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Plakatmotiv: Blue Jean Cop (1988)

Ein Cop-Film, der auf der Schwelle zur
Gegenwart über seine Klischees stolpert

Titel Blue Jean Cop
(Shakedown)
Drehbuch James Glickenhaus & James Borrelli
Regie James Glickenhaus, USA 1988
Darsteller

Peter Weller, Sam Elliott, Richard Brooks, Jude Ciccolella, George Loros, Thomas G. Waites, Daryl Edwards, Jos Laniado, Blanche Baker, John C. McGinley, Patricia Charbonneau, Shirley Stoler, Walter Flanagan, Walter Bobbie, Henry Judd Baker, Andrew Johns, Roy Milton Davis, Kathryn Rossetter u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 112 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 1988
Inhalt

Crack heißt der Superstoff, mit dem die Drogen-Mafia von New York Milliarden Dollar verdient. Um das tödliche Gift ungestört unter die Süchtigen zu bringen, wurden beinahe alle Beamten des Drogen-Dezernats gekauft: eine tödliche Allianz zwischen Unterwelt und Polizei.

Anwalt Roland Dalton muss diese Kreise stören, will er die Unschuld seines Mandanten beweisen. Ein gefährliches Unterfangen, denn schon bald hat Dalton die gesamte PoIizei gegen sich. Als Einziger hilft ihm Richie Marks, der als Undercover-Agent völlig isoliert von seinen Kollegen arbeitet.

Als die Spur zu heiss wird, stehen Dalton und Marks auf der Abschussliste …

Was zu sagen wäre

Mit der Polizei von New York ist nicht zu spaßen. Das wissen Kinogänger spätestens seit dem Film Serpico (1973), der das Leben eines realen Cops in einem Haufen durch und durch korrupter Polizisten nachzeichnete. Die Welt ist in "Blue Jean Cop" 15 Jahre später nicht besser geworden. Aber dafür ist die Geschichte frei erfunden.

Die Welt der NYPD-Cops ist eine kalte Welt. Es sind einsame Männer, die zu wenig haben, um sich ein Stück vom Glück zu greifen. Der Sold gibt es halt nicht her. Der Job aber verlangt Erreichbarkeit rund um die Uhr und keine Sicherheit vor herumfliegenden Kugeln aus Drogendealer-Pistolen. Klar, dass sich die Frauen da rar machen und sich lieber nach den Gewinnern umschauen. Die beiden Protagonisten des Films sind waidwunde Kerle, sympathisch, herzallerliebst, zum Liebhaben. Aber eben solche Erfindungen, wie die Geschichte, die mit ihnen erzählt wird. Die Männer haben eine Vergangenheit wegen der Frauen, denen sie hinterher trauern. Die Frauen, die die Vergangenheit der Männer sind, haben die kühle Wahl: Die Staatsanwältin macht einfach weiter 1-A-Karriere, egal ob mit oder ohne Mann. Die Verlobte bleibt auch bei einer möglichen Trennung die Tochter des einflussreichen Wall-Street-Papas, egal, wie ihr Verlobter sich entscheidet.

Die Fallhöhe für die Männer ist weit höher. Roland Dalton ist leidenschaftlicher Strafverteidiger. Verlobt ist er mit der Tochter eines Mister Wall Street, der ihm einen lukrativen Posten in einem der Glastürme in Manhattan South bieten kann. Während der Film seinen Fokus auf die korrupten Cops legt, muss sich Roland, die Hauptfigur des Films, dauernd entscheiden zwischen seiner reichen, großen Reichtum ermöglichenden, blonden Verlobten und seiner Ex-Freundin, die ihn einst verließ und nun als Staatsanwältin seine Kontrahentin im Gerichtssaal ist – und freilich immer noch auf ihn steht: „Ich bin eine Frau und ich bin eifersüchtig. Was soll's? Es geht nur um Dich. Und wer Du bist. Und wer Du wirklich sein möchtest. Weißt Du, dass Du immer das Beste im Leben verlierst, wenn Du so weiter machst?“ Er will sich hoch heiraten, um der „Konfrontation mit dem Abschaum, dem letzten Dreck, den Sexualverbrechern und den Freaks und den Killern“ aus dem Weg zu gehen, während die smarte Staatsanwältin ihn dafür liebt, dass er leidenschaftlich im Dreck herumwühlt, weil „von allen Dingen, die Du tust, kannst Du das am besten.“ So ist das im Hollywood-Kino: Männer müssen ihre Bestimmung finden, irgendwo zwischen dem letzten Dreck und dem rundum verglasten Büro. Und die Frauen warten auf jene Männer, die es physisch und – vor allem – psychisch bis zu ihnen geschafft haben.

Das schönste Kaputte-Liebe-Drama erzählt im Film Sam Elliott, der den unkonventionellen, unbestechlichen Cop mit der speckigen Fleece-Jacke spielt, dessen graue Langhaarmähne langsam außer Form gerät. Er verlor seine große, aber unerklärte Liebe, als er mit deren Hund Apportieren spielte, nur dummerweise in deren Appartement im 13. Stock, naja, und da ist der Hund auf der Jagd nach dem Ball aus dem offenen Fenster gesprungen. Das war es mit der großen Liebe. Mit dieser Geschichte melancholisiert dieser Cop Richie Marks noch Jahre später sein Theken-Leben; so ist das mit der Liebe, die es halt nie mit dem Job aufnehmen kann.

Der Film liefert drei Actionszenen, die der Erzählung ordentlichen Drive geben, wobei die dritte dem Film, der auf dem Kipppunkt einer visuellen Entwicklung entstanden ist, aufgrund ihrer schlechten SFX-Umsetzung das Genick bricht. Vor einem Jahr kam Zwei stahlharte Profis ins Kino, ein Film, der dem Action-Polizei-Genre eine ganz neue Richtung wies. Da sind es sind nicht mehr die einsamen Cowboys, die dem Sonnenuntergang entgegen reiten. Es sind Familienväter, die sich gegebenenfalls um die einsamen Seelen in ihrer Einheit kümmern. Um dann ein weitaus größeres Actionfeuerwerk zu zünden.

"Blue Jean Cop" ist von all dem ein bisschen und bleibt zwischen allem hängen. Da ist ein Polizeifilm, der von korrupten Polizisten so erzählt, wie das die TV-Serien seit langem tun. Da ist ein Männerfilm, der von männlichem Herzschmerz erzählt, der im Kinosessel noch funktioniert, im richtigen Leben aber keine Entsprechung mehr findet. Da läuft ein Film, der für das Auge zu spät kommt, gleichzeitig aber eine sympathische weil zeitlose Nostalgie befeuert.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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