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Plakatmotiv: Das Gewand (1953)

Große Leinwand
kleine Kulissen

Titel Das Gewand
(The Robe)
Drehbuch Philip Dunne & Gina Kaus
nach dem gleichnamigen Roman von Pfarrer Lloyd C. Douglas
Regie Henry Koster, USA 1953
Darsteller

Richard Burton, Jean Simmons, Victor Mature, Michael Rennie, Jay Robinson, Dean Jagger, Torin Thatcher, Richard Boone, Betta St. John, Jeff Morrow, Ernest Thesiger, Dawn Addams, Leon Askin, Michael Ansara, Jan Arvan, Ben Astar, John Barton u.a.

Genre Drama, Historie
Filmlänge 135 Minuten
Deutschlandstart
4. Dezember 1953
Inhalt

Marcellus – ein junger römischer Militärtribun zur Zeit Jesu Christi in der Regierungszeit des Kaiser Tiberius – führt in Rom ein leichtfertiges Leben mit Trunk und Spiel. Er macht sich den zukünftigen Kaiser Caligula endgültig zum Feind, indem er ihn auf dem Sklavenmarkt bei der Versteigerung des Griechen Demetrius überbietet.

Marcellus wird von Caligula nach Palästina strafversetzt, wohin er gemeinsam mit Demetrius zieht. Die beiden sehen dort zum ersten Mal Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem, wobei Demetrius von der Strahlkraft Jesu erreicht wird. Derweil erwirkt Marcellus’ Jugendliebe Diana beim Kaiser den Widerruf der Versetzung nach Palästina. Vor seiner Rückkehr wird Marcellus von Pontius Pilatus mit der Durchführung der Kreuzigung Jesu beauftragt.

Plakatmotiv (US): The Robe – Das Gewand (1953)Demetrius, der zu einem Anhänger Jesu geworden ist, fleht vergeblich um Gnade für den Heiland. Angetrunken gewinnt Marcellus nach der Kreuzigung bei einem Würfelspiel hinter dem Fuße des Kreuzes das Gewand Jesu. Als er Demetrius befiehlt, ihn mit dem Gewand vor einem aufkommenden Sturm zu schützen, verfällt er bei der Berührung des Gewandes in Angst und Agonie. Demetrius widersetzt sich seinem ehemaligen Herrn und flieht mit dem Gewand, um sich den Christen anzuschließen.

Marcellus fährt allein, jetzt von Visionen, Ängsten und Albträumen geplagt, nach Capri zum Kaiser und gilt dort als Wahnsinniger. In der Hoffnung, das „verhexte“ Gewand ausfindig zu machen und sich damit heilen zu können, kehrt er auf Befehl des Kaisers nach Judäa zurück …

Was zu sagen wäre

Ähnlich, wie im artverwandten Quo Vadis (1951) geht es auch in diesem Sandalenfilm nur vordergründig um Römer. Ihre Gepränge, die schimmernden Rüstungen, die großen Paläste bilden lediglich den Rahmen für die Geschichte der Christenheit. In "Quo Vadis", das zeitlich nach diesem Film angesiedelt ist, waren die Christen in Rom der Stachel im Fleische Kaiser Neros, verboten zwar, aber heimlich etabliert.

"The Robe" beginnt zurzeit der Kreuzigung und die Idee, eine Geschichte über den Soldaten zu erzählen, der die Kreuzigung beaufsichtigte und ihre ordnungsgemäße Abwicklung organisierte, klingt spannend. Was macht das mit dem, der Christus den Herrn ans Kreuz genagelt hat (den damals freilich noch kaum jemand so nannte)? Nun, dieser Soldat leidet unter temporären Wahnvorstellungen und findet sich in seiner Welt des Luxus' und der schönen Frauen nicht mehr zurecht. Das ist für einen Film, der weit über zwei Stunden dauert, etwas dünn. Also bauen die Autoren noch eine Rivalität zwischen unserem Protagonisten und den manischen Kaiser Caligula in die Geschichte ein.

Diese vernachlässigtere Nebengeschichte führt im Film zu einer zeitraubenden, komplizierten Struktur, in der wir Marcellus, unseren Soldaten, in Rom kennen lernen, wo er gegen Caligula, zu der Zeit noch künftiger Thronerbe, um einen Sklaven auf dem Markt bietet. In der Szene wird mit vielen Worten zwischen zweitklassigen Marmorattrappen das komplizierte Verhältnis zwischen Marcellus und Caligula deutlich. Auf dem selben Markt trifft Marcellus auch auf eine junge Frau, Diana, der er einst quasi im Sandkasten die Ehe versprach; damit ist auch die Love Interest in den Film eingeführt.

Plakatmotiv (US): The Robe – Das Gewand (1953)Anschließend wird Marcellus auf Geheiß Caligulas nach Jerusalem strafversetzt, wo er als Tribun jene Kreuzigung leitet. Dann wird er auf Geheiß Tiberius', immer noch Kaiser des römischen Imperiums, nach Rom zurückbeordert und bekommt dort, von Tiberius selbst, freie Hand, seine temporären Wahnvorstellungen zu bekämpfen, in dem er sich auf die Suche nach jenem titelgebenden Gewand Jesu macht, das er seinem einstigen Sklaven überließ und von dem er, Marcellus, nun unheilvoll besessen scheint. Nächster Halt Kanaan, eine kleine Stadt voller friedliebend lächelnder Menschen, die sich sanft die Hand auf die Schulter legen und unentwegt Sachen sagen wie „Verzage nicht. Ich weiß, der Weg ist schwer. Aber ein guter Mensch muss ihn gehen. Ich hoffe Du findest ihn.“  Von solcherart Motivationslyrik ist der ganze Films durchwoben, an manchen Stellen wirkt er wie verfilmte Bibelsprüche, nicht wie ein Kinodrama.

Schon gar nicht wie das erste Kinodrama in Cinemascope, jenem gigantischen Breitwandformat, für das Kinos sich gebogene Leinwände in die Säle bauten, um die systembedingten Unschärfen an den Bildrändern auszugleichen. Da sehen wir dann Victor Mature als eigentlich kerngesunder Ex-Sklave dauernd wie schwer verwundet durch die Pappmaché-Kulissen stolpern, Petrus verständnisvoll auf jeden herab lächelnd und Richard Burton, der versucht, seiner Marcellus-Figur irgendeine Glaubwürdigkeit abzuringen. Nach gut zwei Stunden steht er dann als Angeklagter vor dem römischen Kaiserthron, auf dem mittlerweile Caligula Platz genommen hat. Spannender macht das den Film auch nicht.

Uninspiriert reiht Regisseur Henry Koster Episode an Episode, lässt seine Figuren unablässig reden und seine Zuschauer zu selten einen Grund für CinemaScope zu zeigen – große Totalen, weite Landschaften, beeindruckende Palastanlagen. Solche Bilder sind rar gesät und auch nur in der zweiten Hälfte des Films, wenn auch sowas wie eine Geschichte erkennbar wird, der wir im Kinosessel folgen wollen. „Ich hatte einige schwierige Tage am Anfang des Filmes“, klagte Regisseur Koster in einem Interview. „Man hatte mir eine Woche zur Verfügung gestellt, in der ich alles drehen konnte, was ich wollte, um mich mit diesem neuen Verfahren bekannt zu machen. Und dann stellte sich heraus, dass viele Sachen einfach nicht mehr gehen, die wir in den konventionellen Filmen gemacht hatten. Ich kann nicht mehr wild hin und her schneiden, ich kann die Kamera nicht mehr schnell bewegen, auf so einer großen Leinwand ist das irritierend und es hilft der Geschichte des Films nicht.

Das mag so sein. Erfunden wurde CinemaScope, um die Filmfreunde von den immer beliebteren Fernsehgeräten wegzubekommen. Gefunden wurde mit CinemaScope in den folgenden Jahrzehnten eine neue Bildsprache für das Kino, die gewaltige Exkursionen im Kinosessel erlaubte. In "The Robe" ist davon nur zu ahnen. Am Ende fahren ein aufrechter Soldat und seine Maid in den Himmel auf und gucken dabei selig aus der gebogenen Leinwand in den Kinosaal.

Wertung: 2 von 6 D-Mark
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