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Plakatmotiv: Sindbads siebente Reise (1958)

Großes Monsterkino mit
bezaubernder Prinzessin

Titel Sindbads siebente Reise
(The 7th Voyage of Sinbad)
Drehbuch Kenneth Kolb
Regie Nathan Juran, USA 1958
Darsteller

Kerwin Mathews, Kathryn Grant, Richard Eyer, Torin Thatcher, Alec Mango, Danny Green, Harold Kasket, Alfred Brown, Nana de Herrera, Nino Falanga, Luis Guedes, Virgilio Teixeira, Robert Barnete, Enzo Musumeci Greco, Juan Olaguivel u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
5. Dezember 1958
Inhalt

Sindbad befindet sich mit seiner Verlobten, der Prinzessin Parisa, auf dem Weg nach Bagdad, wo sie heiraten wollen. Als sie auf dem Seeweg unterwegs an der Insel Colossa haltmachen, geraten sie in einen Konflikt mit einem riesigen, menschenfressenden Zyklopen. In einem mörderischen Kampf können sie das Ungeheuer mit der Hilfe des Magiers Sokurah besiegen, der einen Dschinn aus einer Wunderlampe beschwört und somit den Zyklopen besiegen kann. Allerdings geht die Lampe im Kampf verloren und der Magier ist gezwungen, mit Sindbads Mannschaft nach Bagdad zu segeln.

Als sein Wunsch nach einer baldigen Rückkehr nach Colossa, um die Lampe zu finden, vom Kalif von Bagdad abgelehnt wird, greift er zu einer drastischen List: Er schrumpft Prinzessin Parisa in eine zwergenhafte Größe! Nur er kann ein Gegenmittel herstellen. So zwingt er Sindbad, ihn zur Insel zurückzubringen, um dort ein Stück der Schale des dort lebenden, riesigen zweiköpfigen Vogels Roch zu besorgen, welches für das Gegenmittel benötigt wird.

Sokurah ist jedoch nur darauf aus, die magische Lampe in seinen Besitz zu bringen und bringt Sindbad und seine Crew in große Gefahren. Nachdem sie gegen Zyklopen und den zweiköpfigen Riesenadler gekämpft haben, verfolgt Sindbad den Magier in sein Schloss, welches von einem Drachen bewacht wird  …

Was zu sagen wäre

Ein großartiger Film. Aufregendes Vergnügen. Mit einäugigen Riesen, doppelköpfigen Monstervögeln, Schwert kämpfenden Skeletten und einer echt lässigen Prinzessin, die mal wirklich so bezaubernd ist, wie das von den Prinzessinnen in anderen Abenteuerfilmen immer nur behauptet wird. Plakatmotiv: The 7th Voyage of Sinbad (1958) Diese Parisa hat zunächst in dem Aufgalopp viriler Kerle und weiser Kalifen wenig mehr zu melden, als dass sie sich anschmiegsam an ihren Helden Sindbad lehnt und auf die Hochzeit wartet – hier vor allem „auf die gemeinsamen Nächte mit Dir“.

Aber nachdem sie dann vom bösen Magier in ein winziges Menschlein verzaubert wird, versinkt sie nicht etwa, wie so viele Hollywood-Prinzessinnen in so einer Situation, in Ooh und Weh und ist für den Rest der Handlung eher Ballast. Im Gegenteil: Die geschrumpfte Prinzessin Parisa greift energisch ins Geschehen ein, tut, was sie (mit ihrer Größe) tun kann und sorgt auch noch dafür, dass der gequälte, weil seit Jahrhunderten für „Sklavendienste“ aus der Flasche befreite und dann wieder eingesperrte Flaschengeist am Ende befreit wird. Dem stellt sich auch Sindbad nicht in den Weg, der im finalen Kampf gegen den allmächtigen Magier und seinen Feuer speienden Drachen eine Wunderlampe gut hätte gebrauchen können, aber nun hat's die Prinzessin dem Flaschengeist versprochen und so gilt auch für Sindbad selbst in höchster Not: „Versprochen ist versprochen!“ Es ist schön, sich auch als Zuschauer auf Zusagen verlassen zu können.

Die langweiligste Figur ist tatsächlich Sindbad selbst. Der ist ein versierter Seefahrer, tapferer Kämpfer und schmückeprinziger Adonis edelsten Gemüts, der natürlich allen Gefahren gewachsen ist. Mehr Spannung erzeugt sein erster Offizier Harufa, der seinem Sindbad stets loyal und bewundernd zur Seite steht und dann einem für eine sympathische Nebenfigur unwürdigen Schicksal anheim fällt. <Nachtrag1996>Einige Szenen aus diesem Film würden Filmstudios heute nicht mehr erlauben. Einmal etwa bindet ein Zyklop Harufa an einen Grill und röstet ihn über offenem Feuer, während der buchstäblich wie am Spieß um Hilfe schreit. Ich habe den Film zum ersten Mal im Fernsehen gesehen, da war ich so acht oder neun Jahre alt und fand diese Szenen gruselig, letztendlich aber erträglich, weil der ganze Film mit seinen Kreaturen so beeindruckend ist.</Nachtrag1996>

Im Zentrum des Films stehen natürlich die animierten Kreaturen, die der Stop-Motion-Künstler Ray Harryhausen zum Leben erweckt – neben den genannten einäugigen Monstern etc. auch noch Feuer speiende Drachen und Frauen mit Schlangenkörper. Die würden aber alle nicht funktionieren, wenn der Schurke nicht so grandios besetzt wäre. Den verschlagenen Magier Sokurah spielt der kahl geschorene Torin Thatcher (Zeugin der Anklage – 1957; Das Gewand – 1953; "Schnee am Kilimandscharo" – 1952; "Der rote Korsar" – 1952; Saboteure – 1942; Sabotage – 1936) mit diabolischer Servilität und großer Lust an der Boshaftigkeit seines Charakters. Bei Sokurah wissen wir vom ersten Bild an, dass dem nicht über den Weg zu trauen ist – im Kasperletheater wäre er das Krokodil. Plakatmotiv: Sindbads siebente Reise (1958) Und trotzdem akzeptieren wir, dass weder Sindbad noch der Kalif von Bagdad dem Kerl gleich den Kopf abschlagen, weil er es in seiner Bösartigkeit immer versteht, sich unersetzlich zu machen (bis er es freilich im Finale nicht mehr versteht).

Wieso es die im Titel angekündigte siebente Reise ist, spielt im Film weiter keine Rolle. Wahrscheinlich spielt der Filmtitel darauf an, dass die "7" im Märchen eine magische Zahl ist. Und magisch ist diese Reise ja, die wir dann erleben. Auch als Kind erkenne ich, dass ich im Fernsehen keine echten Monster sehe, die Menschen über offenem Feuer grillen. Ich kann die Trickeffekte der Filmzauberer nicht erklären, erkenne aber, dass Vogel Roch und Sindbad nicht im selben Bild miteinander kämpfen, sondern irgendwie halt zusammengebracht werden. Das ist erstens toll zu erleben und die Trickserei zweitens aber egal, weil das Drehbuch in seiner ganzen Einfachheit zusammen mit diesem Kreaturen eine große Spannung erzeugt.

Fast nebenbei geht es auch noch darum, dass der Frieden zwischen Bagdad, Heimat von Sindbad, und Dschandra, Heimat der Prinzessin Parisa, gewahrt bleibt. Natürlich ist der Kalif von Dschandra nicht so begeistert, dass seine Tochter Parisa in den Mauern Bagdads in eine daumengroße Zwergin verwandelt wurde und egal, wer dafür letztlich verantwortlich ist: Der Herrscher von Dschandra droht mit drakonischen Maßnahmen. Um die abzuwenden, lässt sich Sindbad, der Schwierigkeiten hat, für seine kaum Erfolg versprechende Monster-Mission Seeleute und Kämpfer zu finden, sogar mit dem Abschaum des Abschaums aus dem örtlichen Gefängnis ein. An dieser Stelle schwächelt das Drehbuch. Hätte das Hauptaugenmerk der Filmemacher nicht nur auf den bizarren Monstern gelegen, wäre vielleicht aufgefallen, dass Männer, die man aus dem Gefängnis heraus für ein Himmelfahrtskommando auf hoher See vor dem Henker bewahrt, natürlich die erstbeste Gelegenheit zur Meuterei an Bord nutzen werden. Das tun die dann – Überraschung! – auch und dann ist das Thema auch schon wieder erledigt, weil der Film in der Folge nicht mehr unterscheidet zwischen Sindbads Leuten und den Knastbrüdern. Als junger Zuschauer allerdings sitze ich zwischen allen Stühlen – hier Sindbads loyale Truppe, da die unzuverlässigen Galgenvögel und dort der Magier mit nochmal eigenen Leuten. An wen muss ich jetzt meine Sympathie ausrichten?

Seeleute kämpfen mit gigantischen Vögeln, Zyklopen mit Drachen, Sindbad kämpft mit einem Schwert schwingenden Skelett und die Kammerzofe der Prinzessin tanzt als vierarmige Kreatur mit Schlangenkörper. Das ist "Sindbads siebente Reise". Ein großartiger Film.

Wertung: 7 von 7 D-Mark
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