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Plakatmotiv: John Wick - Kapitel 4

Ein Ballettfilm, dem die
Dramaturgie ausgeht

Titel John Wick: Kapitel 4
(John Wick: Chapter 4)
Drehbuch Shay Hatten & Michael Finch
mit Charakteren von Derek Kolstad
Regie Chad Stahelski, Deutschland, USA 2023
Darsteller
Keanu Reeves, Donnie Yen, Bill Skarsgård, Ian McShane, Shamier Anderson, Clancy Brown, Marko Zaror, Rina Sawayama, Hiroyuki Sanada, Scott Adkins, Natalia Tena, Laurence Fishburne, Lance Reddick, Bridget Moynahan, George Georgiou, Sven Marquardt, Aimée Kwan u.a.
Genre Action
Filmlänge 169 Minuten
Deutschlandstart
23. März 2023
Website johnwick-filme.de
Inhalt

Profikiller John Wick hat mit seinem Rachefeldzug die halbe Unterwelt gegen sich aufgebracht. Die Hohe Kammer hat genug. Sie setzt den Marquis de Gramont mit allen Vollmachten ein, um Wick endgültig zur Strecke zu bringen. Der verlangt erst einmal Rechenschaft von allen, die Wick geholfen haben – wie Hotelbetreiber Winston und dessen loyalem Concierge Charon.

Der legendäre Auftragskiller versteckt sich derweil bei seinem alten Freund Shimazu in Osaka. Doch dort spüren ihn die Männer des Marquis bald auf. Die werden ausgerechnet von Johns einst bestem Freund begleitet: Plakatmotiv: John Wick - Kapitel 4 Der blinde Caine ist eigentlich ausgestiegen, doch wird nun gezwungen, Jagd auf Wick zu machen. Der hat nur eine Chance, zu überleben.

Doch dazu muss er erst einmal nach Berlin und Paris reisen …

Was zu sagen wäre

Nun ist passiert, was wir mit Kapitel 3 befürchtet hatten: Die Story ist endgültig zu den Akten gelegt. Entscheidend ist die Prügel-&-Schieß-Choreographie, die wieder eindrucksvolle Balletttänze aufführt. Inhaltlich entführt uns "Kapitel 4" in eine Ausrede: Da gibt es diese Geheimorganisation, der sich John Wick, der Titelheld, zu einem bestimmten Punkt in seinem Dasein widersetzt hat und deswegen muss er jetzt sterben. Das wissen wir ja schon seit Kapitel 3.

In "Kapitel 4" gibt es nun eine Art Alleinherrscher. Da ist die ganze schöne Geheimniskrämerei dieser organisierten Killerwelt hinüber, wenn der Marquis in Person des Schauspielers Bill Skarsgård auftaucht. Was der eigentlich will, bleibt bis über den Abspann hinaus unklar, aber bis dahin ist er der Hüter des Regelbuches dieser geheimnisumwölkten Organisation.

Es geht viel um das Regeln einhalten in diesem Film. John Wick hat im Laufe seiner drei Kinofilme die Regeln nicht so richtig und ordentlich eingehalten. Deswegen soll er nun liquidiert werden. Aber er hat eben Leben verschont. Sich als zuverlässig erwiesen, als – horrible dictu – verlässlicher Freund. Deswegen stehen ihm nun, als es darauf ankommt, Freunde zur Seite, die sich erst im Laufe des Films offenbaren – zwischenzeitlich wechseln sie auch mal die Position, sind plötzlich doch die gnadenlosen Killer, als die sie eingeführt wurden.

Der Film feiert das freundschaftliche Vertrauen. Die Welt, die wir erkunden, ist eine, die von Auftragsmördern, deren Auftraggebern und der Männer und Frauen, die das Ganze organisieren, erzählt. Für Wärme ist da kein Platz. Plakatmotiv: John Wick - Kapitel 4 Aber für das, was John Wick da anzubieten hat, der einst aus der Auftragskillerbranche ausgestiegen und nur, weil jemand seinen Hund erschossen hatte, zurück ins Geschäft gekommen war, gibt es viel Platz. Denn auf ihn kann man sich verlassen.

Regisseur Chad Stahelski bleibt seiner Linie aus den drei Vorgängerfilmen treu: Er inszeniert ein Comicheft-Abenteuer mit den Mitteln des zeitgenössischen Action-Dramas. Im aktuellen Film bleiben dem Titelhelden vier Minuten bis zum Sonnenaufgang, um in Paris die Stufen bis zur Sacré-Cœur zu erklimmen, wo er zum finalen Duell antreten soll. Natürlich erwarten ihn unterwegs lauter Killer und FeindFreunde, die ihn zwingen, sich den Weg freizuschießen und die Schießerei dauert im Film ungefähr 40 Minuten, die eingeleitet werden von einer bildgewaltigen Schießerei am von Autoverkehr umtosten Arc de Triomphe de l’Étoile, die nochmal zehn Minuten beansprucht – aber schließlich wird John Wick pünktlich zum Duell erscheinen.

Es geht eben nicht um eine dramatische Story. Niemand will uns irgendetwas sagen über die Zustände in dieser Welt. Bei "John Wick" geht es nur um unterhaltsam inszenierte Action. Das gelingt den Machern gut. Die von Neonlicht beherrschten Kulissen, die dynamische Kameraführung, der schnelle Filmschnitt lassen die fragwürdig erscheinenden 169 Filmminuten kurzweilig verstreichen.

Das vierte Kapitel der John Wick-Saga verbindet die Erfolgsmomente der Vorgänger. Visuell ist dieser Actionklamauk ein Wunderwerk, eine elegante Ballettaufführung schwer bewaffneter Kerle. Inhaltlich ist der Film hinnehmbar; er ist halt kein Kommentar zur politischen Gegenwart – aber als mit den Mitteln des Kinos produzierte Comicerzählung bleibt er freundlich als sozial aus der Zeit gefallenes Abenteuer im Gedächtnis.

Wertung: 3 von 8 €uro
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