Der Werbemanager Teddy Pierce führt ein zufriedenes Leben und eine glückliche Ehe, bis er in einer Parkgarage Charlotte trifft, eine junge Frau in rotem Seidenkleid.
Die kurze Zufallsbegegnung mit dem hinreissenden Fotomodell katapultiert ihn in eine Welt voll romantischer Fantasien. Teddy ist bereit, alles zu tun, um die betörende Schönheit in sein Leben und in sein Bett zu holen.
Es scheint ein Wink des Schicksals zu sein, dass Teddy die aufregende Schöne kurz darauf in seiner Firma wiedersieht …
Wir schreiben die 80er Jahre, Baby. Dass Männer tumbe Toren sind, sobald Frauen involviert sind, hat sich mittlerweile bis in die US-amerikanische Filmszene herumgesprochen. Und deshalb hat sich Gene Wilder dort jetzt eine Komödie aus Frankreich vorgeknöpft, wo das schon seit den 70er Jahren belauscht wird. Nach "Ein Elefant irrt sich gewaltig" von 1976 heißt der Film jetzt harmlos "Die Frau in Rot".
Der Filmtitel des Originals, "Un éléphant ça trompe énormément" spielte auf ein französisches Kinderlied an "Un éléphant ça trompe, ça trompe énormément", dem der Filmtitel entlehnt ist. Der Liedtext basiert auf einem Wortspiel, denn während „ça trompe“ der täuscht bedeutet, wäre das gleichklingende „sa trompe“ mit sein Rüssel zu übersetzen.
Mit solchen Wortspielen ist in Hollywood nicht zu spaßen. Ist aber egal. Die Grundstruktur hat Gene Wilder erhalten. Dass er deshalb den Film gleich neu gedreht hat, hängt mit dem Unwillen der Amerikaner zusammen, a., Filme mit Untertiteln zu gucken und b., synchronisierte Filme zu gucken.
Und Geld verdienen lässt sich mit der Neuauflage eines Erfolgsfilms ja wahrscheinlich auch noch. Und die Idee, dass Männer tumbe Toren sind, ist – eben – noch neu hier im Westen. Und am Ende klingelten 25,3 Millionen Dollar Einspiel in der Kinokasse. Gene Wilder macht das vorzüglich. Er vertraut ganz dem Stoff. Auf dem Regiestuhl tut er das Nötigste, liefert Postkarten-Totalen von San Francisco, hält die Schauspieler bei Laune, die es es ihm mit Spielfreude danken. Das ist gut so, da fällt das Fremdschämen im Kinosessel nicht gar so schwer.
Dieser Marketing-Teddy aus dem mittleren Management fällt derart aus der Contenance, nachdem er Charlotte in diesem roten Kleid begegnet ist, dass man zwar seinen Drang hin zu diesen formschönen Beinen versteht – Kelly LeBrock ist hier in ihrer ersten Filmrolle und im Hauptberuf Model für Hochglanzcover, Christian Dior oder Eileen Ford – aber nur schwer, wie er in der Folge aus der Rolle fällt.
Als er erfährt, dass sie regelmäßig reitet, schwingt er sich auf ein Pferd und galoppiert hinterher – obwohl er gar nicht reiten kann. Nachdem er sie mit BitteBitteBitte nicht von einem Rendezvous überzeugen kann, schmeißt er sich im Regen auf ihre Kühlerhaube, bis sie einwilligt. Und als er sein Rendezvous endlich bekommt, überrascht seine Familie ihn – und sie – mit einer Überraschung-Geburtstagsparty; wo er doch erst morgen Geburtstag hat.
Gene Wilder, der diesen Teddy spielt, ist hinreißend. Kelly LeBrock ist hinreißend – jedenfalls für die Jungs im Kinosaal –, weil sie so hinreißend aussieht und souverän im Rahmen ihrer geringen schauspielerischen und hohen optischen Qualitäten spielt. Gene Wilder aber, der optisch nicht ganz so hinreißend ist ("Der Geisterflieger" – 1982; Zwei wahnsinnig starke Typen – 1980; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; "Der größte Liebhaber der Welt" – 1977; "Trans-Amerika-Express" – 1976; "Sherlock Holmes cleverer Bruder" – 1975; Frankenstein Junior – 1974; "Der wilde wilde Westen" – 1974; Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – 1972; "Bonnie und Clyde" – 1967), ist hinreißend, weil ich ihm seine komplette Hilflosigkeit angesichts dieser Situation jederzeit ansehe: Da kommt einer in die Midlife Crisis und mit all den Hormonen kommen auch all die Ängste hoch, die man(n) so haben kann.
Diese Ängste werden dann durchgespielt an den drei Freunden, mit denen sich Teddy regelmäßig zum Tennis trifft, und an Teddys Kollegin, mit der es eine unangenehme Verwechslung in Rendezvous-Dingen gegeben hatte und die jetzt ein wenig auf dem Kriegspfad im Büro ist. Das ist, neben Wilders Spiel, die zweite Stärke dieses Films: die witzigen, dramatischen, herzaufwühlenden Nebenhandlungen mit den charmanten Figuren, unter denen Charles Grodin, diese Mensch gewordene Melancholie besonders hervortritt (Ein Single kommt selten allein – 1984; "Der Himmel kann warten" – 1978; King Kong – 1976; "Rosemaries Baby" – 1968).
In seiner Boshaftigkeit gegen Männer ist dieser Film nicht so scharf, wie das französische Original, in dem Étienne – der Teddy-Charakter – aus dem Off eine virile Heldengeschichte erzählt, während wir im Bild all die peinlichen Stolperer des scharfen Gockels erleben. Dieses Element hat Wilder, bis aufs Finale, als es aber auch schon gar keine Heldengeschichte mehr zu erzählen gibt, gestrichen.
Der Film ist eine schöne sonnige Komödie, die Spaß macht, bis der Kinovorhang fällt. Bei einem anschließenden Wein könnte man mit der Freundin/Frau vielleicht noch die Was-wäre-wenn…-Frage durchdeklinieren. Aber vielleicht lässt man das auch lieber.