen oder auch komplette Werke in China gedreht und damit auch die strengen Import-Gesetze (34 ausländische Filme pro Jahr) umgangen werden.
Der bedeutendste Partner für Hollywood schien Wang Jianlin zu werden, der reichste Mann Chinas. Er übernahm mit seinem Unternehmen Dalian Wanda Group für 2,6 Milliarden Dollar die US-Kinokette AMC, baut derzeit in Qingdao für 8,2 Milliarden Dollar das größte Filmstudio der Welt und daneben gleich noch einen gewaltigen Freizeitpark. Er kaufte zudem für 3,5 Milliarden Dollar die Mehrheit der Anteile an Legendary Entertainment. Hollywood war begeistert, so wie immer, wenn jemand mit einem gefüllten Geldkoffer vor der Tür steht.
„The Great Wall“ jedoch mutierte durch die Übernahme von Legendary Entertainment von einer chinesisch-amerikanischen Co-Produktion zu einem chinesischen Exportgut. Gedreht wurde in China, als Regisseur wurde Zhang Yimou verpflichtet, der schon für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking verantwortlich gewesen war.
Freilich gab es noch den Hauptdarsteller Matt Damon, doch es hieß nun, dass die Chinesen einen berühmten amerikanischen Schauspieler für den US-Markt beschäftigten, so wie US-Produzenten zuvor berühmte ausländische Schauspieler für die ausländischen Märkte angeheuert hatten. Oder glaubt wirklich jemand, dass Til Schweiger im Jahr 2003 ausschließlich aufgrund seiner schauspielerischen Fähigkeiten für das Lara-Croft-Spektakel Tomb Raider: The Cradle of Life verpflichtet worden ist?
The Great Wall, künstlerisch ein ziemlich plumpes Propaganda-Plädoyer für die Großartigkeit Chinas, spielte dort 171 Millionen Dollar ein, in den USA war es mit 45 Millionen Dollar ein ordentlicher Flop und ließ das ohnehin schon latent vorhandene Misstrauen noch größer werden: Wollen die Chinesen am Ende gar keine Kooperationen auf Augenhöhe, sondern nur das amerikanische Know-how kaufen, um den heimischen Markt zu stärken? Hollywood hat das chinesische Geld bereitwillig genommen, doch was genau hat es verkauft?
„China bestimmt schon heute darüber, welche Filme in Hollywood gedreht werden und welche nicht“, sagt Robert Daly, Direktor des Kissinger Institute on China and the US: „Überlegen Sie mal, wann Sie das letzte mal einen Film gesehen haben, der sich kritisch mit China auseinander setzt. Im Gegenteil: In The Martian rettet China die Welt, in Independence Day 2 spielen die Chinesen eine entscheidende Rolle und der James-Bond-Film Skyfall wurde für den chinesischen Markt komplett umgeschnitten.“
Sie sind nun vorsichtig geworden in Hollywood, wegen „The Great Wall“ und auch wegen der politischen Entwicklungen. In China wurde im Herbst vergangenen Jahres ein Kinogesetz verabschiedet, demzufolge künftige Projekte „dem Volk und dem Sozialismus“ dienen und ausländische Filme verboten werden sollen, wenn sie „Chinas nationale Würde, Ehre und Interessen verletzen“.