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Plakatmotiv: In der Glut des Südens (1978)

Grandiose Bilder für einen
gebremst aufregenden Film

Titel In der Glut des Südens – Tage des Himmels
(Days of Heaven)
Drehbuch Terrence Malick
Regie Terrence Malick, USA 1978
Darsteller

Richard Gere, Brooke Adams, Sam Shepard, Linda Manz, Robert J. Wilke, Jackie Shultis, Stuart Margolin, Timothy Scott, Gene Bell, Doug Kershaw, Richard Libertini, Frenchie Lemond, Sahbra Markus, Bob Wilson, Muriel Jolliffe u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
25. Mai 1979
Inhalt

Texas, um 1916: Der heißblütige Bill lebt in Chicago und hat sich bei seiner Arbeit in einer Stahlfabrik mit einem Vorarbeiter angelegt und diesen bei einem Kampf getötet. Nun muss er fliehen. Zusammen mit seiner Geliebten Abby, die sich als seine Schwester ausgibt, und deren kleiner Schwester Linda flüchten sie in das weit entfernte Texas. Dort gliedern sie sich in die anonymen Scharen von Erntehelfern auf den riesigen Weizenfeldern eines wohlhabenden Farmers ein.

Bill belauscht ein Gespräch und erfährt, dass der Farmer schwer krank ist und nur noch ein Jahr zu leben hat. Da er bemerkt hat, dass der Farmer eine Schwäche für Abby hat, überredet er seine Geliebte, den Mann zu heiraten, um nach seinem Tode die Farm zu erben. Plakatmotiv: Tage des Himmels (1978) Nach der Eheschließung ziehen Linda und Abbys falscher Bruder Bill mit in das Anwesen des Kranken ein.

Nach kurzer Zeit muss Abby Bill beichten, dass sie tatsächlich Gefühle für ihren Mann entwickelt hat. Bill verschwindet darauf hin für ein Jahr von der Farm, doch die Sehnsucht nach Abby treibt ihn zurück auf die Farm. Als ein Streit mit dem Farmer eskaliert, müssen Bill, Abby und Linda erneut einen neuen Platz zum Leben finden …

Was zu sagen wäre

Wenn ein Regisseur mit seinem ersten Film einen kommerziell unerwarteten Erfolg feiert, kann er, zumindest in Hollywood, davon ausgehen, dass er als Nächstes jedes Budget bekommt, das er haben will. 1973, vor fünf Jahren, hatte Terence Malick mit "Badlands – Zerschossene Träume" und einem minimalen Budget von 350.000 US-Dollar sein überraschendes Debüt geliefert, jetzt konnte er für "Days of Heaven" 3 Millionen US-Dollar ausgeben. Malick hat das Geld genutzt, um eine philosophisch zerstreute Bibel-Exegese aus den Kapiteln rund um das Paradies, den Baum der Erkenntnis und die Schlange zu drehen. Das fängt mit dem Titel "Days of Heaven" an, geht über den Verstoß gegen zentrale göttliche Gebote und endet in der Heuschreckenplage, wie sie einst die Ägypter unter Ramses II. heimsuchte.

Malick erzählt sein Melodram in Bildern, weniger in Handlung. Diese Bilder, gedreht von Nouvelle-Vague-Kameralegende Néstor Almendros, sind ein Ereignis für sich, manche möchte ich mir ausdrucken und prominent im Wohnzimmer ausstellen. Malick weiß, Bildausschnitte zu definieren, erkennt, wie er Makros von Weizenkorn und Insekt sinnstiftend in seine Erzählung einpasst und er nimmt sich die Freiheit, täglich nur etwa zwei Stunden zu drehen, nämlich in der Morgen- und der Abenddämmerung. Ein Bild schöner als das andere. Die Geschichte, die erzählt wird, ist überschaubar: Ein Tagelöhner überredet seine Freundin, einen reichen Farmer zu heiraten, von dem er annimmt, dass dieser todkrank ist. Die Frau verliebt sich in den Farmer, der Tagelöhner zieht von dannen, erkennt aber aus der Ferne, dass er seine Freundin wirklich liebt.

Das ist kein überraschender Plot, auch nicht spannend zu verfolgen. Die Figuren sind langweilig, scheinen auch eher aus einem Traum zu sein. Der Farmer etwa, der keinen Namen hat, hat außer seinem langjährigen Vorarbeiter kein soziales Umfeld. Er sitzt 365 Tage im Jahr auf seiner riesigen Farm und bastelt maximal mal an einem Windrad. Plakatmotiv (US): Days of Heaven (1978) Er geht auf keine Märkte, keine Auktionen, er hat keine gesellschaftlichen Verpflichtungen. Er ist einfach nur sehr reich. Und dann sieht er halt eines Tages unter seinen zahllosen Tagelöhnerinnen jene eine, in die er sich dann verliebt. Malick versucht gar nicht erst, das glaubhaft zu inszenieren. Für ihn sind die Figuren Funktionspuppen, die seine Vertreibung aus dem Paradies nachstellen sollen. Da fährt der Teufel erst in den jungen Bill, der daraufhin seine Freundin verkauft. Die spielt – das kennen wir, weil: weiblich = Erbsünde – das Spiel mit. Und der naive reiche Farmer, der zwar irgendwie einen Verdacht hat, erliegt der teuflischen Versuchung, spielt das Spiel mit und heiratet eine Frau bewusst unter falschen Vorzeichen.

Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib. Du sollst nicht falsch Zeugnis abgelegen.  Nachdem diese beiden Gebote gebrochen sind, kommen die Heuschrecken und die Feuersbrunst. Und als auch Du sollst nicht töten gebrochen ist, sind die "Days of Heaven" beendet, die beiden Männer sind tot, die beiden Frauen verlieren sich aus den Augen, die Suche nach Wohlstand und dem kleinen Glück geht weiter.

Das ist ein schönes Stück für diese klassischen Und die Moral von der Geschichte-Bilanzen, die wir in Märchen häufiger lesen. Die philosophischen und biblischen Anspielungen allerdings bleiben zwischen den wunderschönen Bildern stecken. Warum sagt der Film nicht, was er sagen will? Warum versucht er, Bilder für sich sprechen zu lassen, die nicht zum Ziel führen? Kino ist ein Medium des Bildes. Aber auch des Tons (Dialoge, Geräusche). Die großen Regisseure bringen diese Sinneseindrücke in Deckung. Terrence Malick tut das nicht.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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