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Plakatmotiv: Die Addams Family in verrückter Tradition (1983)

Eine fröhliche Nummernrevue
über Tod, Teufel und die Liebe

Titel Die Addams Family in verrückter Tradition
(Addams Family Values)
Drehbuch Charles Addams & Paul Rudnick
Regie Barry Sonnenfeld, USA 1993
Darsteller

Anjelica Huston, Raul Julia, Christopher Lloyd, Joan Cusack, Christina Ricci, Carol Kane, Jimmy Workman, Kaitlyn Hooper, Kristen Hooper, Carel Struycken, David Krumholtz, Christopher Hart, Dana Ivey, Peter MacNicol, Christine Baranski u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
13. Januar 1994
Inhalt

Die Addams haben Nachwuchs bekommen. Aber die älteren Geschwister Wednesday und Pugsley fürchten, dass einer von ihnen für den Sprössling Platz machen muss, und versuchen deswegen, das neugeborene Mitglied der Familie Addams loszuwerden. Damit die Kinder nicht allzu leichtes Spiel haben, engagieren Morticia und Gomez das Kindermädchen Debbie Jellinsky.

Doch die hübsche Blondine hat ganz andere Sorgen als Kinder zu hüten – geschweige denn diese seltsam geratenen der Addams. Vielmehr hat sie es auf ihren Onkel abgesehen: Fester Addams, der zwar über einen Haufen Geld, aber dafür über umso weniger Erfahrung in Sachen Liebe verfügt.

Um an den reichen Junggesellen heranzukommen, schickt sie das Geschwisterpaar gegen ihren Willen ins Sommercamp. Dort finden die Sonderlinge heraus, dass hinter Debbie jemand ganz anderes stecken könnte. Sie beschließen, aus dem verhassten Camp zu fliehen, um ihren Onkel vor dem angeblichen Kindermädchen zu retten …

Was zu sagen wäre

Die US-Amerikaner sind ein Volk von aufgesetzt guter Laune. Immer strahlen sie, immer finden sie etwas Great! Diesen grenzenlosen Optimismus lernen sie von Kindesbeinen an in den Sommercamps. Einer Einrichtung, die in den Filmen aus Hollywood eine zentrale Rolle spielt. Hier lernen Teenager die erste Liebe. Hier lernen sie, sich vom Elternhaus abzunabeln. Hier sollen sie Spaß und Abenteuer erleben und natürlich den American Way of Life einatmen.

Für die Hauptfiguren der jeweiligen Filme wird ihr Sommercamp zum Albtraum. Mal wird es von fliegenden Piranhas angegriffen, mal von einem verrückten Killer mit Maske, andere erleben das Sommercamp als Fortsetzung des Horrors aus dem Alltag. Im vorliegenden Film erweist sich das Camp als Horror durch gute Laune. Plakatmotiv: Die Addams Family in verrückter Tradition (1983) Für Wednesday und Pugsley, die Jüngsten aus dem Addams-Clan, deren liebste Tagesbeschäftigung darin besteht, anderen menschen auf möglichst schmerzvolle Weise Schaden zuzufügen, deren Eltern sich in Mord-und-Folter-Phantasien ergehen, ist dieses Camp der schlimmste Albtraum, den sie sich vorstellen können.

Wirklich überraschend kommt das nicht. Das war ja das Überraschungsei den ersten "Addams Family" (1991). Gut und Böse, Schlecht und Freundlich hat Barry Sonnenfeld schon damals höchst erfolgreich und unterhaltsam vertauscht und damit das Grundgerüst einer alten TV-Serie auf die zeitgenössische Leinwand übertragen. Das ist auch beim zweiten Mal lustig; der Überraschungsfaktor ist halt weg, dafür gibt es diesmal sowas wie eine echte Handlung, quasi Nummernrevue plus Handlungsstrang: Eine Betrügerin will an den unermesslichen Reichtum der düsteren Familie und macht sich an den debilen Fester ran. Weil die Kinder Wednesday und Pugsley sie sofort durchschauen, werden die in besagtes Sommercamp abgeschoben. Der Rest ist die sich steigernde Frage im Kinosessel, wieso eigentlich niemand aus der Familie irgendwas merkt – außer dem Eiskalten Händchen natürlich (das in der Neuauflage ganze Stuntnummern für sich bekommt), das aber leider nicht sprechen kann; wie hat die Addams-Familie eigentlich bislang in dieser rauen Welt überlebt. Das aber sind natürlich Fragen, die man, geht man in einen Film dieser Art, nicht stellen sollte.

Statt dessen erfreuen wir uns an ein paar hübsch morbiden Gags, daran, dass Hollywood es tatsächlich zulässt, dass ein unschuldig giggelndes Baby von seinen eifersüchtigen Geschwistern andauernd in tödliche Schwierigkeiten gebracht wird, und daran, dass der strahlenden Fröhlichkeit dieser amerikanischen Sommercamps endlich mal auf offener Bühne ihre verlogene Völkerverständigungsmaske vom Gesicht gerissen wird.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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