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Plakatmotiv: Von Mäusen und Menschen (1992)

Schauspieler-Stoff, umgesetzt
ohne die guten Schauspieler

Titel Von Mäusen und Menschen
(Of Mice and Men)
Drehbuch Horton Foote
nach dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck
Regie Gary Sinise, USA 1992
Darsteller

John Malkovich, Gary Sinise, Ray Walston, Casey Siemaszko, Sherilyn Fenn, John Terry, Richard Riehle, Alexis Arquette, Joe Morton, Noble Willingham, Joe D'Angerio, Tuck Milligan, David Steen, Moira Sinise, Mark Boone Junior, Diane McGee, Donna Persico, Lori Romero u.a.

Genre Drama, Tragödie
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
29. Oktober 1992
Inhalt

Kalifornien während der Weltwirtschaftskrise: Die beiden Wanderarbeiter George Milton und Lennie Small ziehen auf der suche nach Jobs auf Farmen durchs Land. Sie wollen so das Geld zusammenbringen, um sich gemeinsam ein kleines Häuschen mit etwas Land zu kaufen.

Die beiden Wanderarbeiter treffen auf einer Farm in Soledad, Kalifornien, ein. Sie mussten zuvor von ihrer alten Arbeitsstelle in Weed flüchten: Dort hatte der geistig zurückgebliebene Lennie das weiche Kleid eines Mädchens gestreichelt, was diese fälschlicherweise als sexuelle Belästigung auffasste. George schärft Lennie auf dem Weg zum nächsten Gelegenheitsjob ein, sich im Hintergrund zu halten.

Auf der neuen Farm in Soledad scheinen sie ihrem Traum ein Stück näher zu kommen, als Candy, ein alter, einarmiger Farmhelfer anbietet, mit Lennie und George das Geld zusammenzulegen, um das Haus zu kaufen.

Der Traum zerplatzt, als Lennie wieder etwas Weiches streicheln möchte und aus Versehen ein Leben auslöscht …

Was zu sagen wäre

John Steinbocks Roman "Of Mice and Men", 1937 erschienen, beschreibt zynisch den American Dream, der nie in Erfüllung geht. Der vorliegende Film ist seine vierte Verfilmung. Die Figuren leben alle mit Träumen von einem besseren Leben. Aber den kargen Lohn, den sie bekommen, versaufen sie am Wochenende in der Stadt. George, der etwas cleverer ist als andere Wanderarbeiter, könnte es schaffen. Ein Pendant zu seinem Charakter ist der Vorarbeiter Slim, ein umsichtiger, bedachter Mann, der seine Leute im Griff hat und aufpasst, dass alle gut durch die heißen Arbeitstage kommen. So ein Typ steckt auch in George. Er könnte seinen Traum also erfüllen. Aber George hat Lennie an seiner Seite, den er aus einem nicht näher genannten Grund unter seine Fittiche genommen hat. Mit Lennie, der nichts dafür kann, gibt es regelmäßig Ärger, Sodas auch George nicht vorankommt mit seinen Träumen.

Auch die Frau von Curley, deren Name nie genannt wird, hatte Träume, wollte zu Film, weil ihr irgendeiner erzählt habe, sie sei ein Naturtalent, und sich dann nie mehr meldete. Curley hat sie wohl geheiratet, weil er da war und eine Farm erben wird. Sie langweilt sich und versucht, mit George ins Gespräch zu kommen, was der schweigend ignoriert. Zu Lennie sagt er, diese Frau bedeute nur Ärger. Auch Crooks hat Träume. Er ist der einzige Schwarze auf der Farm, steht in der Hierarchie ganz unten und niemand will mit ihm Kontakt haben. Crooks ist noch einsamer als die anderen Farmarbeiter.

Crooks bringt ein weiteres Thema in die Geschichte: Einsamkeit. Die Wanderarbeiter sind nirgendwo zu Hause, gehören nirgendwo hin, haben keine Familie. Wahrscheinlich liegt darin der Grund, warum sich George rührend um Lennie kümmert. So haben sie sich wenigstens gegenseitig, können sich ihre Träume anvertrauen und diesen nachjagen. Auf der neuen Farm nun prallen die Träume verschiedener Figuren aufeinander und führen in die Katastrophe.

Warum Gary Sinise diesen mehr als 50 Jahre alten Roman nun ein weiteres Mal verfilmt hat, wird nicht klar. Vor einem Jahr hat er auch schon Steinbecks ebenfalls mehrfach verfilmten "Früchte des Zorns" neu verfilmt. Sinise ist ein Mann vom Theater, vielleicht haben ihn die beiden Klassiker, die auch auf Theaterbühnen Erfolge feierten, einfach gereizt. Neues daraus gemacht hat er nicht. Sinise selbst spielt auch den George, dem er aber mit wenig Leidenschaft begegnet. Für einen ständig kämpfenden Verlierer ist sein George zu cool. Die eigentlich Traumrolle hat aber ohnehin John Malkovich ("Schatten und Nebel" – 1991; Gefährliche Liebschaften – 1988; Das Reich der Sonne – 1987; "Tod eines Handlungsreisenden" – 1985; "Killing Fields" – 1984), der den debilen Lennie spielt. Eine schwierige Rolle, weil Schauspieler hier leicht überdrehen können. Malkovich tut das nicht, spielt den Lennie verhalten, lange Zeit merkt man kaum, dass was nicht stimmt. Erst, wenn er mit George Dialoge hat, wird aus dem bulligen, großen Kerl ein kleines Kind, das immer die gemeinsamen Träume erzählt bekommen möchte und nicht weiß, wo im Kontakt zu anderen Menschen die Grenze ist.

John Malkovich spielt beeindruckend. Ist aber auch der einzige. Alle anderen Figuren lassen mich in diesem schwierigen Stück, das in einer anderen, beinahe fremden Zeit spielt, kalt, sodass ich im Kino sitze, unterbezahlten Arbeitern bei der Farmarbeit und dem Leben in der Schlafbaracke zusehe und darauf warte, dass mal was passiert.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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