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Plakatmotiv: James Bond 007 – Casino Royale (2006)

Knallharter Neuanfang mit
überraschenden Heilungskräften

Titel James Bond 007 – Casino Royale
(Casino Royale)
Drehbuch Neal Purvis & Robert Wade & Paul Haggis
nach dem gleichnamigen Roman von Ian Fleming
Regie Martin Campbell, UK, Tschechische Republik, USA, Deutschland, Bahamas 2006
Darsteller

Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Caterina Murino, Simon Abkarian, Isaach De Bankolé, Jesper Christensen, Ivana Milicevic, Tobias Menzies, Claudio Santamaria, Sebastien Foucan, Malcolm Sinclair, Richard Sammel, Ludger Pistor, Joseph Millson, Daud Shah, Clemens Schick, Emmanuel Avena, Tom Chadbon, Jürgen Tarrach u.a.

Genre Thriller, Action
Filmlänge 144 Minuten
Deutschlandstart
23. November 2006
Website 007.com
Inhalt

James Bond hat noch keine Lizenz zum Töten erhalten. Doch auch ohne diesen Status ist Bond nicht weniger gefährlich, und nach zwei kurz aufeinanderfolgenden, erfolgreich ausgeführten Eliminierungen wird er zum siebten “00”-Agenten befördert.

Bonds erste 007-Mission führt ihn nach Madagaskar, wo er den Terroristen Mollaka ausspionieren soll. Doch nicht alles verläuft nach Plan und Bond beschließt, auf eigene Faust und ohne den MI6 zu ermitteln, um auch den Rest der Terrorzelle ausfindig zu machen. Bond folgt einer Spur, die ihn auf die Bahamas führt, wo er auf Dimitrios und dessen Freundin Solange trifft. Der Doppel-Null-Agent findet heraus, dass Dimitrios mit Le Chiffre, dem Bankier einer weltweit operierenden Terrororganisation, unter einer Decke steckt.

Und Le Chiffre hat ein Problem: Er hat an der Börse über 100 Millionen Dollar verloren, weil ein gewisser MI6-Agent Chiffres Anschlag auf den Prototyp eines neuen Verkehrsflugzeuges vereitelt hat. Er muss es sich wiederholen. Und das kann er am Besten am Spieltisch – Poker im Casino Royale von Montenegro. Der MI6 beauftragt 007, bei dem Pokerspiel gegen ihn anzutreten – denn wenn Le Chiffre verliert, würde das seine gesamte Organisation zerstören.

„M” weist Bond Vesper Lynd vom Schatzamt zu – mit Verfügungsgewalt über 15 Millionen Dollar Steuergeldern. Bond bleibt zunächst skeptisch ist, ob Vesper ihm bei seinem Auftrag von Nutzen sein kann. Aber für mehr ist im Moment ohnehin keine Zeit. Am Spieltisch nimmt das Marathon-Pokerspiel mit schmutzigen Tricks und Gewalt seinen Lauf. Dabei werden die Einsätze in Schwindel erregende Höhen getrieben, bis es am Ende um weit mehr als Blut-Geld geht. …

Was zu sagen wäre

007

Daniel Craig, die Erste: Schade um Pierce Brosnan. Aber nach dem albernen Action-Pixel Die another day wohl die richtige Entscheidung, alles, also auch die Figur, mal auf Null zu stellen.

Action handgemacht

Die Produzenten gehen nicht über Los und starten neu durch. Ihr James Bond ist kein gebürtiger Snob, eher ein Arbeiterkind, das den Maßanzug als lästige Arbeitskleidung betrachet. „Einen Martini”, bestellt er an der Bar. „Geschüttelt oder gerührt?”, fragt der Barkeeper. „Sehe ich aus als ob mich das interessiert?” sagt der Agent. Lediglich das 007-Logo mit der Pistole und das musikalische Bondthema bleiben erhalten.

Plakatmotiv: James Bond 007 – Casino Royale (2006)Die Action ist wieder handgemacht, bzw., da, wo der Computer aushilft, nicht gleich als CGI erkennbar. Der Einstieg in grobkörnigem Schwarz-Weiß ungewohnt dialoglastig (neuneuneu) und die dem Titelvorspann folgende Action mit echten Menschen über Baukräne und Sandburgen wunderbar – höchstens, vielleicht, zu schnell geschnitten. Ich hätte der Choreographie der französischen Parcours-Sportler, die die Stunts springen, gerne etwas ausführlicher zugeguckt.

Auch der Agentenjob lässt Dich innerlich zerreißen

Die romantischen Passagen, die schon in den Brosnan-Bonds mehr Gewicht hatten – ich denke an die schöne Sunset-Szene mit Izabella Scorupco am Strand in Goldeneye oder an Szenen im Hotel Atlantic mit Teri Hatcher in Der MORGEN stirbt nie – werden weiter ausgebaut. Leider auch die damit offenbar untrennbar verbundene Debatte über den „Schutzwall”, den der Agent um sich baut, über die Unmöglichkeit seines Tuns, über seine Schlussstrich-Gedanken … Liebe Produzenten: Ja, wir haben es verstanden. MI6-Agent ist ein harter Job und – ähnlich wie der Batman-Job – nicht geeignet für ein Leben zwischen Windelwechsel und Feierabendbier. Ich gehe aber auch nicht ins Kino, um einem Beamten vom Bundesnachrichtendienst dabei zuzusehen, wie er sich mit den Mitteln seines Beamtenstatus' dagegen wehrt, dass seine Behörde von Pullach nach Berlin zieht – kurz: Im Kino darf es ruhig ein wenig übertrieben bleiben, Bond muss keine am real existierenden Alltag in schwere Depression verfallene Figur werden.

Störend ist die rätselhafte Selbstheilungskraft des Agenten. Nun ist alles härter, realistischer und blutiger und folgerichtig wird Bond dauernd das Gesicht zu Brei geprügelt. Dass er gegen Schmerz reichlich unempflindlich ist (und damit eine üble Folter durch Le Chiffre zwar brüllend aber eben doch übersteht), darauf hat schon Ian Fleming in seinen Romanen Wert gelegt. Aber dass er zwei Minuten nach der Prügelei schon wieder makellos am Spieltisch erscheint – ohne Kratzer – … naja. Wenigstens Le Chiffre fällt auf „Sie haben Ihr Hemd gewechselt, Mr. Bond”.

Viel Potenzial und etwas Luft nach oben

Die Story ist im ersten Drittel etwas wirr geraten. Da wird die altbekannte Figur eingeführt als neu und anders und härter und ungeschickter und cooler und darüber wird nicht ganz klar, woher die neue Doppel-Null nun eigentlich ihre Infos hat, die ihn auf die Bahamas bringen … irgendwie wohl aus dem Computer von M.

Es ist müßig, bei Bond 21 irgendwelche Maßstäbe an die Vorgänger anzulegen. Es werden so viele Gewohnheiten einer neuen Sichtweise unterzogen, dass es viel spannender ist, zu sehen, was die Produzenten aus dieser weitgehend neuen Figur in der Zukunft bauen werden, als dauernd Vergleiche mit Sean Connery anzustellen, dem verträumte Filmhistoriker unablässig eine einmalige Härte nachsagen, obwohl auch der schon in Bond 3 (Goldfinger) dem lustigen Reiz übertriebener Gadgets erlag. Auch Lazenbys Bond war hart. Auch Daltons Bond war actionreich. Auch Brosnans Bond war cool. Nur Moores Bond ging von Anfang an einen eigenen Weg. Wichtig (im vorliegenden Film) ist zunächst mal nur: Am Ende eines mitreißenden Actionfilms heißt es auch in Casino Royale: „Mein Name ist Bond. James Bond.

Wertung: 5 von 6 €uro
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