Ein brutaler Mord ruft die Londoner Polizei auf den Plan: George Maxwell, ein prominenter Theater-Kritiker, wurde in einem aufgegebenen Lagerhaus regelrecht zerstückelt aufgefunden. Der einzige Anhaltspunkt ist ein Plakat für ein Shakespeare-Drama, das nahe der Leiche an einem Bauzaun hängt. Kurz darauf, während Maxwells Beerdigung, taucht der nächste Tote auf. Hector Snipe, ebenfalls Kritiker und Mitglied des renommierten Critic’s Circle, wurde mit einer Lanze aufgespießt und danach von einem Pferd zu Tode geschleift.
Inspektor Boot von Scotland Yard versucht nun gemeinsam mit Peregrine Devlin, dem Vorsitzenden des Critic’s Circle, herauszufinden, wer einen solch grenzenlosen Hass auf die Kritikervereinigung haben könnte. Der einzige infrage Kommende ist der Shakespeare-Darsteller Edward Lionheart. Die Kritikervereinigung enthielt ihm einst den heißbegehrten Preis für den besten Schauspieler vor, und so beging er vor ihrer aller Augen vermeintlich Selbstmord, indem er sich von einem hoch gelegenen Balkon in Devlins Wohnung in die Themse stürzte.
Es stellt sich aber heraus, dass Lionheart mitnichten tot ist, sondern mit einem penibel ausgearbeiteten Plan grausame Rache übt und gemeinsam mit seiner Tochter Edwina die Kritiker, die seine Kunst verkannten, nach Dramen William Shakespeares bestialisch ermordet …
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. So ist das: Wo es Yin gibt, ist Yang nicht fern, es gibt nicht das Eine oder ein Anderes. Kurz: wo Künstler werkeln, beobachten Kritiker deren Tun.
Und diese Nachbarschaft befruchtet sich nicht immer. Manchmal zerstört sie. Karrieren zum Beispiel. Denn das Problem lautet: Der Kritiker sitzt mit seiner Publikation in den Medien am längeren Hebel. Er hat sozusagen das letzte Wort über des Künstlers Werk.
Dieser Film über einen verkannten Großschauspieler und die Gilde der Londoner Großkritiker ist ein herrlicher Spaß – blutig und schwer hinzuschauen bisweilen, aber ein Spaß. 22 Liter Kunstblut wurden vergossen, notiert Vincent Prices Biograf Iain McAsh. "Theatre of Blood" sei ihm der liebste seiner zahlreichen Kinofilme, sagte Price in einem Interview. Das kann man sich gut vorstellen. Er wäre gerne ein großer Shakespeare-Mime geworden.
Aber das Unglück wollte es, dass der Amerikaner aus St. Louis, Missouri früh zum Horrorfilm kam. Das Studium hatte ihn früh nach Europa gebracht, nach Deutschland und nach England. Da lernte er kennen, was es daheim in Missouri nicht gab: die alte Kunst – Rembrandt, Beethoven, Shakespeare – und bald galt sein Streben dem nach der Shakespeare-Bühne. aber auch ambitionierte Schauspieler brauchen was zu essen und müssen die Miete bezahlen.
1939 hatte er seine erste Rolle in "Der Henker von London", Boris Karloff war der Star. Aber es dauerte nicht lange, da war er selbst einer; die Aussicht auf eine Karriere als seriöser Theaterschauspieler war bald blind. Außerdem verdiente er beim Film ordentlich und dem Publikum gefiel seine aristokratische Ausstrahlung. Price (Der Rabe – Duell der Zauberer – 1963; Die zehn Gebote – 1956) drehte einen Film nach dem anderen. In der Internet Movie Data base ist er als Schauspieler in 207 Produktionen gelistet.
Seinen Traum, die großen Shakespeare-Verse zu intonieren, gab er nicht auf. Und also hat ihm Douglas Hickox mit seinen drei Autoren diesen Film auf den Leib geschrieben. Zu versuchen, der Handlung zu folgen, ist sinnlos. Es gibt keine. Hickox inszeniert einen blutigen Mord nach dem anderen – und ich meine "inszeniert". Scotland Yard verhält sich dümmer als die Polizei erlaubt und Diana Rigg versteckt sich meistens hinter einer großen Sonnenbrille unter einer blonden Lockenperücke. Aber Price darf sich als wiederauferstandener Shakespeare-Apologet an seinen Kritikern rächen und natürlich die großen Sätze aufsagen. Price spielt das mit großer Lust an der Grausamkeit. Es wird von Mal zu Mal unappetitlicher.
Aber wie sonst soll man dieser verdammten, arroganten und verblödeten Kritikerkaste beibringen, dass man der größte Schauspieler aller Zeiten ist? Oder der größte Drehbuchautor? Oder der größte Filmregisseur? Und: Nein! Dieser Film ruft nicht dazu auf, kritische Zeitgenossen, die einem unlieb sind, zu töten. Er will nur unterhalten.
Es ist nicht überliefert, dass die Filmemacher am Set den jeweiligen Mordopfern womöglich als Spitznamen die Namen tatsächlich lebender Filmkritiker gegeben haben. Aber vorstellbar wär's.
Denn schließlich werden diese blasierten und beschwipsten Kritiker-Typen auch diesen Film wieder … bewerten.