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Kinoplakat: Das Wunder von Bern
Ein wunderschönes Drama
mit Fußball in der Nebenrolle
Titel Das Wunder von Bern
Drehbuch Sönke Wortmann + Rochus Hahn
Regie Sönke Wortmann, Deutschland 2003
Darsteller Louis Klamroth, Peter Lohmeyer, Lucas Gregorowicz, Katharina Wackernagel, Johanna Gastdorf, Mirko Lang, Birthe Wolter, Peter Franke, Knut Hartwig, Sascha Göpel, Holger Dexne u.a.
Genre Drama
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
16. Oktober 2003
Inhalt

Frühjahr 1954: In einer kleinen Bergarbeitersiedlung in Essen sieht der elfjährige Matthias Lubanski mit seiner Mutter und seinen Geschwistern voller Hoffnung und Sorge der Rückkehr seines Vaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entgegen. Christa Lubanski hat sich und ihre Kinder unter großen Entbehrungen durch Krieg und Nachkriegsjahre gebracht.

Längst hat der fußballbegeisterte Matthias in seinem Idol, dem Essener Stürmer-Star und Nationalspieler Helmut Rahn, einen Ersatzvater gefunden. Als der Taschenträger vom „Boss” verdient sich Matthias ein paar Groschen dazu, und Rahn bestätigt ihm, dass er nur dann gewinnen kann, wenn Matthias als sein Maskottchen bei den Spielen dabei ist. Das nimmt Matthias natürlich für bare Münze.

Im Sommer des Jahres erwartet man in der Schweiz das Aufeinandertreffen der besten Fußballmannschaften der Welt. Während Sepp Herberger und seine Elf zur WM fahren, steht in Essen die Familie Lubanski vor einer Zerreißprobe: Vater Richard bleibt nach seiner Rückkehr verschlossen und aggressiv.

Als die deutsche Mannschaft überraschend ins Finale einzieht, will Matthias unbedingt nach Bern, um Rahn Glück zu bringen - doch Richard Lubanski hat für die Träume seines Sohnes kein Verständnis.

Am 4. Juli 1954 muss sich alles entscheiden ...

Was zu sagen wäre

Farblich durchgehend mit einer Art Patina belegt, wirkt das „Wunder“ in Bild, Atmosphäre und Kulisse tatsächlich wie ein Relikt aus den 50er Jahren.

Ganz unverkrampft kommt die Geschichte daher, erzählt von einer Heimkehr, von einer Familie und von einer Fußball-WM. Dabei tauchen Fußballspiele erst im letzten Drittel auf - zunächst ist nur davon die Rede.

Die hölzern vorgetragenen Dialoge der fußballernden Schauspieler oder der schauspielenden Fußballer sind neben schlechten Effekten der Firma Das Werk die einzigen Negativpunkte des Films. Meine Begleitung merkte aber an: „Was willst Du. Fußballer reden doch so schablonenhaft.“ Da muss ich ihr Recht geben. Die echten Schauspieler sind Klasse, Louis Klamroth als Matthias beeindruckend. Klamroth macht jede Regung in seinem äußerlich unbewegten Gesicht sichtbar.

Das große WM-Finale wurde auf der grünen Wiese gedreht. Die Atmosphäre des bebenden Wankdorfstadions wurde digital in den Film eingebaut. Das ist leider schief gegangen. Das Werk ist nicht so gut wie die Effektschmieden in Hollywood, die erst bei Wasser-Effekten Schwierigkeiten bekommen. Das Stadion vibriert – inhaltlich gewollt, optisch nicht gewollt. Da gibt es die Szene, in der die Frau des Sportreporters der Süddeutschen Zeitung erfährt, welche Namen sich ihr Mann für das kommende Baby ausgedacht hat – gewinnen die Ungarn das Endspiel, so der Handel der beiden Eheleute, darf er die Namen aussuchen – und die daraufhin lautstark die deutsche Mannschaft anfeuert. Das halbe Stadion stimmt in die „Deutschland, Deutschland“-Rufe ein. Dabei saust die Kamera von den Tribünen runter aufs Spielfeld und rund um Fritz Walter. Schön gedachte Szene.

Sie sieht aber aus, wie ein Ausschnitt aus der Atari-Spielkonsole - „Fifa 2002“. Ich meine sogar, die einzelnen Polygonen zu erkennen.

Mit „Das Wunder von Bern“ ist Sönke Wortmann großes Kino gelungen („Der Himmel von Hollywood“ – 2001; St. Pauli Nacht – 1999; Der Campus – 1998; „Das Superweib“ – 1996; „Der bewegte Mann“ – 1994; „Mr. Bluesman“ – 1993; Kleine Haie – 1992; „Allein unter Frauen“ – 1991), das erst am Ende mit der Siegensfeier im Zug etwas auszufransen droht. Da scheint es, als habe Wortmann kein Ende finden wollen, weil's gar so schön ist.

Das Schlussbild zeigt den Zug, mit dem die Weltmeister zurück in die Heimat kommen. Links und rechts unterbrechen Feldarbeiter ihre Arbeit und jubeln den Sportlern zu. Als der Zug am Horizont verschwindet, geht die Arbeit auf dem Feld weiter – und das Leben geht weiter. Ein wunderbares Ende.

Wertung: 6 von 6 €uro
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